Steinriesen

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Vor einigen Minuten hatte es angefangen zu regnen. Als wäre es nicht schon schwierig genug, das Gebirge zu durchqueren, wenn der Bergpfad nicht glitschig vom Regen war. Ich hatte meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und setzte bedacht einen Fuß vor den anderen. Blitzte zuckten über den pechschwarzen Himmel, Donner hallten durch das ganze Gebirge. "Bilbo pass auf." schrie ich und packte den Hobbit am Kragen, der sonst in die Tiefe gestützt wäre.
" Wir müssen einen Unterschlupf finden!" brüllte Thorin von vorne.
Das erste Mal war ich mit dem Zwerg einer Meinung. Ein Riesiger Felsbrocken kam auf uns zugeflogen.
"Haltet euch fest!" Dwalin drückte sich noch fester an die Wand hinter ihm.
Der Fels zerbröckelte an der Wand über uns und Steine regneten auf uns herab. Vor mir druckte sich Fili unter einem Vorsprung.

Der einzige der nicht in Deckung ging war Bofur "Bei den Göttern, die Legenden sind wahr." er deutete auf einen Felsen, der sich zu bewegen schien "Seht Riesen, Steinriesen."
Mit offenen Mund starrte ich auf die Berge die zum Leben erwachten und anfingen sich einen Boxkampf zu liefern. "Bofur geh in Deckung." brüllte ich und zog den Zwerg unter einen kleinen Vorsprung. Unter meinen Füßen fing der Boden an zu beheben. Ich ahnte fruchtbares. Der Fels teilte sich zwischen den beiden Brüdern vor mir.

"Was geschieht hier?" verwirrt sah Kili auf den Spalt, seine nassen Haare klebten ihm im Gesicht.
Fili streckte die Hand nach seinem Bruder aus "Kili nimm meine Hand. " aber der Spalt war schon zu groß, als das Kili noch hätte springen können.
Ich krallte mich an den Felsen in meinem Rücken, als der Steinriese seinen ersten Schritt tat. Nur am Rande bekam ich mit, wie die andere Gruppe sich auf einen Felsen retten konnte, der nicht zum Leben erwachen würde. 

Der Riese auf dem wir waren bekam einen fiesen rechten Hacken, er strauchelte und fiel. Der Fall presste mir die Luft aus den Lungen. Der Regen war so stark, dass er mir fast die Sicht raubte. Doch eines sah ich ganz genau. Wir rasten auf eine Felswand zu.
Von weiter Ferne hörte ich einen Schrei, ich wusste gerade nicht wem die Stimme gehörte. Denn ich konzentrierte mich völlig darauf nicht zu sterben. Meine Hände suchten an dem glitschigen Fels nach halt, vergebens. Ich rutschte ab, riss mir dabei meine Hände auf. Im letzten Moment, bevor ich in meinen Tod stürtzte konnte mich gerade noch so an einem Felsvorsprung festhalten.

"Wo ist Leona?" hörte ich auf einmal Bofurs Stimme zwei Meter über mir. Schön dass jemandem auffiel, dass ich nicht da war.
"Hier unten bin ich." brüllte ich hinauf. Es fiel mir immer schwerer mich festzuhalten. Immer mehr rutschten meine vor Blut glitschigen Hände von dem Vorsprung weg.
Schon wurden zwei Köpfte über die Kante gestreckt. Bofurs und zu meiner Überraschung auch Kilis. Meine Augen suchten nach einem Felsvorsprung weiter oben, ich fand einen und zog mich mit einem Schrei der Anstrengung weiter hinauf. Kili und Bofur packten meine Hände und wuchteten mich wieder über die Kante. 

Peinlicherweise landete ich auf Kili. Für einen Moment lag ich einfach nur da und starrte ihm in seine Rehbraunen Augen. Dann rappelte ich auf und streckte ihm die Hand hin um ihm aufzuhelfen "Danke."
Er grinste nur leicht "Ich kann dich doch nicht einfach sterben lassen." er rückte seinen Bogen zurecht und ging wieder zu seinem Bruder, der anscheinend eine Höhle gefunden hatte.
Ich spürte einen Blick der sich quasi in meinen Rücken bohrte, als ich mich umdrehte sah ich Thorin, der mich niederstarrte. Neben ihm stand Bilbo, der nicht gerade glücklich aussah. Thorin ignorierend drehte ich mich wieder um und folgte den anderen in die Trockenheit der Höhle. Während ich den anderen nachstapfte betrachtete ich, vor Schmerz leicht zischend meine aufgeschürften Hände. Ich würde sie später verbinden müssen.

"Machen wir erst mal ein schönes Feuerchen." Gloin rieb sich die Hände.
Doch bevor er loslegen konnte, hielt Thorin ihn auf "Kein Feuer, nicht hier."
Da stimmte ich ihm völlig zu, würden wir hier ein Feuer anzünden, es wäre Kilometerweit zu sehen und wir wurden immer noch von Orks gejagt. Ich kannte Orks gut genug, wenn sie sich so nahe an die Elbengrenze heranwagten, dann würden sie nicht ruhen bis sie ihre Beute gefangen hatten.

"Ruht euch aus, Schlaft." Thorin warf einen Blick aus dem Höhleneingang "Sobald das Gewitter vorbei ist ziehen wir weiter."
Ich setzte mich gähnend im Schneidersitz auf den sandigen Boden und riss einen Stoffstreifen aus meiner Hose um meine Hand zu verbinden. Geschickt wickelte ich den Stoffstreifen um meine linke Hand und zog den Knoten am Ende mit meinen Zähnen fest. Genau dasselbe tat ich mit meiner anderen Hand. Nachdem ich meine Hände fertig versorgt hatte zog ich die Kaputze meines Mantels über den Kopf und versank, die Hand auf meinem Schwertgriff, in einen leichten Dämmerschlaf. Mein Gefühl, in dieser Höhle würde etwas nicht stimmen ignorierte ich dabei komplett.

Nach einigen Stunden, Bofur hielt gerade Wache, wurde ich durch ein leises Rascheln geweckt. Ich schob meine Kapuze etwas zurück und sah Bilbo, der mit Bofur redete. "Ich gehöre nicht zu euch, das hat Thorin selbst gesagt."
Ich verfluchte den Zwergenfürsten, wir brauchten Bilbo um den Arkenstein zu stehlen, wenn er jetzt ging, wäre das verehrend.
"Ich wünsche dir alles gute Bilbo." Bofur kaute auf seiner Pfeife herum "Von Herzen."
Bilbo wandte sich zum Gehen, "Was ist das?" Bofur zeigte auf Bilbos Schwert, aus seiner Hülle heraus leuchtete es blau.
Ich sprang auf und zog mein Schwert etwas aus der Schneide, es leuchtete ebenfalls blau. "Wacht auf!" Elbenschwerter leuchteten nur blau, wenn Orks in der Nähe waren.

Sofort waren alle Zwerge auf den Beinen. Bereit zu kämpfen. Auf einmal bildeten sich Risse im Sand, ein Knartzen ertönte. Der Boden gab unter uns nach. Wir fielen durch einen Steinschacht, der in einer Art Auffangbehälter seine Ende fand. Ich schnappte nach Luft, als Bombur auf mir landete. Zappelnd versuchte ich unter ihm wegzukommen. Doch wir hatten ganz andere Probleme, Orks kamen auf uns zu gerannt. Zu dutzende. 

Endlich schaffte ich es Bombur von mir runterzurollen und zog meine Dolche, hier auf engem Raum waren sie praktischer als mein Schwert. Die Orks brandeten gegen uns wie Wasser an einen Felsen, einige konnte ich ausschalten, aber schon nach kurzer Zeit hielten sie mir einfach die Hände fest und rissen mir die Dolche aus ihnen. "Lasst mich los." brüllte ich, aber die Orks ignorierten mich einfach nur und schoben mich, wie auch die Zwerge einfach weiter. Einige von ihnen wehrten sich noch, aber dann sahen auch sie ein, dass es einfach zu viele Orks waren und es würden immer mehr kommen. Ich musste schluckten, denn jetzt wo ich mich etwas umsah, wusste ich auch genau wo wir gelandet waren, wir waren in Orkstadt.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt