Alfred und übereifrige Wachen machen Probleme

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Ich atmete so flache wie möglich und spitzte die Ohren.
"Halt Warenkontrollte, Papiere bitte." hörte ich eine fremde Stimme.
"Morgen Peridur." antwortete die tiefe Stimme von Bard.
"Ach ihr seid es, habt ihr etwas anzumelden?"
Ich konnte hören, wie Bard quer über das Boot ging "Nein ich bin nur durchgefroren und müde und möchte nach Hause."
"Dann geht es euch wie mir." eine kurze Pause entstand, der Zollbeamte betrachtete wohl die Papiere "Bitte sehr alles in Ordnung."
Ich atmete erleichtert aus, doch ich hatte mich zu früh gefreut "Nicht so schnell!" ertönte eine spitzte Stimme "Hier steht Lieferung von leeren Fässern aus dem Waldlandreich. Nur sind sie nicht leer, nicht wahr Bard."
Ich verkniff mir ein knurren.
"Kommt schon Alfred habt ein Herz, die Menschen müssen essen!" Bards stimme hörte sich etwas hektisch an.

Ich hörte ein platschen und wieder diese unfassbare nervige Stimme "Dieser Fisch ist nicht genehmigt. Leert den Fisch über Bord!"
Ich drückte mich so weit wie ich konnte an den Boden, doch auch das würde nichts helfen. Ich spürte wie mein Fass hochgehoben wurde und verkeilte mich mit Füßen und Armen in dem Fass damit ich nicht einfach herausrutschte. Ich biss die Zähne zusammen um nicht aufzuschreien als die Schmerzen in meinem Rücken immer intensiver wurden.

Bard versuchte immer noch Alfred zu überzeugen "Die Zeiten sind schwer, Essen ist knapp."
"Nicht mein Problem." kam die schnippische Antwort.
Ich wusste jetzt schon, dass ich diesen Menschen hasste.
"Und wenn die Bürger erfahren, dass der Bürgermeister Fisch in den See wirft." Bard musste sich beeilen, ich sah schon Licht durch die Fische durchblitzten "Wenn die Aufstände beginnen, wird es dann euer Problem sein?"
Für kurze Zeit war es still "Aufhören." befahl Alfred und die Männer stellten die Fässer wieder zurück. Erleichtert atmete ich aus. Das war knapp gewehsen.

"Immer der Fürstreiter des Volkes ha Bard, noch habt ihr deren Unterstützung, aber nicht mehr sehr lange." höhnte Alfred.
Das Boot setzte sich wieder in Bewegung. Ich dachte Alfred wäre fertig aber er setzte noch einen drauf "Der Bürgermeister hat ein Auge auf euch Bard, merkt euch das lieber, wir wissen wo ihr wohnt!"
"Ist ne kleine Stadt Alfred, jeder weiß von jedem wo er wohnt."
Ich konnte mir ein grinsten nicht verkneifen. Langsam wurde mir Bard echt sympathisch.
Nach einiger Zeit ging ein Ruck durch mein Fass und es fiel um. Hustend und würgend schnappte ich nach Luft. Auf allen vieren kroch ich aus dem Fass und zog begierig die frische Luft ein.

"Finger weg!" brummte Dwalin neben mir angefressen und zog sich selbst aus dem Fass.
Auch die anderen kamen jetzt aus den Fässern. Milde ausgedrückt waren sie nicht besonders begeistert.
Der Mann der Bard die Fässer abnehmen sollte staunte nicht schlecht, als aus den Fässern lauter Zwerge gekrochen kamen "Du hast sie nie gesehen, sie waren niemals hier." Bard drückte dem Mann eine Münze in die Hand "den Fisch kannst du umsonst haben."

Hastig versicherte ich mich dass meine Haare über meinen Ohren hingen, ich zog schon genug Aufmerksamkeit auf mich wenn sie dachten, dass ich einen Zwergin war, aber eine Zwergin mit den Ohren einer Elbe, es gäbe einen Auflauf, da war ich mir sicher.
"Haltet die Köpfe gesenkt und geht einfach weiter." Bard winkte uns den Steg entlang.
Bilbo sah sich mit großen Augen um "Wo sind wir hier?"
Thorin ging mit schnellen Schritten an ihm vorbei "Das, Meister Beutlin, ist die Welt der Menschen!"

Den Kopf zu Boden gesenkt trottete ich Dwalin hinterher. Versuchte möglichst unauffällig zu sein. Ich ließ den Blick etwas schweifen. Holzwege ermöglichten uns auf dem Wasser zu gehen, zweistöckige Häuser aus Holz waren mit dem Boden des Sees verwurzelt. Einige Kanus lagen in dem Wasserbecken neben uns. Wir waren wohl gerade dabei den Marktplatz zu überqueren. Geschäftig gingen Menschen in dicken Mänteln ihren Aufgaben nach. Sie reparierten Netzte, priesen ihre Waren an, Fisch, Blumentöpfe und noch vieles anderes. Doch dann fiel mein Blick auf eine Gestalt, die eine Art Uniform zu tragen schien und einen Speer in der Hand hielt, eiligst senkte ich den Blick, aber es war zu spät.

"Hey ihr da!" die Wachen hatte uns entdeckt.
"Lauft!" Thorin rannte in eine Richtung davon, zwischen die zahlreichen Marktstände die überall auf dem Platz verteilt waren.
"Halt, im Namen des Bürgermeisters der Seestadt. Ich sagte halt!"
Gekonnt ignorierten wir die Rufe der Wachen und liefen weiter. Die Wachen waren nicht so dumm wie sie aussahen, sie begannen uns einzukreisen.

"Zurück!" brüllte Thorin und verursachte eine Massenkarambulasche aus Zwergen als er sich umdrehte und der Wache ausweichen wollte. Ich schnappte mir ein Ruder und rammte es einer der Wachen in den Bauch, als sie sich zusammenkrümmte zog ich ihm das Ruder über den Kopf. Fili und Kili spannen ein Seil, die zweite Wache stolperte, knallte mit dem Kopf auf den Boden und war außer Gefecht gesetzt. Die dritte wache fiel Dwalins Faust zum Opfer und knallte auf den Boden. Eiligst zogen wir die bewusstlosen Männer hinter die Stände. Gerade noch rechtzeitig denn nun polterte eine größere Gruppe von Wachen gemeinsam mit einem Hauptmann auf den Marktplatz.

Augenblicklich zerstreut sich die Menge und tat so als wäre nie etwas geschehen. Sie mussten den Bürgermeister sehr hassen, wenn sie einer Gruppe Fremder ohne irgendwelche Fragen zu stellen halfen. Ich kauerte mich an die Wand des Standes und umklammerte das Ruder fester. Ich schwor mir meine Kräfte nur im größten Notfall zu gebrauchen, denn ein Brand auf der Seestadt wäre verheerend und ich war mir nicht ganz sicher ob ich noch genug Kraft hatte das Inferno das ich verursachen würde wieder unter Kontrolle zu bekommen.
"Jeder bleibt wo er ist, niemand rührt sich vom Fleck!" der Mann der wohl der Anführer der Wachen war, trug einen rot-blauen Harnisch unter dem sich sein Bauch auffällig wölbte.
Der Trupp der Wachen kam in unsere Richtung, sich eher weniger höflich seinen Weg durch die Menge bahnend.

Bard hatte sich bis jetzt ziemlich im Hintergrund gehalten, doch jetzt tat er so als würde er zufällig des Weges kommen und lief natürlich unabsichtlich in den Hauptmann hinein "Brager, Sauri...."
"Du?" der Mann musterte den Braunhaarigen vor ihm misstrauisch "Was heckst du hier aus Bard?"
"Was ich?" Bard besaß ein außerordentliches Schauspieltalent und schaffte es tatsächlich überrascht auszusehen "Ich hecke gar nichts aus."
Die Wache neben mir kam langsam wieder zu sich. Noch bevor ich ihr mit dem Ruder eines überziehen konnte, schmiss die Frau des Standes hinter dem wir uns versteckten, natürlich rein zufällig und ohne hinzuschauen, einen Blumentopf hinunter. Er landete genau auf dem Kopf der Wache und schlug sie wieder Ohnmächtig.

"Ja klar!" so unauffällig war die Aktion wohl doch nicht gewesen, Brager schubste Bard aus dem Weg und setzte seinen Weg fort. Alles was er fand, waren Verkäufer die ihre Arbeit taten, denn sie hatten ihre Kisten so hingestellt, dass sie die bewusstlosen Wachen verdeckten. Ich dankte im stillen Eru und Mahal den Bewohnern der Seestadt.
"Hey Brager." Bard hielt ein Unterwäschenoberteil hoch "Darin würde deine Frau sehr schön aussehen."

Das ging unter die Gürtellinie, aber ich konnte mir trotzdem ein Grinsen nicht verkneifen.
Gedemütigt, mit angeknackstem Ego starrte Brager auf das Kleidungsstück "Was weißt du von meiner Frau?"
Bard zuckte mit den Schultern und sah ihn verständnislos an "So viel wie jeder Mann in der Stadt."
Knurrend rupfte Brager ihm das Korset aus der Hand und stampfte davon, so sah er nicht, wie der Kahnfüherer erleichtert ausatmete. "Kommt schon weiter." er deutete uns mit einer Hand die Richtung, in die wir gehen sollten und ging in die Seitengasse voran.

Einer nach dem anderen folgten wir Bard, durch die Straßen, dessen Stege so schmal waren, dass immer nur eine Person auf ihr Platz hatte.
"Wir sind gleich bei meinem Haus." Bard hielt sich an einem Holzbalken über ihm fest und spähte auf die Hauptstraße hinaus, als plötzlich ein Junge von ungefähr vierzehn Jahren auf uns zugelaufen kam. Er hatte braune Haare, war hochgewachsen und hatte dasselbe Funkeln wie Bard in den Augen, es musste sein Sohn sein.
"Vater." bestätigte der Junge meine Vermutung als er Bard begrüßte "unser Haus, es wird beobachtet!"

Bard fuhr sich leise fluchend mit der Hand übers Kinn.
Ich lehnte mich einfach gegen die Hauswand neben mir und versuchte nicht an meinen schmerzenden Rücken zu denken oder dran, dass ich nur einen Falschen Schritt zu tuen brauchte um im See zu landen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf Kili, der etwas blass geworden war und sich abmühte mit uns Schritt zu halten. Ich konnte nur hoffen, dass der Pfeil nicht vergiftet gewesen war.
"Ich hab eine Idee." Bard drehte sich zu uns um "Aber sie wird euch gewiss nicht gefallen."
Ich schnaubte, was konnte schlimmer sein als von totem Fisch umgeben in einem Fass zu stecken?

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Für alle die sich fragen wer Mahal ist, er ist quasi so der Gott der Zwerge, da er sie sozusagen erschaffen hat, ganauso wie Eru die Elben erschaffen hat.
Habt noch einen schönen Abend.😅😂🤣

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt