Der Feind meines Feindes

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Ich hatte es noch nie erlebt, dass sich Zwerge beim Essen so zivilisiert benahmen. Ihr wunderlicher Wandel hing mit Beorn zusammen, der mir gerade Milch in einen riesigen Becher einschenkte. Genüsslich nahm ich den ersten Schluck von der Milch die so anders schmeckte als die in den Städten. Beorn hatte mir einst erklärt, dass die Kräuter und Blumen auf seiner Weide den unterschied machten.

"Woher kennst du mich?" Thorin nahm einen Schluck aus seinem Becher, der fast so groß wie sein Kopf war.
Beorn duckte sich unter einem Dachbalken "Ich habe vor Jahrzehnten von einem jungen Zwergen Prinzen gehört, der Azog den Schänder so gut wie umgebracht hat." anerkennend sah er den Zwerg an. Ich wusste genau, wie sehr Beorn genau diesen einen Ork hasste. Azog hatte auch sein ganzes Volk ausgelöscht. „Du kennst Azog?"
Ich trat Thorin unter dem Tisch gegen den Fuß, es war ein gefährliches Terrain auf das er sich da begab.

Beorn nickte "Früher, bevor die Orks kamen, haben die Hautwechsler im Gebirge gelebt. Azog hat uns gefangen genommen, nicht als Sklaven, sondern zur Unterhaltung." er sah auf das Stück Metall, das immer noch um sein Handgelenk befestigt war "Hautwechsler einzusperren und sie zu Foltern schien ihn zu belustigen." knurrte er verbittert.
"Gibt es viele Hautwechsler?" Bilbo sah Beorn fragend an.

Eine Traurigkeit die ich jedes Mal sah wenn ich in den Spiegel sah, trat in die Augen des Hautwechslers "Einst gab es viele, jetzt gab es nur noch einen." er schnappte sich mit behutsamen Griff eine Maus, die über den Tisch lief "Ich mag keine Zwerge, sie sind gierig und blind für das Leben derer die sie für geringer als sich selbst halten." Dwalin spannte sich an als Beorn hinter ihm zu stehen kam "Aber Orks hasse ich noch mehr." er ließ die Maus vorsichtig herunter, rasch lief sie über den Boden davon „Was braucht ihr?"

Ich atmete erleichtert aus "Wir brauchen deine Ponys, unsere sind durchgegangen und wir müssen über die Ebenen zum Düsterwald." alles in mir sträubte sich diesen Wald zu betreten. Er wurde von einer Dunkelheit bewohnt die mir nicht ganz geheuer war. Aber uns blieb keine Wahl.
Beorn nickte. Er führte uns zu der Weide auf der die weiß, schwarz gefleckten Ponys standen "Lasst meine Ponys an der Waldgrenze zurück." befahl er uns.
"Danke Beorn" ich neigte respektvoll den Kopf vor ihm "wir werden uns wiedersehen." verabschiedete ich mich und ließ Beorn mit Gandalf alleine. Ich ging zu einem der Ponys und zog mich in den Sattel. Ich war gerade groß genug, dass ich es ohne Hilfe schaffte.

Neben mir hob Bofur Bilbo, der ohne Hilfe nicht raufkam, da er als Hobbit noch mal ein Stück kleiner war als Zwerge, in den Sattel und schwang sich dann auf sein eigenes Pony. Kili und Fili teilten sich ein Reittier, genau wie Gloin und Oin. Gandalf war immer noch in das Gespräch mit Beorn vertieft.

"Gandalf, komm wir verschwenden Zeit!" Thorin saß auf seinem Pferd und sah ungeduldig zu dem Zauberer.
Beorn nickte ihm zu "Er hat recht, die die euch jagen sind nicht mehr fern." er reckte die Nase in die Luft, seine Nasenflügel blähten sich, er witterte die Orks.
Ich trieb mein Pferd an, genau wie alle anderen. Wir ritten schnell über die Hügelige Landschaft, in der Ferne konnte ich die Schreie der Orks und Beorns brüllen hören. Beorn ließ nie eine Gelegenheit aus um Orks zu töten. Mit jeder Stunde die wir dem Düsterwald nähre kamen, verstärkte sich der Drang in mir wieder umzukehren. Auch die Pferde spürten die Dunkelheit des Waldes und wurden stetig unruhiger.

Als wir schlussendlich vor dem von Düsternis befallenen Wald standen, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Es gab nicht viel in Mittelerde, was mir Angst machte, aber dieser Wald zählte eindeutig dazu. Ein Torbogen markierte den Elbenpfad, den wir benutzen würden um durch den Wald zu kommen. Der Elbenpfad war der einzige halbwegs sicherer Weg durch diese Todesfalle. Obwohl ich noch mehrere Meter entfernt stand, konnte ich die Dunkelheit spüren und die Luft die versuchte meinen Geist zu verwirren. Die Bäume waren grau, fast schwarz, kein einziges Tiergeräusch war zu hören.

"Dieser Wald scheint irgendwie krank zu sein." auch Bilbo schien nicht besonders wohl bei dem Gedanken zu sein in diesen Wald hineinzumüssen "Gibt es wirklich keinen Weg herum?"
Gandalf schüttelte den Kopf "Nur wenn wir 50 Kilometer nach Westen gehen, oder zwei Mal so weit nach Süden." er betrachtete mit gerunzelter Stirn den Torbogen und ging auf den Eingang zu "So viel Zeit haben wir nicht mehr." murmelte er und verschwand etwas in den Wald hinein.
Er hatte recht, wir mussten den Erebor vor dem Durinstag erreichen und der würde bald hier sein "Lasst die Ponys wieder frei." aus dem Augenwinkeln hatte ich Beorn in seiner Bärengestalt war genommen "Beorn hasst es wenn man seine Versprechen bricht." ich schwang mich von meinem Pony herunter und befreite ihn von der Last meiner Vorräte. Kurz strich ich ihm noch durch die flauschige Mähne bevor ich es mit einem sanften Klaps nach Hause schickte. Pony um Pony wurde abgeladen und die Fracht auf die Zwerge aufgeteilt.
Ich ging zu Gandalfs Pferd zu um ihm den Sattel abzunehmen, als mich seine Stimme stoppte "Mein Pferd nicht, ich brauche es!"

Was hatte er nur vor, genau jetzt wo wir ihn am ehesten brauchen würden ging er "Du willst uns verlassen?" ich verschränkte die Arme vor der Brust, ich hoffte für ihn, dass er einen guten Grund haben würde.
"Ich würde es nicht tun wenn es nicht unbedingt erforderlich wäre." Gandalf sah so aus als wollte er noch etwas hinzufügen, doch dann schüttelte er nur den Kopf und wandte sich Thorin zu "Ihr müsst unbedingt auf dem Weg bleiben, die Luft in diesem Wald wird eure Sinne verwirren, kommt ihr von ihm ab findet ihr ihn nie wieder. In der Mitte des Waldes gibt es einen Fluss, rührt unter keinen Umständen das Wasser an, überquert ihn nur über die Steinbrücke." er schwang sich auf sein Pferd "Wir treffen uns bei dem Aussichtsposten des Erebor, geht nicht ohne mich in den Berg hinein." schärfte er Thorin ein.

Es donnerte in der Ferne, die ersten Regentropfen fielen mir auf den Kopf. Knurrend zog ich mir meine Kapuze über. Es passte mir gar nicht, dass Gandalf davonritt und mir nicht sagte wohin, andererseits hatte ich in den vielen Jahrzehnten mit ihm eines gelernt, Gandalf tut was er will, aber er tut es immer aus einem guten Grund heraus.
Gandalf trieb sein Pferd an "Was auch kommen mag bleibt auf dem Pfad!" rief er uns noch zu, er musste immer das letzte Wort haben.

"Los kommt jetzt." Thorin marschierte voran in den Wald hinein "Wir müssen die Geheime Türe noch vorm Durinstag finden."
Ich sah noch einen Moment lang Gandalf nach, der stetig immer kleiner wurde, dann rückte mein Gepäck zurecht und folgte meinen Reisegefährten in den Düsterwald hinein.

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So wieder ein Kapitel für euch. Gibt es irgenwelche Wünsche, Anregungen, Kritik? Sonst noch einen schönen Sonntag.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt