Leona und Kili

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Es waren einige Stunden vergangen, seit ich auf der Klippe gegen Azog gekämpft hatte. Dieser Kampf hatte so viele Erinnerungen wieder aufgewirbelt. Und mit den Erinnerungen kam der Schmerz. Seufzend rieb ich mir übers Gesicht und lehnte meinen Kopf an den Felsen hinter mir. Ich hatte meine Beine überkreuzt auf dem Waldboden ausgestreckt und war die letzte halbe Stunde damit beschäftigt gewesen die Sterne zu beobachten. Mein Blick schweifte über meine Reisegefährten. Allesamt schliefen sie, die vergangenen Stunden waren sehr kraftraubend gewesen. Vor allem der Abstieg von dem Felsen auf welchen uns die Adler abgesetzt hatten. Ich war ihnen zwar dankbar, dass sie uns vor den Orks gerettet hatten, aber hätten sie uns nicht irgenwo auf dem Boden absetzten können. Teilweise lagen die Zwerge halb übereinander oder teilten sich eine der wenigen Decken die wir noch hatten, denn ein Feuer anzuzünden währe zu Riskant und diese Nacht war besonders kühl. Der einzige der nicht schlief, abgesehen von mir, war Bofur, welcher die erste Wache hatte. Müde rieb ich mir über die Augen und gähnte, ich wehrte mich schon seit Stunden dagegen einzuschlafen, ich hatte Angst was ich sehen könnte. Doch mein Geist kam nicht länger gegen die Bedürfnisse meines Körpers an. Blinzelnd fielen mir die Augen zu und ich schlief mit verschränkten Armen, an den Felsen gelehnt ein.

Ich fand mich auf einer weiten Lichtung wieder. Vorsichtig sah ich mich um. Weit und breit war nichts zu sehen. Bis auf den Wald, der am Rande der Lichtung anfing und die dunklen Wolken, welche sich den Himmel entlangzogen. Ich wirbelte herum und zog mein Schwert als ich ein Knurren hörte. Mein ganzer Körper erstarrte, aus dem Wald erschien ein weißer Warg. Langsam mit einem Knurren bewegte er sich auf mich zu und auf diesem Warg saß Azog der Schänder. Ich atmete zitternd ein und aus "Es ist nur ein Traum, nur ein Traum!" versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Dennoch umklammerte ich mein Schwert immer fester, je näher der Schänder kam.

"So begegnen wir uns wieder Mischling!" zischte er auf schwarzer Sprache.
Ich drehte das Schwert einmal um seine eigene Achse "Ich werde die Welt von dir befreien, eines Tages!" spie ich ihm entgegen.
Doch der Ork lachte nur "Leona, ich bin es nicht von dem die Welt befreit werden muss." er lächelte mich grausam an "Du bist es, alles was du anfasst zerfällt zu Asche und stirbt!"
Ich brüllte vor Wut auf und stürzte mich mit schwingendem Schwert auf ihn. Mit all der Kraft die ich in mir hatte sprang ich hoch und riss ihn von seinem Reittier. Gemeinsam schlugen wir auf dem Boden auf. Schnell rappelte ich mich auf "Das ist nicht wahr!" schrie ich.
Azog wischte sich ein Rinnsal schwarzes Blut von seinem vernarbten Mundwinkel "Bist du dir sicher?" er hob den Arm mit seiner Prothese und wie aus dem nichts erhoben sich Häuser aus dem Boden.
Tote übersäten den Boden. Ich spürte ein ziehen in der Magengrube "Nein!" murmelte ich. Tränen stiegen mir in die Augen, als ich den schlimmsten Tag meines Lebens wieder vor mir sah "Es war nicht meine Schuld!" brüllte ich Azog entgegen und ließ mein Schwert auf ihn niedersausen. Klirrend parierte er es und drückte mich mit purer Kraft nach hinten "Aber getan hast du auch nichts, du bist weggerannt und hast dich versteckt!" er packte mich am Kopf und zwang mich in eine Richtung zu sehen "Weil du dich versteckt hast, ist sie gestorben!" Wuttränen rannen mir über die Wangen, als ich meine Mutter in ihrem eigenen Blut liegen sah. Mit einem Schrei ließ ich einen Feuerball entstehen und schleuderte ihn blind nach hinten, in der Hoffnung Azogs Gesicht frittieren zu können. Ich verfehlte seinen Kopf und der Feuerball prallte gegen eines der Häuser. Lachend warf mich Azog durch die Luft. Hart prallte ich auf dem Boden auf, mein Schwert wurde mir aus der Hand geschleudert und blieb einige Meter entfernt liegen . Blut sammelte sich in meinem Mund, ich spukte es auf die Wiese. Mühsam rappelte ich mich wieder auf, zog ein kleines Messer und warf es zielsicher in Azogs Auge.
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper und zog es sich einfach wieder hinaus "Selbst wenn du mich tötest, wird das deine Qualen nicht lindern."
Schwer atmete ich ein und aus. Um mich herum zerfielen die Häuser zu Asche, auch die toten Körper meines Volkes zerbröselten zu Asche "Ich weiß" meine Hände waren in Flammen gehüllt "aber es ist ein verdammt guter Anfang!" schrie ich und ging erneut auf ihn los.
Immer wieder wich er lachend meinen Feuerbällen aus "Du bist ein Todesengel Mischling" er bekam mich an meinem Hals zu fassen und drückte mir die Luft ab "es ist nur eine Frage der Zeit bis auch er das erfährt." er stieß mich von sich.
Ich landete auf den Knien. Augenblicklich schossen mir Tränen in die Augen. Einige Meter vor mir lag eine Gestalt, sie war blutüberströmt. So schnell ich konnte stolperte ich zu dem Körper hin. Ein Schrei entwich mir, als ich erkannte wer da tot auf dem Gras lag. Es war Kili. Schluchzend fiel ich vor ihm auf die Knie. Seine braunen Augen die ich so liebte, waren kalt und leer. Eine tiefe Wunde zog sich über seinen gesamten Bauch. Blut tränkte das Gras um ihn herum. "Nein, bitte nicht." murmelte ich und strich ihm eine Haarsträhne aus seinem bleichem Gesicht, meine Tränen tropften auf seinen kalten toten Körper. Ich schluchzte auf und krümmte mich zusammen, es fühlte sich so an, als hätte man mir mein Herz aus der Brust geschnitten und würde es jetzt in winzige Stücke zerreißen.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt