Das Ende der Gemeinschaft

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Ich stach immer weiter auf meine Feinde ein. Aragorn hatte einige der Orks auf die Steinplattform gelockt und wirbelte mit tödlicher Präzession sein Schwert herum. Ich rollte mich zwischen zwei Orks hindurch und rammte einen mein Schwert und dem anderen meinen Dolch in die Kehle. Nur knapp duckte ich mich unter einem Angriff weg, blockte ihn und schlug meinem Feind den Kopf ab. Doch egal wie viele Orks Aragorn und ich auch töteten, es kamen immer mehr. Einige waren auch schon in den Wald hineingerannt um nach Frodo und dem Ring zu suchen. Ich konnte nur hoffen, dass sie ihn nicht fanden. Und ich konnte auch hoffen, dass Merrin und Pippin sich irgendwo versteckten und nicht angreifen würden. Ich griff in meine Jackentasche und schleuderte ein Messer in das Auge meines Feindes, quickend ging er in die Knie.

Plötzlich kam Legolas angerannt, dicht gefolgt von Gimli. Sie mussten die Kampfgeräusche gehört haben. Legolas rammte einen Pfeil durch den Kopf eines Orkes, bevor er ihn mit einem Ruck wieder herauszog und einen weiteren Feind erschoss. Mein Kopf flog zu der Steinplattform, von der Aragorn gerade heruntergeflogen kam. Ein Ork hatte ihm am Hals gepackt und zog sein Schwert hervor. Schnell blockte ich den Schlag meines Angreifers und schleuderte ein Messer auf den Ork der über Aragorn gebeugt stand. Das einzige, das mir verriet, dass ich den Rücken des Monsters getroffen hatte, war sein Quieken.
Plötzlich hallte der Klang eines Hornes durch den Wald.

"Das Horn Gondors!" Legolas erschoss zwei Orks gleichzeitig.
Aragorn packte sein Schwert fester "Boromir!" brachte er keuchend hervor. Sorge um seinen Kammeraden funkelte in seinen Augen "Komm Leona!" schrie er mir zu und rannte er los.
Ich sah kurz zweifelnd zu Gimli und Legolas, die immer noch von duzenden Orks umringt waren. Die zwei standen Rücken an Rücken. Legolas verschoss einen Pfeil nach dem anderen. Jeder von ihnen traf sein Ziel. Gimli wirbelte seine Axt umher und trennte den angreifenden Orks alle möglichen Körperteile ab. Es schien so als hätten die beiden die Situation völlig unter Kontrolle. Darauf bedacht nicht auf den Waldboden zu knallen rannte ich den Hügel hinunter. Mit einem Schrei stürzte ich mich von einem Felsen, rollte mich ab und enthauptete zwei Orks gleichzeitig. Ich sprang wieder auf und rannte weiter. Es waren keine Orks mehr zu sehen, das konnte nur eines bedeuten sie hatten gefunden was sie suchten "Bitte nicht." murmelte ich zu mir selbst.

Ich verdoppelte mein Tempo noch einmal. Die Orks durften Frodo nicht gefunden haben. Sobald der Ring seinem Meister in die Hände viel würde eine Dunkelheit über Mittelerde hereinbrechen, welche nicht mehr aufzuhalten war. Sobald Sauron den Ring wieder befehligte würde meine Zukunftsvision Wirklichkeit werden. Tränen sammelten sich in meinen Augen, das durfte nicht geschehen. Keuchend stolperte ich durch den Wald, bis ich hinter einigen Bäumen Aragorn erkannte, der gerade einem Ork den Kopf abschlug. Das Biest ging kopflos in die Knie und beschmutzte den Boden mit seinem schwarzem Blut. Aber Aragorn schwelgte nicht lange in seinem Sieg, sondern rannte auf irgendetwas zu. Sobald ich etwas näher gekommen war, konnte ich auch erkennen wer es war. Es war Boromir. Entsetzt schrie ich auf. Noch im Laufen steckte ich meine Waffen weg, denn die wenigen Orks die noch in diesem Wald waren, waren tot.

Boromir lag hustend auf dem Waldboden. Drei Pfeile hatten seinen Oberkörper durchbohrt "Sie haben Merrin und Pippin!" röchelte er zu Aragorn, der neben ihm kniete.
Aragorn wirbelte zu mir herum "Du bist doch Heilerin, tu irgendwas!" Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet.
Ich kniete mich auf die andere Seite von Boromir "Ich wünschte das könnte ich." Boromir stand dem Tod schon zu nahe.
"Bitte" Boromir packte Aragorn am Arm "Ich habe gesehen, wie meine Heimat in Trümmern lag." er rang nach Luft "Der Baum der Könige wird fallen, und alles gute wird vergehen." eine Träne rollte dem Herren Gondors über die Wange und verband sich mit dem Blut welches ihm aus dem Mundwinkel lief.

Aragorn hielt die Hand des Mannes fest "Ich werde alle Kraft aufbringen die ich kann, ich verspreche dir, weder wird die weiße Stadt fallen, noch wird unser Volk versagen!"
Das entlockte dem sterbenden ein Lächeln "Unser Volk." seine Augen verloren langsam ihren Glanz "ich wäre dir gefolgt mein Bruder" er sah Aragorn in die Augen "mein Hauptmann" er rang nach Luft "mein König."
Betreten wischte ich mir über die Augen, um die Träne abzuwischen. Boromir hatten einen solchen Tod nicht verdient. Er hatte es nicht verdient feige von Hinten erschossen zu werden.
"Leona." krächzte Boromir, so leise, dass ich es kaum verstand "mein Schwert....bitte!"
Sofort sah ich mich nach seinem Schwert um, ich wusste es war ein Art Ritus bei den Kriegern der Menschen mit dem Schwert in der Hand zu sterben.
Ich entdeckte es und wollte es in die Hände des Mannes legen, doch er hielt mich davon ab, indem er seine Hand auf meine legte "Behalt es." schwach grinste er mich an "die Völker Mittelerdes können sich glücklich schätzen eine Beschützerin wie dich zu haben."
Ehrfürchtig strich ich über die Schneide des Schwertes "Ich werde es in Ehren halten Boromir." meine Lippe zitterte leicht.

Boromirs Hand erschlaffte. Das Licht in seinen Augen erlosch, er atmete seinen letzten Atemzug. Der Herr von Gondor war tot. Zwei Tränen rollten mir synchron über die Wangen. Auch wenn wir nicht den besten Start hatten, Boromir war mir so wichtig gewesen wie jeder in dieser Gemeinschaft. Ich stand auf und murmelte "Kilmin malur ni zaram kalil ra narag. Khaled zâram Boromir con Gondor."
Erst als ich mich umdrehte sah ich Gimli und Legolas die einige Schritte entfernt standen und betreten zu Boden sahen.
"Mögest du in Frieden ruhen." Aragorn schloss mit seinen Fingern die Augenlieder von Boromir "Sohn von Gondor." danach drehte er sich zu uns um "Legolas hilf mir ihn in ein Boot zu bringen." er sah wieder zu seinem Stammesbruder "Wir werden ihm die letzte Ehre erweisen."
Legolas steckte seinen Bogen weg und hob gemeinsam mit Aragorn den Toten hoch. Ein weiterer Toter den ich zu verschulden hatte. Hätte ich Boromir etwas schneller gefunden, wäre er vielleicht noch am Leben. Ich schnallte Boromirs Schwert an meinen Gürtel und sah stur geradeaus.

"Ich kenne diesen Blick an dir Leona." brummelte Gimli "Gib dir nicht an allem die Schuld."
Ich sah ihn nur ausdruckslos an und schüttelte den Kopf. Wortlos folgte ich Legolas und Aragorn an den Fluss. Die beiden hatten Boromir in eines der Boote gelegt und sein Schild sowie sein Horn je in eine Hand von ihm gelegt, welche er überkreuzt hielt.
"Mögen wir uns in den Hallen unserer Väter wiedersehen." murmelte Aragorn und schob das Boot etwas auf das Wasser hinaus. Es gewann immer mehr an Fahrt, bis es den Wasserfall hinunterstürzte.

Noch einige Sekunden lang sah ich auf den Wasserfall " Sie werden von den Türmen von Minas Tirith Ausschau nach ihm halten, aber er wird nicht mehr zu ihnen zurückkehren." ich bedauerte seine Familie zutiefst. Jeden Tag würden sie seine Rückkehr erwarten, doch er würde nicht wiederkehren.
Ein Platschen vom Ufer aus erregte meine Aufmerksamkeit, es war Legolas, der das letzte Boot ins Wasser schob "Los schnell Frodo und Sam haben das Östliche Ufer erreicht!"
Doch als weder Aragorn noch ich uns vom Fleck bewegten schien auch er zu begreifen, dass wir ihnen nicht folgen würden, das durften wir nicht. Das was Boromir zugestoßen war, konnte jedem von uns geschehen. Der Ring konnte jeden von uns in Besitz nehmen.
"Wir werden ihnen nicht folgen, nicht wahr?" der Elb zog das Boot wieder etwas an Land.
Ich schüttelte den Kopf "Die beiden müssen ihren Weg jetzt alleine finden." so schwer es mir auch fiel die beiden in die Gefahr hinein ziehen zu lassen, es war besser so. Auch wenn ich nicht gut auf Galadriel zu sprechen war, es ist für gewöhnlich besser auf ihre Ratschläge zu hören.
Ich ging zu Aragorn hinüber der damit kämpfte seinen Arm zu verbinden "Lass mich." ich nahm die beiden Enden des Stoffsteifens und verknotete sie geschickt miteinander.

"Das war es also." Gimli sah auf den Boden "Die Gemeinschaft hat versagt."
Aragorn fing an zu lächeln "Nicht wenn wir treu zueinander stehen." er sah Gimli, Legolas und mich der Reihe nach an "Wir werden Merrin und Pippin nicht der Folter und dem Tod überlassen." er steckte ein Messer in seine Schneide "Alles was ihr nicht braucht lasst hier. Wir reisen nur mit leichtem Gepäck." er war schon halb im Wald drinnen als er sich noch einmal umdrehte "Lasst uns Orks jagen!"
Gimli und Legolas sahen sich grinsend an "Na los." Gimli rannte Aragorn hinterher.
Für einen Moment lang sahen Legolas und ich uns stumm an, dann rannten auch wir den beiden hinterher.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt