Thorin Eichenschild

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Bewusst hielt ich mich im Hintergrund der Zwerge die zu der Türe liefen um ihren Anführer zu begrüßen. Meine Ohren ließ ich sichtbar, Thorin sollte von Anfang an wissen was ich bin. Und wenn er mich deswegen nicht dabeihaben wollte, dann würde ich genauso schnell aus dem Auenland verschwinden wie ich es betreten hatte. 

Bilbo öffnete die Türe und da stand er. Thorin Eichenschild, derjenige der Arzog dem Schänder die Stirn geboten hatte, als alle Hoffnung verloren schien. Ich hatte nur Geschichten gehört. Aber Arzog soll ein bleicher Ork sein, genau wie derjenige der meine Heimat zerstört und meine Mutter auf dem Gewissen hatte. Oder um es besser auszudrücken Arzog war ein bleicher Ork. Dieser Abschaum war vor langer Zeit seinen durch Thorin zugezogenen Wunden erlegen.

"Gandalf." der Zwerg neigte den Kopf und legte seinen Umhang ab "Das hier ist schwer zu finden, ich hab mich verlaufen. Zwei mal." er reichte seinen Umhang an Kili weiter, welcher ihn eiligst auf einen Hacken hängte.
Ich musste mich sehr zusammenreißen um nicht loszuprusten. Thorin sollte mich nicht noch mehr hassen als er es aufgrund meines Blutes sowieso schon tat.

"Das ist er nun." der Zwerg sah Bilbo skeptisch an "Das ist der Hobbit." er fing an den armen zu umkreisen, was Bilbo nicht gerade zu gefallen schien "Er sieht eher aus wie ein Bauer, nicht wie ein Meisterdieb." Immer noch skeptisch sah Thorin auf Bilbo herunter, buchstäblich, denn der Zwerg überragte den Halbling um gut einen Kopf.

Meine Hirnräder fingen an zu arbeiten "Wozu würden wir einen Meisterdieb brauchen?" fragte ich mich selbst, mir viel keine Antwort ein.
Thorin war fertig damit Bilbo zu umkreisen "Sagt mir Herr Beutlin welche Waffe führt ihr."
Ich hatte Mitleid mit dem Hobbit der unter dem Blick des Zwerges quasi zu schrumpfen schien "Ich werfe ganz elegante Steine."
Thorin schüttelte den Kopf, dann schien sein Blick auf mich zu fallen "Oh nein Gandalf vergiss es."

Obwohl ich von seinen Vorurteilen wusste, versetzten mir seine Worte doch einen kleinen Stich "Freut mich auch euch kennen zulernen Thorin Eichenschild."
Thorin ging nicht auf meine Begrüßung ein und funkelte weiter Gandalf an, der zeigte sich allerdings unbeeindruckt "Sie kommt mit, wir brauchen sie."
Thorin murrte und setzte sich dann aber doch an den Tisch. Mit Gandalf wollte sich selbst Thorin Eichenschild nicht diskutieren, wenn sich der Zauberer etwas in den Kopf gesetzt hatte.

Ich zog ein Messer heraus und fing an es Gedankenverloren durch meine Finger wirbeln zu lassen während ich Gandalfs Monolog lauschte. Jetzt wusste ich auch wieso er mich dabeihaben wollte. "Hohlt euch eure Heimat zurück." schloss der Zauberer.
Mein Messer stoppte in meinen Fingern, denn ich wusste genau, was, oder eher wer, in diesem Berg lauerte, ich wusste genau wieso Gandalf mich unbedingt dabei haben wollte. Denn im Kampf gegen einen Drachen war jemand der Feuerfest war nicht vom Nachteil.

Ich war so in Gedanken, dass ich den Verlauf des Gespräches nicht wirklich mitbekommen hatte, aber anscheinend hatten sie Bilbo einen Vertrag gegeben, den er gerade durchlas "Es wird keinerlei Haftung übernommen für, Quetschungen, Ausweidung" er schluckte schwer und blätterte weiter "Verbrennung!" brachte er quiekend hervor und sah uns entsetzt an.

"Tja Smaug schmilzt dir im Handumdrehen das Fleisch von den Knochen." Bofur machte es nicht gerade besser "Stell dir einfach einen geflügelten Ofen vor, ein helles Licht, ein kleiner Pikser und puff du bist nur noch ein Häufchen Asche."
Bilbo starrte den Zwerg einfach nur an "Nö." dann fiel er um und schlug auf den Boden auf.
"Sanfter gings nicht, oder? „beschwerte ich mich bei dem Zwerg, von dem ich genau wusste, dass er mir auf die Narbe starrte, die quer auf meiner Wange prangte und von einem Ork, der mich vor Jahrzenten im Schlaf überrascht hatte, stammte.

Geräuschvoll stand ich auf, schnappte mir meine Waffen und meinen Umhang und ging hinaus aus dem Haus. Ich streckte mich hinter dem Haus auf der Wiese zum Schlafen aus. Ich wollte nicht aus Versehen Bilbos Haus abfackeln wenn ich einen Albtraum hatte. Mit verschränkten Beinen starrte ich auf die Sterne und lauschte dem Lied der Zwerge. Es war so anders als all die Lieder die ich bis jetzt gehört hatte. 

Sie sangen von ihrer verlorenen Heimat, von dem Tag an dem Smaug kam. Tief und gefühlvoll klangen ihre Stimmen durch die stille Nacht.
Ich gähnte ausgiebig und zog die Beine etwas an. Ich würde es niemals zugeben aber der Gesang der Zwerge wiegte mich langsam aber sicher in den Schlaf. Meinen Umhang über mich gebreitet, mit der Hand auf meinem Schwert schlief ich ein.

Meine Instinkte rissen mich aus dem Schlaf, ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und zog reflexartig mein Schwert und hielt es meinem Angreifer an den Hals.
"Ganz ruhig, bitte enthauptet mich nicht." hörte ich Kilis erstickte Stimme.

Verschlafen steckte ich mein Schwert wieder weg und fuhr mir durch die Haare "Brecht ihr auf?"
Der Zwerg nickte und rieb sich etwas den geröteten Hals. Als ich mich umdrehte, sah ich einige Ponys und Gandalfs Pferd neben meinem stehen. Obwohl man mein Pferd wohl eher als zu großes Pony betrachten könnte, so klein wie es war. Ich rappelte mich auf und richtete meinen Umhang "Habt ihr Bilbo überzeugen können?" erkundigte ich mich, hoffend dass der Hobbit mitkam, denn bei einer Sache hatte Gandalf recht, Hobbits waren so leichtfüßig, dass nicht einmal Elben sie hören konnten, wenn sie es nicht wollten.

Kili zuckte mit den Schultern "Wir haben ihm den Vertrag dagelassen, aber wir können ihn nicht zwingen. " er fing an zu grinsen als er sich auf sein Pony schwang "Wir haben Wetten abgeschlossen ob er kommt, ziehst du mit? " er zügelte sein Pony etwas und lenkte es zu den anderen.

Auch ich schwang mich auf mein Pferd "Klar." ich war sehr gut darin jemanden einzuschätzen, meistens rettete es mir das Leben und ich hatte so ein Gefühl, dass wir Bilbo nicht zum letzten Mal gesehen hatten. "Ich glaube er kommt noch." Mein Blick fiel auf Kilis Rücken, an dem ein Bogen befestigt war, eine sehr ungewöhnliche Waffe für einen Zwerg.

Thorin führte den Zug an und ritt los, viele der Hobbits starrten mich an, als ich neben Bofur durch Beutelsend ritt. Felder zogen an uns vorbei, Wiesen und Bäche, je weiter wir uns vom Auenland entfernten desto schroffer wurde das Gelände. Als wir ungefähr an der Stelle waren wo ich am Vortag das Reh gesehen hatte, trug ein Windstoß schnelle Schritte an mein Ohr. Sie waren zu leicht für Orkfüße. Ich musste grinsen als ich zwei Sekunden später Bilbos rufe hörte "Wartet auf mich, wartet."

Man konnte Thorin seine Überraschung ansehen, aber er hielt an und wartete bis Bilbo zu uns aufgeschlossen hatte.
"Ich hab ihn unterschrieben." der Hobbit hielt Balin den Unterschriebenen Vertrag hin.
Prüfend sah der alte Zwerg den Vertrag durch "Es schein alles in Ordnung zu sein." der Zwerg reichte Bilbo seinen Vertrag zurück "Willkommen Herr Beutlin in der Gemeinschaft von Thorin Eichenschild."
"Gebt ihm ein Pony." befahl Thorin bevor er seines wieder antrieb und weiterritt.
"Oh nein danke das ist nicht nötig" wehrte sich Bilbo gegen das Pony "Ich bin auch ganz gut zu Fuß."

Kopfschüttelnd ritten Kili und Fili an ihm vorbei und hoben ihn aufs Pony. Der Arme sah so verloren auf dem Pony aus, dass ich etwas schneller ritt und zu ihm aufschloss.
"Du scheinst nicht sehr vertraut mit Pferden zu sein?" stellte ich das offensichtliche fest, denn er hielt die Zügel viel zu verkrampf und rutschte fast vom Sattel.
Er nickte zögernd "In Beutelsend gehe ich eigentlich immer zu Fuß." er rutschte fast aus dem Sattel.
"Du musst die Zügel lockerer halten, solange du ihm keine andere Richtung vorgibst läuft das Pony sowieso geradeaus." fing ich meine Reitstunde an. „Außerdem lenkst du mit deinem Gewicht, in die Richtung in die du dich lehnst in die geht dein Pferd."
Bilbo nickte. Schaute aber überrascht auf, als plötzlich Geldbeutel hin und her geschmissen wurden, ich streckte meine Hand aus und fing meinen Gewinn auf, den ich in meiner Gürteltasche verstaute. Auf Bilbos fragenden Blick lachte ich "Wir haben gewettet ob du noch kommst." klärte ich ihn auf.

"Was hat Gandalf gesagt?" genau in dem Moment in dem Bilbo die Frage stellte fing Gandalf einen Beutel mit Geld auf.
"Da hast du deine Antwort. Gandalf verliert nicht so schnell den Glauben in Leute die ihm wichtig sind."

Ich erinnerte mich an mich selbst, als ich damals zerbrochen, gezeichnet von dem Massaker meines Dorfes mit Gandalf herumgezogen war. Er hatte mich nie aufgeben, und ohne ihn wäre ich nicht das was ich heute bin. Ohne ihn wäre ich nicht einmal mehr am Leben.
Wir verließen das Auenland, doch unsere Reise hatte erst angefangen, denn bis zum Erebor hatten wir noch einen langen Weg vor uns.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt