.....und nicht nur eine.

214 17 10
                                    

"Nein!" Tränen schossen mir in die Augen. Ich fühlte mich so als würde ich ertrinken. Andrea durfte nicht tot sein "Das ist nicht wahr Kili, sag mir das es nicht wahr ist!" schluchzte ich.
Ich spürte wie er mich in den Arm nahm "Es tut mir so leid."

Ich stieß einen erstickten Schrei aus. Tränen flossen unaufhaltsam aus meinen erblindeten Augen. Ich klammerte mich an Kili fest, wehrte mich gleichzeitig gegen seinen Griff und weinte. Mein Herz fühlte sich so an als wäre es in winzige Splitter zerbrochen. Immer wieder schrie ich, denn anders wurde ich meinen Schmerz nicht los, der mich von innen heraus aufzufressen schien. Kili hielt mich einfach nur fest und verhinderte so dass ich aus dem Bett kippte. Als keine Tränen mehr übrig waren und ich erschöpft war, lehnte ich einfach nur an Kili und schluchzte leise.
Langsam übermannte mich die Erschöpfung, der Trauer und ich dämmerte immer mehr weg, bis ich an Kili gelehnt einschlief.

Ich spürte ein Gewicht auf meinem Bauch als ich aufwachte. Ich machte die Augen auf, doch als ich sie öffnete und nichts sah fiel mir alles wieder ein. Der vergangene Tag schoss mir wieder brennend heiß ins Gedächtnis. Der Tot meiner jüngsten Tochter. Tränen bildeten sich wieder in meinen Augen, ich fuhr mit meinen Händen zu dem was auf meinem Bauch lag. Als ich halblange Haare und eine Schmuckschließe tastete wurde mir klar, dass es Kili war. Ich atmete tief durch und wischte mir die Tränen von den Wangen weg.
Kilis Kopf fing an sich zu bewegen und richtete sich auf, auch wenn ich nichts sehen konnte, wusste ich genau, wie er mich besorgt ansah.
"Wie?" das war das erste das ich sagte seit ich von Andreas Tod erfahren hatte. Ich musste erfahren was geschehen war.

Kili nahm wieder meine Hand "Einer der schwarzen Drachen, sie stand ihm im Weg als er auf Thèoden zuflog."
Meine Lippe fing an zu zittern.

Kili Schluchzte leise bevor er weiterredete "Es blieb nichts von ihr übrig, bis auf ihr Schwert."
Ich keuchte auf, zwei Tränen rannen mir über die Wangen "Wir können sie nicht einmal bestatten." brache ich hervor. Ich klammerte mich an Kilis Hand, die das einzige war, die mich davon abhielt in meiner zerbrochenen Welt verloren zu gehen.

Ich spürte wie Kili seine Hand auf meine Wange legte "Die Bestattung ist in ein zwei Stunden."
Ich atmete tief ein und aus "Dann hilf mir mich anzuziehen." ich setzte mich etwas auf und stellte die Beine aus dem Bett.
Kilis Hand hielt mich sanft zurück "Bist du dir sicher, du bist noch nicht sehr lange aus deiner Ohnmacht aufgewacht."

Ich presste entschlossen die Lippen zusammen "Ich muss mich von ihr verabschieden Kili." vorsichtig stand ich auf, ich hatte Mühe das Gleichgewicht zu halten.
Doch Kili war gleich da und legte einen Arm um meine Hüfte, mit der anderen nahm er meine Hand "In Ordnung, aber schön langsam." er führte mich einige Schritte weit "Wir sind vor einem Waschbecken." er nahm meine Hände und legte sie auf den Rand.

Schon kurz danach hörte ich wie Wasser plätscherte. Ich streckte die Hände aus und spritzte mir etwas davon ins Gesicht. Das Wasser wusch mir die salzigen Spuren der Tränen ab. Kili reichte mir einen Fetzten mit dem ich mich abtrocknen konnte. Rasch fuhr ich mir damit über mein Gesicht und trocknete es so gut ich konnte.
Kili nahm wieder meine Hand und führte mich woanders hin "Vorsicht gleich kommen vier Stufen." warnte er mich vor.

Ich nickte nur, es forderte von mir höchste Konzentration gerade zu gehen. Als wir zu den Stufen kamen stieg ich jede einzelne mit äußerster Vorsicht und sehr zaghaft hinunter, obwohl Kilis Worte mich führten.
"Warte hier kurz." Kili legte meine Hände auf etwas Hölzernes, ein Sessel oder ähnliches. Ich hörte wie er einige Schritte wegging und sich dann mit einem knarzendem Geräusch etwas öffnete. Nur einige Sekunden danach kam er wieder und drückte mir etwas Weiches in die Hände.

Ich tastete etwas, es musste etwas zum Anziehen sein. Schnell half er mir es mir überzustreifen, es war eine Bluse, eine Hose die nach unten hin immer weiter wurde und ein Mieder, welches mir fast bis zum Hals ging. Danach half er mir in meine Stiefel und steckte mir die Haare auf.
Bei Zwergen war es egal ob du ein Zwerg oder Zwergin warst, Frisuren machen konnte jeder.
Als letztes führte er meine Arme durch die Ärmel eines Knielangen Mantels. Als er fertig war nahm ich seine Hände in meine "Danke." hauchte ich. Denn die Angst, dass er mich verließ, war immer noch ganz tief in mir drinnen.

Er drückte mir einen Kuss auf die Hände "Ich würde alles für dich tun."
Ich lächelte leicht, suchte mit meinen Händen nach seinem Gesicht und drückte meine Lippen kurz auf seine. Als wir uns wieder voneinander lösten nahm er meine Hand "Bereit?" murmelt er.

Ich atmete noch einmal tief durch und nickte dann. Ich hatte Angst davor unter Leute zu gehen, Angst, dass ich Kili verlieren würde, denn dann würde ich mich nicht mehr zurecht finden. Ich hörte wie eine Türe knarrend geöffnet wurde und Kili führte mich hindurch. Sofort prasselten Stimmen auf mich ein. Soweit ich von den Geräuschen erkennen konnte, waren wir in einem der vielen Gänge des Palastes in Minas Tirith. Kili führte mich geschickt durch die Menge hindurch. Viele tuschelten leise über mich. Dass sie noch lebt...", "Das Arme Ding.."
Sie dachten ich könnte sie nicht hören, aber das tat ich."


Diese ganzen Geräusche erschwerten mir noch zusätzlich mein Gleichgewicht zu halten. Ich atmete erleichtert auf als wir ins Freie kamen. Ich zog die frische Luft förmlich ein, lauschte den Vögeln die zwitscherten. Ein süßlicher Duft drang an meine Nase, ich blähte die Nasenflügel etwas, es mussten Blumen sein. "Wie sieht es hier aus, beschreib es mir." bat ich Kili.

Er führte mich einige Stufen hinunter "Direkt vor uns steht der Baum der Könige. Er blüht wieder. Auf dem großen Platz sind zwei Scheiterhaufen aufgebaut." er flüsterte etwas, es waren schon viele da, wurde mir klar. Je näher wir kamen, desto mehr drückte die Trauer auf mein Herz.
Auf einmal blieb Kili stehen "Wir sind da." teilte er mir mit.
Ich schluckte. Wieder stiegen Tränen in meine Augen.

"Lasst uns beginnen!" ich zuckte etwas zusammen, als ich plötzlich Aragorns Stimme hörte "Viel haben wir in dieser Schlacht gewonnen. Sauron hat einen tiefen Schlag erlitten." er machte eine kurze Pause "Nie werden wir die vergessen, die für diesen Sieg ihr Leben ließen. Heute gedenken wir Thèoden von Rohan und Andra Durins Tochter."
Mir rollten stumm zwei Tränen die Wangen hinunter. Ein schwacher Windhauch traf auf mein Gesicht und lies meine locker geflochtenen Haare flattern.
Aragorn hob die Stimme etwas "Mögen sie in der Hallen unserer Vorväter auf uns warten."
Ich hörte wie eine Fackel aufflammte "Nein, wartet!" rief ich, machte ein paar Schritte nach vor und fand wie durch ein Wunder alleine den Scheiterhaufen meiner Tochter.

Ich legte meine zitternden Hände auf das Holz "Es tut mir so unglaublich leid." hauchte ich, Tränen rannten mir über die Wangen "es tut mir leid, dass ich dich nicht retten konnte. Die Erinnerung an dich wird niemals verblassen, ich trage sie für immer in meinem Herzen." ich wischte mir die Tränen ab. Mit einer drehenden Bewegung ließ ich einen Feuerball in meiner Hand entstehen "Finde Frieden in Durins Hallen, meine Tochter." murmelte ich, dann schoss ich den Feuerball vor mich und nur Sekunden später hörte ich es knacken als sich das Feuer durch das Holz fraß, auf dem nichts weiter lag als Andreas Schwert. Das geschmiedete Metall war das einzige, was die dunkle Flugkreatur des Nazguls verschont hatte. Das einzige was von meiner geliebten Tochter noch übrig war.

Ich fiel vor dem brennenden Holz auf die Knie und spürte einfach nur das Feuer in meinem Gesicht. Stumm rannen mir weitere Tränen über die Wangen und tropften zischend auf das brennende Holz.
Neben mir wurde Thèodens Scheiterhaufen angezündet. Ich hörte leises Schluchzen, es war von Èowyn, ihren Onkel zu verlieren muss ein schlimmer Schlag gewesen sein.
Nur am Rande hörte ich wie sich die Menge nach einiger Zeit zerstreute. Nach und nach gingen alle. Ich saß noch immer an derselben Stelle und hörte dem Holz beim Abbrennen zu. Solange bis es dem Holz genauso erging wie Andrea. Es zerfiel zu Staub und es blieb nichts von ihm übrig außer die Erinnerung.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Also.....wer von euch braucht ein Taschentuch, der hebe die Hand, ich liefer sie frei Haus :). Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, auch wenn es eher traurig war (hab selbst fast geweint als ich es geschrieben hab.)
Wahrscheinlich kommen am Abend noch ein oder zwei Kapitel.......bis dahin habt noch einen schönen Nachmittag.


Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt