Formiert euch, Rückt aus!

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Ich führte mein Pferd im Trab neben Thranduil her. Der Elb saß majestätisch auf seinem Hirsch und starrte abwesend in die Ferne. Hinter uns ritt schon eine beachtliche Anzahl an Rohirrim her. Eomer ritt neben seinem Onkel her, der zwei Meter vor uns war und schrie immer wieder "Wir Rücken aus, formiert euch, rückt aus!"

Es war erstaunlich wie schnell die Männer aufbruchbereit waren. Rasch wurden Feuer gelöscht, Waffengürtel umgeschnallt und die Männer schwangen sich auf ihre Pferde. Immer mehr Reiter schlossen sich dem Zug an der sich gen Osten Bewegte. Die Elben hatten glücklicherweise auch Pferde von dem Waldlandreich. Denn anders hätten sie, egal wie schnell Elben auch laufen konnten, das Tempo nicht mithalten können.

Ich trieb mein Pferd zum Galopp an als wir das Lager der Rohirrim verließen. Reiter um Reiter strömte aus dem Wald hervor, hinter dem wir unser Lager aufgeschlagen hatten. Wie ein Fluss umströmte die Reiterarmee die Zelte welche noch auf der Wiese standen. Banner wehten im Wind, Lanzen und Schwerter funkelten im Licht der aufgegangen Sonne. Vielen der Männer war die Angst ins Gesicht geschrieben, aber sie alle erfüllten ihre Eide die sie ihrem König geleistet hatten und ritten in die Schlacht. Wir hatten einen Ritt von drei Tagen vor uns. "Also Thranduil was ist los?" ich ritt noch immer neben ihm her und sah ihn von meinem Pferd aus fragend an.


Er trug dieselbe Rüstung, die er in der Schlacht der fünf Heere getragen hatte, aber der Elb der sie trug war ein völlig anderer. "Gar nichts."
Ich verdrehte die Augen "Hör auf mich anzulügen, du weißt ich merke das!" ich verlagerte mein Gewicht, als mein Pferd über einen umgestürzten Baumstamm sprang.
Thranduil duckte sich etwas um nicht einen Ast ins Gesicht zu bekommen "Ich habe seit Tagen immer wieder denselben Traum." eine Verzweiflung wie ich sie noch nie an ihm gesehen hatte trat in seine Augen "Ein grüner gesunder Baum, der von der Dunkelheit verschlungen wird."

Ich starrte für eine Sekunde lang geschockt in die Luft. Als ich den Männern im Lager erzählte niemand könne in die Zukunft sehen, hatte ich nicht ganz die Wahrheit gesagt. Wirklich alte Elben, so wie Thranduil einer war, konnten manchmal in ihren Träumen einen Blick auf die Zukunft erhaschen. Meist waren die Träume so verworren und voller Rätsel, dass man sie erst verstand, wenn die Zukunft die sie gezeigt hatten eintrat. Aber in diesem Fall war es so klar wie der Bach den wir gerade überquerten. Mit dem grünen Baum war Legolas gemeint und mit der schwärze, der mächtigste und gefährlichste Diener von Sauron, der Hexenmeister von Angmar.
"Thranduil, die Zukunft ist ungewiss." versuchte ich ihm Mut zu machen "es wird nicht so kommen!"

Thranduil nickte "Das hoffe ich, ich habe schon Ithilwen an ihn verloren." ein leichter Tränenflimmer bildete sich in seinen eisblauen Augen "ich könnte es nicht ertragen Legolas auch noch zu verlieren."
Ich griff meine Zügel etwas fester "Das wirst du nicht, versprochen!"
Wir ritten schweigend weiter. Ich würde es nicht zulassen, dass Legolas starb, denn wenn Legolas starb würde ich nicht nur ihn verlieren, sondern auch Thranduil.
Legolas zu verlieren würde ihm das Herz brechen, und kein Elb, selbst kein so starker wie Thranduil überlebt ein gebrochenes Herz zwei Mal.

Ich saß auf dem Boden und aß irgendeine Art von Eintopf. Ich wusste nicht genau was es war, ehrlich gesagt wollte ich es auch gar nicht wissen. Seit zwei Tagen schon ritten wir im höchsten Tempo auf Gondor zu. Morgen schon um diese Zeit würden wir Minas Tirith erreicht haben. Je näher wir der Stadt kamen, desto verzweifelter wurde Thranduil. Auch wenn er nach außen hin so wie immer wirkte, konnte ich es ihm ansehen.

Ich sah auf, als Thèoden und Thranduil mit ihrem Gespräch fertig waren "Wir reiten weiter und die ganze Nacht durch." Thèoden setzte seinen Helm wieder auf und ließ sich sein Pferd bringen. Ich seufzte, wir hatten einige Stunden gerastet und jetzt würden wir wieder reiten. Ich leerte den Rest meines Essens in die Wiese und band mein Pferd los. Schnell schwang ich mich in den Sattel und führte es neben Eomer "Wir werden Minas Tirith bald erreicht haben." ich blickte diesem Ereignis mit gemischten Gefühlen entgegen, einerseits sah ich Kili wieder und nichts machte mich glücklicher. Doch andererseits nagte der Zweifel an mir, dass wir zu spät waren und Minas Tirith längst gefallen war, wenn wir dort eintrafen.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt