Ein Verbündeter will uns nicht helfen aber ein Feind tat es

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So schnell Fili und Bofur Kili tragen konnten, eilten wir durch die Straßen auf das Haus des Bürgermeisters zu. Je näher wir kamen, desto mehr Menschen liefen wir über den Weg. Ich ging aus einer Gasse hinaus und sah gerade noch wie der Bürgermeister wieder in sein Haus gehen wollte "Wartet!" rief ich außer Atem.

Der Mann drehte sich um und schien nicht besonders erfreut darüber zu sein uns zu sehen.
Fili sah den Bürgermeister bittend an "Bitte Ihr müsst uns helfen." besorgt sah er zu Kili, der nur noch halb bei Bewusstsein war "mein Bruder ist krank."
Panisch zog der Bürgermeister ein Taschentuch hervor "Ist es Ansteckend?! Geht weg!" er bedeckte Mund und Nase mit dem Tuch "Alfred lass sie keinen Schritt näher kommen!"

Ich biss die Zähne aufeinander und ballte vor Wut die Hände zu Fäusten. Wie konnte man nur so wenig Mitgefühl haben? "Bitte, wir brauchen Medizin für ihn!" ich unterdrückte den Drang auszurasten und dem Bürgermeister seinen Hut in Brand zu setzten.

Alfred sah uns arrogant an "Sehe ich vielleicht wie ein Pillendreher aus?"
Ich atmete tief ein und aus um mich zu beruhigen. Ich durfte jetzt nicht ausrasten. Auch wenn ich mich am liebsten auf die beiden Menschen gestürzt und ihnen gezeigt hätte was ich von ihnen hielt, es würde Kili keinesfalls helfen, wenn sie uns einsperrten.
"Habt ihr nicht schon genug? Der Bürgermeister hat wichtige Angelegenheiten zu erledigen, er kann sich nicht mit kranken Zwergen beschäftigen!" Alfred wedelte mit seiner Hand, als wären wir lästige Fliegen, die er so verscheuchen könnte.

"Ihr gieren, herzlosen....." ich wollte auf Alfred zurasen, wurde aber von einer Wache zurückgehalten.
Alfred machte einen Wink mit der Hand "Los weg mit euch, macht schon verschwindet!"
Ich biss mir auf die Lippe, Kili brauchte Medizin.
Aber die Wachen schoben uns einfach weg und Fili, Bofur und ich würden nicht gegen alle zwanzig ankommen.

Frustriert schlug ich so fest gegen eine Holzwand, dass meine Hand ein Loch hinterließ "Selbstsüchtige Menschen!"
"Was machen wir jetzt?" Fili sah, dezent ausgedrückt verzweifelt aus.
"Irgendjemand anderes wird uns helfen." wie naiv Bofur doch war.
Ich schüttelte geknickt den Kopf "Unterschätzte niemals die Eigennützigkeit der Menschen." Ich ließ meinen Blick über die Menge schweigen, die nur starrte aber keine Anstalten machte uns zu helfen "Nehmen können Sie, aber sobald es darum geht anderen zu helfen, gibt es nur wenige die das tun ohne eine Gegenleistung." Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare "Legt ihn hin und haltet ihn ruhig, er darf sich nur so viel Bewegen wie unbedingt nötig." besorgt sah ich zu Kili, der wieder Wacher zu sein schien, aber trotzdem vor Schmerz das Gesicht verzog "ich frage mal rum. Vielleicht hilft uns ja doch jemand." mit diesen Worten, aber wenig Hoffnung, drehte ich mich um und ging auf die Menschen-Massen zu.

Eine Stunde später hing Kili zwischen den beiden anderen Zwergen und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ich war verzweifelt und am Ende meiner Weisheiten. Niemand hatte uns helfen wollen. Jetzt waren wir auf dem Weg zu der Person, von der ich am wenigsten Hoffnung hatte, dass sie uns helfen würde wollen. Aber er war meine letzte Hoffnung. Ich hastete die morschen Holztreppen zu Bards Heim hinauf und hämmerte mit meiner Faust gegen die Türe. Ich würde nicht aufhören, bis er wenigstens aufgemacht hatte.
Die Türe wurde aufgerissen und Bard steckte den Kopf heraus, seine Gesichtszüge von Wut verzerrt "Nein, von Zwergen habe ich genug." er funkelte mich böse an "Verschwindet!" er wollte die Türe wieder zuschlagen.

So schnell es ging stellte ich einen Fuß in die Türe und drückte mit meinen Händen dagegen "Nein bitte!" ich sah ihn flehend an "Niemand will uns helfen." mir stiegen Tränen in die Augen, Bard war meine letzte Hoffnung, aber wie es aussah wollte auch er nichts mit uns zu tun haben "Kili ist krank." ich machte einen Schritt zur Seite und Kili kam hinter mir zum Vorschein, er hob für einen Augenblick schwach den Kopf und ließ ihn dann wieder fallen "Sehr krank." ich sah Bard weiterhin flehend an.
Seine Augen huschten Zweifelnd von mir zu Kili, sein Innerer Konflikt spiegelte sich in seinen Augen wieder.
Erneut sah ich ihn flehend an "Bitte." hauchte ich.
"Na schön kommt rein!" er trat beiseite und ging in den hinteren Teil des Zimmers "Ihr könnt ihn hier hinlegen." er zeigte auf das schmale Bett.

Bofur und Fili legten Kili ab, wobei ihm ein schmerzhaftes Stöhnen entwich.
Ich atmete noch einmal kurz durch "Ich muss mir die Wunde ansehen." ich sah Kili noch einmal an, bevor ich mit flinken Fingern den Verband entfernte. Als ich die Wunde sah musste ich ein Schluchzen unterdrücken. Schwarze Risse hatten sich in der Haut gebildet, eine schwarze zähe Flüssigkeit quoll langsam aus der Wunde hervor und irgendetwas an der Wunde sah komisch aus "Bei Eru, habt ihr etwa die Pfeilspitzte in der Wunde gelassen!?" fuhr ich die beiden Zwerge an. Jedes Kind wusste doch, dass man Pfeilspitzten immer herausziehen musste.

Ich atmete zitternd ein und aus "Bofur hohl mir eine Schüssel mit Wasser, wenn möglich aus Metall." der Zwerg ging zur Küche, ich sah Bard fragend an "Habt Ihr irgendwelche Tücher, die ihr nicht mehr benötigt?"
"Ich sehe was ich finden kann." Bard rannte davon, von seiner Feindseligkeit keine Spur mehr, es gab also doch Gutes in dieser Stadt.
"Was hast du vor?" Fili hielt die Hand seines jüngeren Bruders und wich ihm keine Sekunde von der Seite.

Ich zog einen meiner Dolche "Ich ziehe ihm die Pfeilspitzte raus." ich ließ meine Hand aufflammen und hielt den Dolch darüber um ihn von Keimen zu reinigen. Ich wusste genau, dass die Pfeilspitzte zu entfernen nicht reichen würde, aber ich zwang mich einen Schritt nach dem anderen zu tun.
Bofur kam mit dem Wasser angerannt, fast zeitgleich legte Bard einige weiße Tücher auf den Tisch neben dem Bett. Ich nickte den beiden zu, erhitzte das Wasser etwas und tunkte dann ein Tuch in das Wasser. Ich musste zuerst die Wunde reinigen, damit ich überhaupt etwas sehen konnte. So vorsichtig ich konnte wischte ich Kilis Blut und die schwarze Flüssigkeit von der Wunde ab. Kilis Bein zuckte ab und zu, ansonsten verbiss er sich jede Reaktion. Als das Bein so weit sauber war, dass ich erkennen konnte wo Kilis Bein aufhörte und die Pfeilspitzte anfing nahm ich meinen Dolch.

"Haltet ihn fest." bat ich Fili, Bofur und Bard. Das würde ordentlich wehtun, und ich konnte die Pfeilspitzte nicht entfernen, wenn sich Kili vor Schmerz herumwarf, was er ohne jeden Zweifel tun würde. Die drei hielten ihn so gut sie konnten.
Ich atmete noch einmal kurz durch, nahm dann meinen Dolch und ließ ihn in die Wunde gleiten. Kilis Schreie so gut ignorierend wie ich nur konnte, drückte ich mit dem Dolch die Pfeilspitze soweit aus dem Bein heraus, dass ich sie mit den Fingern endgültig aus der Wunde ziehen konnte. "Ist schon gut, es ist vorbei." versuchte ich Kili etwas zu beruhigen, der sich immer noch die Schreie verkniff.

Ich ließ die Pfeilspitzte achtlos in die Schüssel mit Wasser fallen und griff zu den sauberen Tüchern und tupfte damit etwas um die Wunde herum. "Was für Kräuter habt Ihr im Haus?" ich musste die Vergiftung aus Kilis Bein austreiben, so lange wie der Kampf im Waldlandreich schon her war, schätzte ich, er hatte nur noch bis zum Abend, dann wäre er......nein daran durfte ich gar nicht erst denken.
Bard ging zu einem Regal in dem sich kleinere Beutelchen befanden "Ich habe Hundskamille, Salbei....."
Ich biss mir frustriert auf die Lippen "Das nützt mir nichts, ich brauche Atelas!" nur die Atelas Pflanze war stark genug eine Morgulvergiftung zu kurieren.

Der Mann sah mich verständnislos an. Hastig suchte ich in meinem Kopf nach dem allgemeinen Begriff "Am." ich schnipste mit den Fingern, als würde es mir dadurch leichter einfallen "Königskraut, ich brauche Königskraut!"
Bard schüttelte nur den Kopf "Nein das ist Unkraut, damit füttern wir die Schweine!"
Ich schlug den Kopf an die Wand hinter mir, dann sah ich zu Bofur "Hohl es, so schnell du kannst." ich ging ein paar Schritte von Kili weg, damit Fili nicht hörte was ich dem Zwerg als Nächstes sagte "ohne es hat er nicht mehr lange." ich konnte nicht verhindern, dass eine Träne aus meinem Auge tropfte. Ich durfte ihn einfach nicht verlieren.
"Ich werde welches finden." Bofur ging aus dem Haus und ich sah ihn rennend hinter dem nächsten Haus verschwinden.

Ich füllte eine Schüssel mit Eiswasser und nahm einen Fetzten, danach ging ich wieder zum Bett, tauchte das Tuch ein und legte es auf Kilis glühende Stirn "Es wird alles wieder gut."
Kili biss sich auf die Lippe um nicht zu schreien, seine Stirn glänzte vor Schweiß, seinen Mantel und Oberhemd hatten wir ihm schon längst ausgezogen, da wir seine Temperatur so niedrig wie möglich halten mussten, bis Bofur mit dem rettendem Atelas wiederkam.

Plötzlich packte er meine Hand und sah mich aus fiebrig gläsernen Augen an "Leona?" war das einzige was er sagte, als wäre er sich nicht sicher wen er vor sich hatte.
Ich rang mir ein Lächeln ab, obwohl schon wieder eine Träne über mein Gesicht tropfte "Es wird alles wieder gut werden." wiederholte ich, ob ich das für Kili tat, oder für mich wusste ich nicht.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt