Ein Feind wird zum Freund

602 30 24
                                    

Ich verband mit routinierten Handgriffen die Wunde von einem frisch angekommenem Elben. Es waren etwa drei Wochen seit der Schlacht vergangen. Thranduil war wieder genesen und man konnte förmlich sehen, wie sehr er sich verändert hatte, alle konnten es sehen. Er lachte immer öfter ein echtes Lachen, seine Beziehung zu Legolas wurde von Tag zu Tag immer besser. Langsam wurde es für mich Zeit wieder zum Erebor zurückzukehren. Ich zog den Verband fest was dem Elben ein knurren entlockte.
Da fiel mir etwas ein, was ich unbedingt wissen wollte "Sagt mir, wie steht es um den Erebor?" ich konnte mir vorstellen, dass jeder einzelne Zwerg mit den wiederaufbauarbeiten beschäftigt war.

Der Elb vor mir hielt sich etwas den Arm "Die Zwerge sind damit beschäftigt ihr Königreich wieder aufzubauen, aber ihnen sowie Tal werden bald die Vorräte ausgehen."
Ich nickte, so etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht. Doch ich hatte auch schon eine Idee wie dieses Problem zu lösen war. Ich machte mich auf den Weg in den Thronsaal, inzwischen fand ich mich schon ziemlich gut in den Hallen zurecht und verlief mich nicht mehr ständig. Thranduil unterhielt sich gerade mit dem Hauptmann der Wachen "War das die letzte Gruppe?" Thranduil hatte in letzter Zeit seine Dramatik um hundert Prozent reduziert. Er trug heute eine schwarze Lederhose mit einem Roten Oberteil und einer ästernen Krone in der einige grünen Blätter steckten.
"Ja mein König." antwortete der Hauptmann der Wachen. Die meisten Elben waren schon vor Wochen wieder eingetroffen und nur die wenigsten hatten noch Folgen von der Schlacht vorzuweisen.

"Danke Feren." Thranduil nickte dem Elb zu, dabei fiel sein Blick auf mich "Leona, wie ich sehe kommt die Heilkammer auch ohne dich aus." grinste er.
"Ja das wird sie auch in Zukunft müssen." ich ging die Stufen zu dem Vorsprung hoch "Ich werde wieder zum Erbor aufbrechen und hätte eine Idee, die du dir unbedingt anhören solltest."
Thranduil schickte Feren mit einer Handbewegung weg und lümmelte sich elegant, die zwei Wörter stehen zwar im völligen Widerspruch, aber Thranduil schaffte es irgendwie genauso auszusehen, auf seinen Tron "Lass hören."

Ich lehnte mich etwas an den Tisch an "Den Zwergen gehen bald die Vorräte aus und du wolltest Thorin doch beweisen, dass du dich geändert hast." ich machte kurz eine Pause bevor ich fortfuhr "Nichts würde das besser zeigen, als wenn du mit mir kommst und ihnen Vorräte gibts und vielleicht auch etwas bei dem Wiederaufbau helfen würdest." ich sah förmlich wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten.
Er legte die Stirn in Falten "Das ist an sich eine gute Idee, aber was macht dich so sicher, dass die Zwerge meine Hilfe auch annehmen?"
Ich grinste "Das überlass einmal mir." Thorin war zwar stur, aber er wollte auch das Beste für sein Volk. Und da man mittlerweile wieder halbwegs vernünftig mit ihm reden konnte, würde ich ihn schon irgendwie davon überzeugen können sich von Thranduil helfen zu lassen.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Königs "Ich werde alles arrangieren." er stand von seinem Thron auf "Aber Leona." er drehte sich noch einmal um "Das Fleisch organisierst du."

Grinsend nickte ich. Schon alleine bei dem Wort lief mir das Wasser im Mund zusammen. Die Elben im Düsterwald, waren zwar keine reinen Veganer so wie die Bruchtaler Elben, aber Fleisch zu essen liegt einfach nicht in der Elbischen Natur. Ich sah Thranduil nach, wie er eine Wache zu sich winkte und ein kurzes Gespräch mit ihr führte. War früher Angst in den Augen der Wachen zu sehen gewesen, wenn sie mit Thranduil redeten, so war jetzt nur noch Respekt zu sehen. Die Wache ging schnellen Schrittes davon, soweit ich es beurteilen konnte in die Richtung der Küche. Ich machte mich auf den Weg zur Waffenkammer um mir Pfeil und Bogen zu hohlen. Denn das Fleisch würde ich erst erlegen müssen.

Auf meinem Weg zur Waffenkammer kam ich an vielen Elben vorbei, die mir zunickten. Viele von ihnen hatte ich in den letzten Wochen wieder zusammengeflickt. Suchend ließ ich meinen Blick durch die Waffenkammer gleiten, schon nach kurzer Zeit entdeckte ich die Bögen. Der Bogen war beim Kämpfen nicht gerade meine bevorzugte Waffe, aber fürs jagen war mein Schwert ziemlich ungeeignet, schließlich wollten wir das Fleisch am Ende ja auch noch Essen und nicht die Reste von einem zerstückeltem Tier kratzen müssen. Gedankenverloren strich ich über das Schwert meiner Mutter, welches Thranduil mir, sobald er stark genug gewesen war um Befehle durch die Gegend zu brüllen, wieder bringen ließ. Ich griff nach einem der Bögen und fuhr über seine gedrehte Sehne. Probeweise spannte ich ihn, es ging mir leicht von der Hand.

Ich schnappte mir einen Köcher, schulterte ihn und machte mich auf den Weg in die Halle in der die Karren aufbewahrt wurden. Ich konnte ja schließlich nicht alle Tiere alleine zurückschleppen. Nachdem ich mir einen ausgesucht hatte, ließ ich mir zwei Pferde davor spannen, einen Rappen und einen Fuchs und schnalzte mit den Zügeln. Als ich in den Düsterwald hinausfuhr sah ich mich erstaunt um. Seit der Schlacht hatte sich die Krankheit des Waldes mehr und mehr verflüchtigt. War in diesem Wald vor wenigen Wochen noch jeder verloren gewesen, der auch nur einen Schritt vom Weg abgekommen war, so war die Luft jetzt wieder klar. Wind strich mir durch die Haare und meine Ohren fingen die verschiedensten Waldtiere auf. Auf einer etwas größeren Lichtung hielt ich an. Ich schnappte mir den Köcher und hängte ihn mir über meinen Rücken. Ein langes Seil, welches ich für Fallen verwenden würde, hängte ich mir an meinen Gürtel.

Nachdem ich auf dem Boden einige Fallen für kleinere Waldtiere ausgelegt hatte, schlich ich mit gespanntem Bogen durch den Wald. Ich lauschte auf jedes noch so kleine Geräusch. Ein Knacken machte mich auf einen riesigen Hirsch aufmerksam. Er fraß nichts ahnend ein paar Blätter von einem Baum. So langsam ich konnte hob ich den Bogen, zielte und ließ den Pfeil fliegen. Ich traf den Hirsch in seinem linken Auge, dort wo ich wollte. Er war sofort tot. Mit einem dumpfen Geräusch brach der Hirsch auf dem Waldboden zusammen. Schnell rannte ich zu ihm und kniete mich neben das tote Tier "Hanna mellon, albeth lenn." murmelte ich bevor ich den Pfeil aus ihm herauszog.

Ich strich dem Tier sanft die Augen zu und hob es dann über meine Schultern. Mit einem leichtem Rumps legte ich den Hirsch auf dem Karren ab. Ich schlug ein Fell über ihn, das würde die anderen Tiere fernhalten. Ich beschloss, dass es an der Zeit wäre die Fallen durchzugehen. Den Bogen und die Pfeile ließ ich im Karren zurück und nahm stattdessen ein Messer in die Hand, mit dem ich die Seile der Fallen durchschneiden könnte. Ohne das kleinste Geräusch ging ich den Weg von vorher noch einmal ab, es hatten sich einige Hasen und Eichhörnchen in die Fallen verirrt, sogar ein Fuchs. Ich schnitt sie allesamt los und band sie an den Füßen zusammen, nachdem ich mich für ihr Opfer bedankt hatte.

Die Sonne war schon kurz davor unterzugehen, ich beschloss, dass es für heute reichte, meine Ausbeute war sowieso nicht so schlecht. Ich setzte mich, ein Bein angezogen, auf den Vorsprung des Kutschers und schnalzte mit den Zügeln. Kurz bevor ich aus dem Wald herausfuhr, konnte ich einen Blick auf den Erebor erhaschen. Mein Herz zog sich vor Sehnsucht nach Kili und den anderen zusammen. Aber ich lächelte auch bei dem Gedanken, sie bald wiederzusehen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Hanna mellon, albeth lenn. =  Danke mein Freund und gute Reise.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt