Festmal

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Fast geräuschlos ging ich den Holz Gang entlang. Es war offiziell, ich liebte meine neuen Stiefel. Sie waren fast besser als meine alten, die in der Strömung des Flusses verloren gegangen waren und die von Bard, nun ja, ich hatte etwas an den Füßen. Aber diese hier, sie waren so als wären sie extra für mich gemacht worden. Erst als ich halb einen Gang durchquert hatte viel mir auf, dass ich gar nicht wusste, wo der Speisesaal war. Ich beschloss einfach dem Lärm zu folgen, den ich irgendwo zwei Gänge weiter vernahm.

"Prost!" hörte ich Bofur schreien, danach war für zwei Sekunden völlige Stille.
Grinsend stieß ich eine Doppeltüre auf und fand mich in einer geräumigen Halle wieder. An dem einen Kopf des Tisches saß Thorin, an dem anderen der Bürgermeister der Seestadt. Alle anderen hatten sich irgendwie aufgeteilt und massenweise Essen auf ihren Tellern, sie lachten, waren schon voreilig siegestrunken und aßen was das Zeug hielt. 

Befriedigt sah ich den enttäuschten Blick des Bürgermeisters, als ich auf den letzten der freien Stühle zuging. "Tja ich tanze nach niemandes Pfeife." dachte ich im inneren, als ich mich neben Kili fallen ließ.
Ich nahm mir Fleisch, gebratene Kartoffeln und gekochtes Gemüse auf meinen Teller und fing an es zu vernichten. Als ich einen Blick auf die Seite warf, fiel mir auf, dass der Bürgermeister mich anstarrte "Was?!" nuschelte ich nach zwei Bissen hervor "Noch nie jemanden Hungrigen essen sehen."
Der Bürgermeister antwortete nicht sondern flüsterte wieder etwas mit Alfred. Kopfschüttelnd wendete ich mich wieder meinem Essen zu, während Kili neben mir den rothaarigen Bürgermeister anfunkelte. Doch das nahm ich nicht einmal wahr.

Je mehr die Zwerge intus hatten, desto lauter lachten sie und tauschten immer lächerlicher klingende Geschichten aus. Der Bürgermeister war längst verschwunden. Kili war vor zwei Stunden in sein Zimmer gegangen, er meinte er wolle sich für morgen ausruhen. Belustigt beobachtete ich den völlig betrunkenen Bofur, der auf den Tisch stieg und zum Tanzen begann. Ich klatschte im Takt seines gelallten Gesangs mit, aber wurde auch schon langsam müde, da ich nicht wie alle anderen um mich herum vom Alkohol aufgeputscht war. Durch mein Elbenblut brauchte es einiges, dass ich betrunken wurde.

"Entschuldigt mich!" ich schob meinen Sessel zurück und ging aus dem Raum hinaus, zurück in mein Zimmer.
Ich legte meinen Mantel, Stiefel und Weste ab und kroch mit der Hose, die nach unten hin weiter wurde und Hemd ins Bett. Das letzte was ich sah bevor ich einschlief, war der Mond, der hell auf den Erebor schien.

Jemand rüttelte mich unsanft an der Schulter, ich fuhr herum und packte die Person fast reflexartig am Hals, ohne darauf zu achten wer es war.
"My Lady." krächzte der Angestellte unter meinem Griff "Ich... ich soll euch zur Waffenkammer begleiten."

Ich atmete frustriert aus, ließ Hals des Mannes los und sank wieder zurück in mein Bett. Der konnte nur froh sein, dass ich mit keinen Waffen am Leib geschlafen hatte, sonst wäre er jetzt tot. Mich so abrupt aufzuwecken, war lebensgefährlich, die meisten der Zwerge hatten das auf eher unangenehme Art lernen müssen. Aber diese Angewohnheit hatte mich schon sehr oft vor dem Tod bewahrt. "Ich finde den Weg ganz gut alleine, danke."

Der Bedienstete rappelte sich auf, hielt sich den Hals und eilte rasch aus dem Zimmer.
Ich stellte meine Beine auf den Boden und sah aus dem Fenster hinaus, die Sonne kämpfte sich langsam aber sicher über den Horizont. Rasch zog ich mich an und flocht mir meine seitlichen Haare aus dem Gesicht, hinten am Kopf ließ ich sie offen über den Rücken fallen. Ich warf mir im gehen meinen Mantel über und machte mich auf den Weg zur Waffenkammer, bei der ich genau wusste wo sie war. Auf meinem Weg dorthin wurde ich von vielen Menschen, wie sie glaubten, unauffällig betrachtet.

Natürlich fiel es mir auf, aber ich ignorierte es und ging mit dem Blick stur geradeaus gerichtet auf den Eingang der Waffenkammer zu. Viele der Zwerge waren schon da und sahen sich die Auswahl an. Ich hob die Hand zum Gruß und grinste, als Dwalin prüfend eine Axt schwang und dabei fast Alfred enthauptete. Ich begab mich zu den Schwertern und nahm eines davon prüfend in die Hand. Eigentlich war es etwas zu schwer für mich und schrecklich unausbalanciert, aber trotzdem nahm ich es und schnallte mir den Schwertgürtel um. Denn ein schlechtes Schwert war immer noch besser als gar keines.

"Verzeiht, habt ihr Dolche?" ich versuchte ein freundliches Lächeln auf mein Gesicht zu bekommen als ich Alfred nach den Dolchen fragte, es wollte mir nicht gelingen.
Der Mann zeigte in eine eher dunklere Ecke "Dort hinten." er musterte das Schwert an meinem Gürtel "Sie sind vielleicht geeigneter für euch als das Schwert."

Ich verzog das Gesicht, ich wusste genau worauf er da anspielte, es waren seiner Meinung nach geeignetere Waffen für eine Frau, ich ballte die Hände zu Fäusten, als ich zu den Dolchen ging.
Ein Lachen riss mich aus meinen mentalen Morddrohungen, Fili hatte sich auf eines der Schwerter gestützt und wischte sich eine Lachträne von der Wange "Glaubt mir wenn ich euch sage, Leona ist mit Dolchen tödlicher als jeder Mann mit einem Schwert."

"Danke Fili." prüfend, und auch um Alfred eines Auszuwischen, wirbelte ich die Dolche durch die Luft und steckte sie mir dann in die Schlaufen der Stiefel. Ich hätte mich wohler gefühlt, hätte ich noch Messer bekommen, aber die gab es hier nicht. Die Sonne stand mittlerweile schon deutlich über dem See, wir mussten aufbrechen.

Eine begeisterte Menschenmasse erwartete uns, als wir zu einem Boot gingen welches für uns bereit stand.
"Wir sind einer zu wenig." Bilbo sah sich etwas um "Wo ist Bofur?"
Ich musste lachen, so betrunken wie er gestern war, würde es mich wundern wenn er vor dem Abend seinen Rausch ausgeschlafen hatte.

Thorin lud einige Vorräte in das Boot "Wenn er nicht hier ist, lassen wir ihn zurück."
"Das müssen wir." Balin stieg in das Boot "Wenn wir die geheime Türe vor Einbruch der Nacht finden wollen."
Leichtfüßig sprang ich in das Boot. Kili wollte mir folgen, wurde aber von Thorin aufgehalten "Du nicht." bestimmend sah Thorin seinen Neffen an.
"Was redest du, ich komme natürlich mit." Kili grinste, es wirkte verkrampft.
Thorin schüttelte den Kopf und verlud weiter Sachen in das Boot, insgeheim war ich froh, dass Kili nicht mitkommen würde, denn er sah nicht mehr gut aus. Er war blass und kalter Schweiß stand auf seiner Stirne. Aber das eine wusste ich, wenn Kili nicht ging würde ich auch nicht gehen.

"Ich werde dabei sein wenn diese Türe aufgeht, wenn wir das erste Mal die Hallen unserer Väter sehen Thorin." ich sah wie Kili mit den Tränen kämpfte.
"Kili." Thorin legte ihm die Hand auf seine Schulter "Ruh dich aus, komm nach wenn du gesund bist."

Enttäuscht setzte sich Kili auf eine Holzkiste.
Ich stand wieder auf "Ich bleibe bei ihm, ich kenne mich mit Heilkunde aus."
"Leona, das kannst du nicht machen." Thorin hielt mich am Arm zurück "Du bist unsere beste Chance gegen Smaug."
Ich sah Thorin fest in die Augen "Dann weckt ihn einfach nicht." ich schüttelte die Hand des Zwerges ab und ging zu Kili.
Ich hockte mich vor ihn hin "Sei ehrlich, wie sehr tut es weh?" ich legte meine Hand auf seine Stirn, sie glühte förmlich.

"Onkel wir sind mit Geschichten über den Berg aufgewachsen, du hast sie uns erzählt." versuchte Fili seinen Onkel zu überzeugen "Das kannst du ihm nicht wegnehmen."
Ich hörte ihrem weiterem Gespräch nicht mehr zu, sondern redete weiter auf Kili ein "Wie schlimm?"
"War schon einmal schlimmer." brummte er als ich auf seine Beinwunde drückte.
Plötzlich war Fili neben mir "Was ist mit ihm?"
Ich fuhr mir nachdenklich durch die Haare "Kann ich noch nicht sagen, aber seine Wunde muss sich entzündet haben." ich unterdrückte das Bedürfnis mir die Ohren zuzuhalten, als laute Musik ertönte.

Der Bürgermeister kam auf ein Podest "Möge euer Rückkehr uns allen Glück bescheren!" er winkte den Zwergen im Boot zu, die paddelten und auf den offenen See zuhielten. Sobald sie außer Sichtweite waren, eilte der Rotschopf davon.
"Wartet!" Bofur drängte sich durch die jubelten Menschenmassen und sah enttäuscht auf das Boot, das er um Minuten verpasst hatte. Dann fiel sein Blick auf uns und sein Gesicht erhellte sich "Habt ihr das Boot auch verpasst?"
Noch bevor ich ihm antworten konnte, kippte Kili um. Er fiel gegen seinen Bruder der ihn besorgt auffing "Kili." aber Kili antwortete nicht, seine Atmung war schnappartig und er hatte die Augen geschlossen.

"Kili." ich sah auf sein Bein, aus dem eine schwarze Flüssigkeit tropfte. Mir blieb für einen Moment das Herz stehen, nur eine Art von Orkwaffen verursachten so eine Wunde. Eine Morgul Vergiftung.
"Wir brauchen Medizin für ihn." bestürzt sah ich auf Kili "und zwar schnell!"
Fili legte sich einen Arm von seinem Bruder über die Schulter "Los hilf mir mit ihm!" befahl er schon fast Bofur, der eiligst das tat was von ihm verlangt wurde und Kili gemeinsam mit Fili in die Senkrechte bewegte.
"Los kommt schon." ich ging voran zu dem Haus des Bürgermeisters, denn auch wenn ich diesen Mann hasste, würde ich dort die besten Möglichkeiten haben um Kili zu heilen.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt