.....der fünf Heere

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Es war so als würde sich die Welt in Zeitlupe abspielen. Ich sah wie Azog mit seiner Schwertprotese ausholte. Ich riss das Messer aus meinem Ärmel und schleuderte es so fest ich konnte, es traf sein Ziel in Azogs Schulter. Der Ork brüllte vor Schmerz auf. Seine Hand rutschte ab und seine Klinge bohrte sich in Filis Seite anstatt in sein Herz. Auf schwarzer Sprache fluchend ließ der Ork Fili fallen und riss sich das Messer heraus. Ich schrie entsetzt auf. Fili landete mit einem hässlichen Knacken auf dem eisigen Boden. Direkt vor seinem Bruder. Die Gesichtszüge des jüngeren Zwerges verzogen sich vor Wut und er rannte los.

"Kili kommt zurück!" kreischte ich, aber er war nicht aufzuhalten. Alles in mir drängte danach ihm nachzulaufen, aber ich musste Fili helfen. Ich rannte zu dem Zwerg, der sich mit aller Kraft ans Leben klammerte. Ich kniete mich neben Fili nieder, Blut troff aus der Wunde an seiner Flanke. Eines seiner Beine war in einem unnatürlichem Winkel verdreht. Es fiel ihm schwer zu atmen "Finde Kili." presste er heraus.

Ich schüttelte den Kopf "Nicht reden, halt einfach still." ich legte meine Hände auf seine Wunde und fing an Heilformeln zu murmeln. Ich gab im Gewissen Sinne einen winzigen Teil meiner Unsterblichkeit auf und übertrug ihn auf Fili. Erleichtert beobachtete ich wie sich die Wunde schloss. Ich drückte Fili einen meiner Dolche in die blutverschmierte Hand "Greif nur an, wenn es unbedingt nötig ist, du musst dich noch ausruhen." schärfte ich ihm ein. Schwach nickte der Blonde.
Hastig sprang ich auf und rannte los. Fili war außer Lebensgefahr das, hieß ich konnte endlich dem Drang nachgeben Kili suchen zu gehen. Ich rannte denselben Weg entlang, den Kili zuvor genommen hatte. Immer wieder schrie ich nach ihm. Den Orks denen ich in den engen Gängen des Turmes über den Weg lief schlitzte ich kurzerhand die Kehlen auf. Ich stolperte aus einem der Gänge hinaus und fand mich auf einem Felsvorsprung wieder, der in eine tiefe Schlucht führte.
"Kili!" brüllte ich wieder. Verzweifelt ließ ich meinen Blick über die Felsen schweifen, doch es war zu nebelig um etwas zu erkennen. Plötzlich hörte ich die Geräusche von Klingen die sich kreuzten. Ich umklammerte meinen Schwertgriff fester und setzte an die Steinstiegen hinauf zu hechten.
Wie aus dem Nichts explodierte Schmerz in meinem Rücken. Mir wurde die Luft aus den Lungen gepresst. Mit einem Stöhnen krachte ich gegen eine Felswand.

Hustend kämpfte ich mich auf die Knie und tastete nach meinem Schwert. Als ich meinen Kopf hob, konnte ich verschwommen Bolg erkennen, der mit einem siegessicheren Grinsen auf mich zukam.
Ich rappelte mich wieder auf und ging mit meinem Schwert auf ihn los. Schlag um Schlag ließ ich auf ihn niedersausen, er wehrte sie alle ab. Für einen Moment ließ ich meine Deckung sinken. Mehr brauchte es für Blog nicht. Brutal schlug er mir das Schwert aus der Hand und packte mich am Hals. Mühelos hob er mich hoch. Nach Luft ringend strampelte ich mit den Beinen und tastete mit zitternden Fingern nach einem Messer. Erst als ich schon anfing Punkte zu sehen spürte ich das kalte Metall der Waffe in meinem Ärmel. Mit letzter Kraft zog ich das Messer und rammte es ihm ins Auge.

Brüllend schleuderte er mich gegen die Steinwand. In meinem Kopf drehte sich alles, etwas Warmes rann meinen Kopf hinunter. Würgend nach Luft ringend kroch ich auf allen vieren über den Boden rückwärts und suchte verzweifelt nach einem Messer, einem Dolch, irgendeine Waffe. Plötzlich spürte ich die Felswand in meinem Rücken. Mit aufgerissenen Augen starrte ich auf Bolg, der mit gezogener Waffe auf mich zukam. Mein Messer steckte noch immer in seinem Auge, Blut tropfte über sein Gesicht. Mit zitternden Händen versuchte ich eine Feuerwelle zu erschaffen. Doch die stundenlange Schlacht hatte mich ausgelaugt. Mehr als eine winzige Flamme brachte ich nicht zu Stande. Verächtlich lachte Arzogs Spross auf und hob seine Klinge um mir den Todesstoß zu versetzten.

Plötzlich sprang irgendjemand auf Bolgs Schultern, ich brauchte einen Moment um zu begreifen, dass es Kili war.
Er riss mein Messer aus Bolgs Auge und versenkte es in seiner Schulter. Knurrend schleuderte der Ork Kili von sich. Mit einem Stöhnen landete er auf den Steintreppen. Rasch hatte er sich wieder aufgerappelt und griff Bolg erneut an. Als wäre Kili bloß ein Kind schlug Bolg ihm seine Waffe aus der Hand und packte ihn am Hals. "KILI!" schrie ich verzweifelt. Ich kämpfte mich die Wand hoch. Bolg hob seine Waffe, auf Kilis Brust zielend.

Schreiend sprang ich auf Bolgs Schultern, verschränkte die Füße vor seinem Oberkörper und umklammerte mit brennenden Händen seinen Kopf "Geh!" brüllte ich Kili zu.
Ich klammerte mich mit den Füßen an dem tobendem und quiekenden Ork fest und setzte immer noch seinen Kopf in Brand.
Bolg taumelte herum. Zu spät erkannte ich, dass er sich auf den Abgrund zubewegte.
Ich wollte abspringen, doch der Ork umklammerte meine Füße mit seinen Händen und lies sich mit mir über die Kante fallen.
Ich hörte wie Kili nach mir schrie, wie seine Stimme immer leiser wurde. Ich spürte den Wind wie er durch meine Haare strich. Durch den Wind erlosch mein Feuer. Doch es war nicht mehr von Bedeutung. Bolgs Kopf war bloß noch ein verbrannter, dampfender, kohlrabenschwarzer Haufen Fleisch. Selbst wenn er noch nicht vollständig tot war, der Aufprall würde ihn mit Sicherheit in das Reich der Toten befördern. Angeekelt stieß ich Bolgs schlaffen Körper von mir.

Ich sah nach oben, ich konnte Kili erkennen der immer kleiner wurde. Ich kniff die Augen zu. Nie hätte ich gedacht, dass ich auf diese Weise sterben würde. Tränen traten mir in die Augen, bei dem Gedanken Kili in der Welt der Lebenden zurückzulassen. Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt mich bei ihm zu entschuldigen. Für das was ich getan hatte, für meinen Verrat an ihm. Ich würde sterben ohne je zu erfahren ob er mir verziehen hatte.

Plötzlich spürte ich keinen Wind mehr. Ich fiel nicht mehr. Vielleicht war ich ja unten angekommen, aber das würde mehr wehtun, oder etwa nicht, vielleicht war ich ja auch schon tot?
Vorsichtig öffnete ich die Augen, ich konnte nicht glauben was ich sah. Ich schwebte in der Luft. Wie konnte das sein? Doch noch verwirrender als die Tatsache, dass ich nicht tot war und in der Luft schwebte, war ein Schatten, der auf die Steinwand vor mir fiel.
Ich verrenkte meinen Kopf und sah auf meinen Rücken. Feuer wand sich in der Form von zwei Flügeln aus meinem Rücken hervor. Vorsichtig bewegte ich sie und schoss in den Himmel. Der Gegenwind trieb mir Tränen in die Augen. Schwankend, mit den Armen rudernd schwebte ich in der Luft.
Ich war so hoch, dass ich alles überblicken konnte. Thorin kämpfte auf dem zugefrorenen Fluss gegen Azog. Ich sah Kili wie er den Kopf in den Nacken gelegt hatte und zu mir hochstarrte. Ich lehnte mich unsicher nach unten und schoss auf den Boden zu. Kurz bevor ich auf dem Boden aufschlug riss ich meine Schultern nach hinten, meine Flügel spannten sich auf und ich landete neben Kili, wobei ich einen kleinen Krater hinterließ.
Mit gesenktem Kopf wandte ich mich Kili zu und lies meine Flügel wieder verschwinden "Es tut mir leid." das letzte Mal, als wir uns sahen nannte er mich eine Verräterin.

Er schüttelte immer noch das Schwert in der Hand den Kopf und kam auf mich zugeeilt "Nein, mir tut es leid, du hattest recht." er umgriff mein Gesicht mit seinen Händen und hob sanft meinen Kopf "Ich war ein Narr." seine Augen funkelten vor Liebe und Zuneigung "Du hast mir gezeigt, dass es so viel mehr gibt als blinden Hass." er strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Oh Kili." ich beugte mich vor und küsste ihn, ich steckte all meine Verzweiflung in diesen Kuss, die Angst ihn fast verloren zu haben, unter uns tobte weiter die Schlacht.
Ich löste mich wieder von ihm und nahm seine Hand "Ich muss ihn töten." ich sah zu dem Wasserfall hinter dem Azog war, der Ork der mich zu dem gemacht hatte was ich war, eine Waise, die letzte meiner Art, im Inneren zerbrochen.


Kili wusste genau wen ich meinte "Geh, befreie diese Welt von ihm." er drückte mir mein Schwert in die Hand. Er musste es gefunden haben, nachdem Bolg mit mir über die Kante gesprungen war.
Ich nahm seine Hand noch kurz in meine, dann drehte ich mich um, nahm Anlauf und sprang von der Kante. Der Wind pfiff mir um die Ohren, ich spannte meine Flügel auf und schoss auf den Wasserfall zu. Langsam stieg ich über die Kante, das Schwert in der einen und einen Feuerball in der anderen Hand.
Azog stand über Thorin, das einzige was Azogs Schwert davon abhielt sich in Thorin zu bohren war Thorins Schwert.

"AZOG!" brüllte ich. Der Ork drehte sich zu mir um. Ich schoss brüllend auf ihn zu und riss ihn von Thorin hinunter. Ich packte ihn am Hals, schmetterte seinen Kopf gegen das Eis und zog ihn einige Meter weiter. Breitbeinig stand ich über ihm "Das ist für meinen Vater!" ich schmetterte seinen Kopf erneut auf das Eis, so fest, dass es brach "das ist für mein Dorf!" ich schleuderte einen Feuerball ihn in sein zernarbtes Gesicht "und das ist für meine Mutter!" mit einem Aufschrei stieß ich mein Schwert in sein dunkles, schwarzes Herz, so tief durch seinen Körper hindurch, dass es sich in die Eisschicht unter ihm hindurch bohrte.
Ich sah in seine Augen so lange bis der letzte Funken Leben aus ihnen verschwunden war. Schwer atmend ließ ich mich auf das Eis fallen, meine Flügel verschwanden fast von alleine. Erst jetzt realisierte ich was gerade geschehen war, der Ork den ich für Jahrzehnte gejagt hatte war endlich tot. Azog der Schänder war tot.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt