Hochzeit

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pov. Leona

Nervös stand ich vor dem hohen Spiegel und zupfte an meinem Kleid herum. Das Oberteil war aus schwerem, dunkelblauem Samt und schmiegte sich fast schon an meinen Körper. Silberne Stickereien zogen sich in feinen Linien über das Oberteil des Kleides und ließen es bei jeder Bewegung im Kerzenlicht funkeln. Der Rock war aus leichtem Tüll gefertigt, eine Erinnerung an meine Herkunft als halbe Elbin. Von der Taille weg verwandelte sich die dunkelblaue Farbe des Oberteiles immer mehr in ein helles blau, bis der Rock schlussendlich weiß wurde. Auch die silbernen Stickereien verliefen sich immer weiter bis sie schließlich kaum noch zu sehen waren. Meine Haare waren kunstvoll an meinem Kopf festgesteckt, hin und wieder konnte man die eingeflochtenen weißen und blauen Blumen erspähen. Die Narbe in meinem Gesicht war eindeutig Sichtbar. Noch vor einigen Jahren, hätte ich versucht sie irgendwie zu verdecken, aber dank Kili wusste ich nun, dass Narben kein Zeichen von Schwäche sondern ein Zeichen von Stärke waren. Sie zeigten dass ich überlebt hatte. Mit einem silbernen Steck Kam, in welchen filigran winzige Saphire eingearbeitet worden waren, war ein durchsichtiger Schleier auf meiner Frisur befestigt. Noch viel er sanft über meinen Rücken, doch das würde sich schon in einigen Minuten ändern.
Ich atmete tief durch und strich mein Kleid ein letztes Mal glatt.
Neben mir hörte ich Dìs leise schmunzeln "Nervös?"
Ich nahm den Blumenstrauß entgegen den sie mir hinhielt und nickte "Wie noch nie zuvor in meinem ganzen Leben." doch ich war auch noch niemals in meinem Leben so glücklich gewesen.
Dìs lächelte wissend "Mach dir keine Sorgen Leona. Kili liebt dich und du liebst ihn. Heute ist euer Tag."

Dankbar für ihre aufmunternden Worte umarmte ich sie "Danke Dìs."
"Schon gut" antwortete sie und schob mich dann wieder bestimmt etwas auf Abstand "es wird jetzt aber höchste Zeit." mit diesen Worten öffnete sie die Türe links von uns, welche den Blick auf einen langen weiten Gang freigab. Der Gang wurde mit Fackeln erhellt, weit über unseren Köpfen zogen sich Verzierungen über die Decke. Ich atmete ein letztes Mal tief durch und verließ das Zimmer durch die Türe, welche mein Kleid etwas zusammendrückte, da der Rock zu umfassend war. Mit festen Schritten ging ich den Gang entlang, welcher uns zum Thronsaal führte, denn dort würde Kili auf mich warten. Es war so als würden sich meine Füße von alleine bewegen. Dass Dìs neben mir herging nahm ich nicht einmal mehr richtig wahr. Ich erwachte erst aus meiner Trance als ich Gandalf an der Eingangstüre zum Thronsaal stehen sah.
Er lächelte mich zur Begrüßung an "Du siehst bezaubernd aus mein Kind." ein winziger Film aus Tränen bildete sich in seinen Augen. Er würde mich zum Altar führen, da ich keine anderen Lebenden Verwandten mehr hatte und er die Rolle meines Ersatzvaters für viele Jahrzehnte übernommen hatte.
"Danke, ich hoffe nur ich verbrenne nicht den Blumenstrauß in meinen Händen vor lauter Aufregung." ich grinste leicht, obwohl ich keinesfalls einen Witz gemacht hatte. Schon seit Stunden war mein inneres Feuer, genauso unruhig wie ich und wartete nur auf eine Gelegenheit um freigelassen zu werden.
Gandalf lachte laut, während Dìs in einer kleineren Seitentüre verschwand "Ich denke kaum, dass dies passieren wird." er zog mir meinen Schleier nach vorne, sodass er mein Gesicht verhüllte und bot mir dann seinen Arm an.
Wie es sich gehörte hackte ich mich bei ihm ein. Wir hatten keine Zeit ein weiteres Wort zu wechseln, denn die Steintüre, welche drei Mal so groß war wie Gandalf, öffnete sich mit einem rumpeln.

Mein Herz klopfte vor Aufregung so laut, dass ich mir sicher war, der ganze Saal würde es hören. Die tiefe Fanfare des Erebor ertönte. Das war mein Stichwort, doch ich konnte mich nicht bewegen. Jeder Mensch den ich je geliebt hatte, den ich je mochte, war gestorben, wegen mir. Was ist wenn es Kili genauso erging? Das würde ich nicht ertragen. Ich setzte mich erst in Bewegung, als Gandalf mich etwas mit sich zog. Wir schritten einen langen Gang inmitten all der Bänke in dem Saal entlang. Die Zwerge hatten sich erhoben, viele unseres Volkes waren gekommen um diesem Ereignis beizuwohnen. Unter den vielen Zwergen hoben sich die Elben nur umso deutlicher ab. Es war zwar ein Risiko und wurde bestimmt von einigen Zwergen alles andere als gut gefunden, aber einige meiner besten Freunde und Bekannten waren nun einmal Elben. Ich konnte Thranduil und Legolas sofort an ihren aschblonden Haaren ausmachen, Herrn Elrond konnte ich in seiner Begleitschafft, welche aus seinen Söhnen und seiner Tochter Arwen und einigen anderen Bruchtaler Elben bestand nicht ausmachen.

Meine Schritte wurden von einem roten Teppich gedämpft. Einige Fackeln hingen an den Wänden und spendeten Licht. Blumen in allen nur denkbaren Farben säumten die Seitenenden der Bänke und die Säulen welche die Decke über unseren Köpfen hielt. Hunderte von Kerzen waren auf Kronleuchtern angebracht, sie brannten noch nicht. Mit einer einzelnen drehenden Handbewegung entzündete ich die Kerzen über unseren Köpfen. Erst als ich das getan hatte richtete ich meinen Blick nach vorne und musste leicht Lächeln, was man unter meinem Schleier natürlich nicht sehen konnte. Am Ende des Saales stand Kili. Er trug eine hellblaue Tunika mit silbernen Knöpfen, dazu eine pechschwarze Hose und glänzende schwarze Stiefel. Sein Schwert war symbolisch um seine Hüfte geschnallt, seine Haare etwas komplizierter frisiert als sonst und seine Schmuckschließen funkelten silbern in seinen braunen Haaren. Hinter ihm war ein Bogen aufgebaut, welcher nur aus Blumen zu bestehen schien. Vor diesem Torbogen stand Thorin, der als König dazu ermächtigt war uns zu verheiraten. Die Rabenkrone des Erebors ruhte auf seinem Kopf.

Je näher ich Kili kam, desto entspannter wurde ich. Als wir schließlich ganz vorne angekommen waren, ließ Gandalf meinen Arm los und ich stieg die letzten Stiegen alleine hinauf, bevor ich gegenüber von Kili zum Stehen kam. Ich konnte sehen wie sich Freudentränen in seinen Augen bildeten "Du siehst wunderschön aus." flüsterte er.
Ich lächelte "Du siehst aber auch nicht schlecht aus." wisperte ich zurück was ihm ein kleines Lachen entlockte. Ich warf einen kurzen Blick in die erste Reihe. Alle Zwerge der Gemeinschaft waren gekommen, ebenso wie Bilbo und Beorn. Mein Blick blieb kurz an Dwalin hängen, der wohl dachte niemand würde sehen wie er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Fili stand neben Thorin und hielt die Ringe.
"Liebe Anwesenden" begann Thorin und sofort waren alle im Saal still "wir haben uns heute hier zu einem Anlass eingefunden der schöner nicht sein könnte." er sah zwischen seinem Neffen und mir hin und her "Den Bund zweier junger Menschen, in der Anwesenheit von Mahal und Eru." ich lächelte glücklich bei der Erwähnung des elbischen Gottes, denn ich wusste genau, dass es Thorin nicht leicht fiel Elbische Bräuche in sein Leben zu lassen "Kili, dein Eheversprechen." auffordernd sah Thorin seinen jüngsten Neffen an.

Dieser räusperte sich kurz und nahm meine Hände "Leona, du bist mutig, klug und die gütigste Person die ich je kannte. Du hast mir gezeigt, dass es dumm ist, alle um mich herum als Feine zu sehen und dass neue Freundschaften viel besser sind als alte Feindschaften." mir stiegen bei seinen Worten die Tränen in die Augen "Du hast mir mein Leben gerettet, in mehr als nur einer Hinsicht und es gibt niemand anderen auf dieser Welt mit dem ich meine restlichen Tage verbringen möchte als mit dir." ich konnte sehen wie ihm eine einzelne Freudenträne die Wange hinuntertropfte.
Gerührt von seinen Worten atmete ich kurz ein und aus, sonst hätte mich meine Stimme wohlmöglich verlassen "Kili, an dem Tag an dem ich dich kennengelernt habe, war ich kaputt. Jahrelang habe ich einfach nur existiert, aber nicht gelebt. Deinetwegen wollte ich wieder leben." ich spürte wie mir zwei Tränen die Wangen hinunterrollten "Du hast jeden einzelnen Splitter von meinem Herzen wieder zusammengesetzt und seit es wieder ganz ist, schlägt es nur noch für dich." ich fuhr mir kurz unter den Schleier um die Tränen abzuwischen.
Hinter mir hörte ich wie Thorin sich räusperte, bevor er sprach, auch er war von unseren Worten wohl nicht ganz unberührt geblieben "Die Ringe bitte."
Fili reichte seinem Onkel das Samtkissen, auf welchem die zwei Ringe lagen. Der eine war aus Carbon, funkelnd hoben sich vier weiße Diamanten von dem Schwarz ab. Der andere war ebenfalls schwarz, allerdings würde er sich in der Form von winzigen schwarzen Flammen um meinen Finger schließen, rundum um den ganzen Ring waren Rubine eingearbeitet.
Meine Hand zitterte etwas als ich den schwarzen Ring mit den Diamanten nahm und ihn Kili an den Finger steckte. Zeitgleich steckte er mir meinen Ring an den Finger. Das Metall fühlte sich kühl an meiner stetig warmen Haut an.

"Hiermit erkläre ich euch zu Zwerg und Weib." verkündete Thorin mit lauter Stimme "Du darfst sie nun küssen." er zwinkerte seinem Neffen zu.
Lächelnd hob Kili meinen Schleier. Doch noch bevor er sich vorbeugen konnte, kam ich schon auf ihn zu und drückte meine Lippen auf seine. Für einen Moment lang, gab es nur uns beide. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, während seine auf meinen Wangen lagen. Den Jubel der Menge hörten wir gar nicht. Als wir uns wieder lösten pulsierte mein ganzer Körper vor Glück.
Kili strich mir sanft über meine Wange "Jetzt wirst du mich nie wieder los." grinste er leise.
Ich lachte und drückte ihm noch einmal einen schnellen Kuss auf die Lippen "Das will ich auch hoffen." wir nahmen uns bei den Händen und drehten uns gemeinsam zu der jubelnden Menge. Am lautesten waren wohl die Zwerge mit denen ich Monatelang durch Mittelerde gezogen war. Ich lächelte bei dem Gedanken daran, dass ich etwas geschafft hatte, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich hatte wahrhaftiges Glück gefunden. Ich hatte mein Glück mit Kili gefunden und jetzt wo ich es hatte würde ich es nie wieder hergeben.


Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt