Der Drache ist Tod.........

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Immer wieder schluckte ich Wasser, aber ich war so gut wie da. Die Sonne war in der letzten halben Stunde aufgegangen. Ich strampelte mit den Beinen, als ich plötzlich Boden unter meinen Füßen spüren konnte. Ich spuckte prustet Wasser aus und watete auf das Ufer zu. Mir stiegen Tränen in die Augen, als ich die toten Menschen sah, die in dem Wasser trieben. Mit zitterten Beinen ging ich hustend weiter.

"Hilfe!" hörte ich jemanden neben mir schreien, ich drehte mich um, um zu helfen, aber dann sah ich wer es war "Wieso ich!?" brüllte Alfred und wälzte sich über einen Toten Mann.
Ich stützte mich auf meine Knie auf und rang nach Atem "Halt doch die Klappe." fuhr ich ihn an.

Ich watete aus dem Wasser hinaus und hielt nach Kili Ausschau "Kili!" brüllte ich, doch ich glaubte kaum, dass er mich durch die ganzen Menschen hören würde können. Jeder Mensch um mich herum schrie nach einem geliebten Menschen, in der Hoffnung er sei nicht tot. Das Schreien eines Kindes zog meine Aufmerksamkeit auf mich. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung aus dem das Geschrei kam. Ein Mädchen, nicht älter als fünf saß neben dem Körper einer toten Frau, hatte sich in ihrem Kleid verkrallt, weinte und schrie nach seiner Mutter. Ich ging auf die Kleine zu, ich musste zwar immer noch die anderen finden, aber ich würde dieses Kind mitnehmen. Es sollte nicht über seiner Mutter sitzen und warten dass sie wieder aufwachte, denn das würde nicht geschehen.

"Hey Kleine." ich kniete mich zu ihr hinunter "Wie ist dein Name?" ich wischte ihr etwas über die Wangen um ihre Tränen abzuwischen.
"Lillith." das Mädchen nagte an ihrem Daumen, ihre grünen Augen glitzerten vor Tränen.
Vorsichtig nahm ich sie auf den Arm "Es wird alles wieder gut werden Lillith." ich stützte ihren roten Haarschopf mit meiner Hand "Das Verspreche ich dir."

Immer noch etwas wackelig auf den Beinen suchte ich nach den anderen, stattdessen fand ich Legolas "Was machst du denn hier?"
Legolas sah mit hochgezogener Augenbraue das Kind auf meinem Arm an "Die Orks die ich verfolgt habe, sie kamen aus Gunderbard."
Unbewusst drückte ich das Kind etwas mehr an mich und hielt ihm die Ohren zu "Seid ihr sicher, Gunderbard ist seit Jahrhunderten gefallen." ich wollte mir gar nicht ausmalen was im Norden im Gange war, wenn sich Gunderbard wieder erhob.

Legolas setzte einen undeutbaren Blick auf "Sie trugen das Zeichen, ich werde nach Norden reiten um ganz sicher zu sein." er neigte etwas den Kopf, was bei Elben einer Verabschiedung gleichkam und schwang sich auf ein weißes Pferd.
"Möge Eru über euch wachen." wenn er wirklich nach Gunderbard ritt, dann brauchte er alles glück das ihm der Gott schenken konnte.

"Leona!" hörte ich Kilis Stimme, ich drehte mich um und konnte sehen wie er, hinkend, auf mich zugelaufen kam. Leicht lächelnd kam ich ihm entgegen.
"Leona wer ist das Kind?" Kili deutete auf Lillith.
Ich sah unbewusst zu der Stelle an der ich sie aufgelesen hatte "Ihr Mutter ist getötet worden, ich konnte sie nicht dalassen." ich sah auf den Erebor, der sich in der Ferne hinter den Rauchwolken der immer noch brennenden Seestadt versteckte. Ich wusste Thorin würde ganz bestimmt nicht erfreut sein, wenn ich ein Kind zum Berg brachte, aber es wäre grausam sie hier zu lassen. "Kili wir....."

Ich kam nicht weiter, denn er kam mit zwei großen Schritten auf mich zu, zog mich an sich und küsste mich, überrascht riss ich die Augen auf, schloss sie dann aber wieder, nach einigen Sekunden lösten wir uns wieder "Ich hab dich abstürzen sehen." er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht "ich, ich dachte....." er stockte kurz "das Wasser, du kannst doch nicht schwimmen."

Ich lächelte leicht "So leicht wirst du mich nicht los." ich sah um mich, zu den Menschen, die zunehmend unruhiger wurden, denn jetzt wo sie nicht mehr mit dem nacktem Überleben beschäftigt waren, wurde ihnen klar, dass sie alles verloren hatten.
"Wir müssen aufbrechen." mit einem Seitenblick auf Alfred der sich um eine Decke stritt setzte ich mich in Bewegung "So schnell wie möglich."
Kili lief neben mir her, Fili und Bofur waren schon dabei ein Boot ins Wasser zu schieben.
"Leona, was....." Bofur sah mich mit aufgerissenen Augen an.

Ich zuckte mit den Schultern "Erklär ich später." ich streckte Lillith Fili entgegen "Nimmst du sie kurz." ich drückte dem Zwerg das Kind in die Arme, der sichtlich etwas überfordert mit der Situation war und kletterte nach Kili in das Boot. Ich nahm Fili, Lillith wieder ab und setzte sie auf meinen Schoß. Meine Kleidung hatte ich schon längst getrocknet, ich nahm ein Ruder in die Hand und begann zu rudern, genau wie die drei anderen.
Das Ufer der Seestadt verschwand, der Erebor kam näher. In nicht einmal einer halben Stunde hatten wir den See überquert und legten am Ufer an. Der Erebor erhob sich majestätisch über die Ebene, doch wir hatten noch einen langen Weg vor uns.

Ich hatte mich etwas mit Kili zurückfallen lassen, zum einen, weil Kilis Beinwunde ihn noch ziemlich hinken ließ und zum anderen, hatten wir noch nicht wirklich Zeit gehabt um zu reden. Doch eigentlich wollte ich das gar nicht, denn dann würde es real werden und die glückliche Blase in der ich mich gerade befand, würde bersten.
Kili hielt Lillith einhändig auf dem Arm „Wovor hast du solche Angst?" er nahm meine Hand.
"Thorin." ich wusste genau, dass Thorins mentale Gesundheit mittlerweile ziemlich angeschlagen sein musste, er war schon zu lange in der Nähe des Drachengoldes.
Kili schüttelte den Kopf "Leona hör zu, ich liebe dich und daran kann niemand etwas ändern." er sah mich aus tiefbraunen Augen an "Nicht einmal mein Onkel."

Das war das schönste was jemand je zu mir gesagt hatte, ich drückte ihm sanft einen Kuss auf den Mund "Danke." hauchte ich.
Wie sehr Thorin schon in Mitleidenschaft gezogen worden war, würden wir gleich erfahren, denn wir waren an dem Haupttor vom Erebor angekommen. "Gib sie mir wieder." Kili gab Lillith wieder mir, ohne hinzusehen, denn er war zu beschäftigt damit das zerstörte Tor anzustarren. Wie auf Kommando rannten die Zwerge in den Erebor hinein, ich folgte ihnen.
"Bifur, Bombur....irgendjemand?" brüllte Bofur in das Königreich hinein.
Steinerne Treppen führten hinauf und hinunter, Säulen so hoch wie Bäume stützten die Decken. Ich wollte nicht glauben, dass keiner der Zwerge den Kampf mit Smaug überlebt hatte.

"Wartet!" Bilbo kam auf uns zu gerannt "Wartet!"
"Bilbo du lebst." rief Bofur erfreut.
Der Hobbit kam auf uns zu gerannt, aber irgendwas stimmte nicht an ihm. Er wirkte abgehetzt und ausgelaugt. So als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen "Wir müssen hier weg, wir alle müssen hier weg!"
Bofur sah ihn verwirrt an "Wir kommen doch gerade erst an?"
"Ich habe versucht mit ihm zu reden" der Hobbit stützte die Hände in die Seiten "aber er hört nicht."
"Wer?" Kili sah den Hobbit verständnislos an.
"Thorin." Bilbos ruf hallte etwas zu laut durch die Hallen Erebors "Thorin." fuhr er leiser fort "Er schläft nicht, er isst kaum noch etwas, das hat mit diesem Ort hier zu tun."
Verdammt, so schlimm war es also schon.
"Dieser Ort ist von einer Krankheit befallen." Bilbo zeigte um sich.
Ich schüttelte nur den Kopf, es war nicht der Erebor der von Krankheit befallen ist, sondern das Gold.

"Krankheit?" Kili sah zu seinem Bruder, dessen Augen einen verdächtigen glänz ton angenommen hatten "Welche Art von Krankheit?"
Bevor Bilbo ihm Antworten konnte, lief Fili los, er wurde von dem Gold angezogen "Fili halt." rief ich ihm hinterher, aber er war nicht aufzuhalten, er wurde von dem verfluchten Gold angezogen.
Ich rannte ihm hinterher, eine Treppe hinunter. Und dann sah ich es. Das Gold. Duzende Meter hoch türmte es sich in der Halle auf.
Thorin kam langsam aus einer dunklen Ecke hervor, er trug die Krone des Königs auf dem Kopf und einen schweren Pelzmantel. "Gold." er sah mit gierigem Blick auf die Münzen "Gold, jenseits aller Vorstellungen. Seht ihn euch an den gewaltigen Schatz von Thror" er hob einen gigantischen Rubin auf und schleuderte ihn zu Fili, der ihn gekonnt auffing "Willkommen, meine Schwester Söhne." Thorin breitete die Arme aus " In dem Königreich Erebor."

Entsetzt starrte ich den Zwerg an, den ich kaum wiedererkannte. Es stand schlimmer um Thorin als ich dachte. Die Krankheit hatte sich schon tief in ihm verwurzelt und all die Charakterzüge die ich früher an ihm zu schätzten gelernt hatte ausgelöscht.
Ich sah den gierigen Blick von Thorin, als er über das Gold schweifte und hatte nur einen Gedanken "Wir sind sowas von erledigt."

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt