Ich wachte mit den ersten Sonnenstrahlen auf, lange vor meinem Wecker. Die letzten Nächte waren so aufwühlend gewesen, dass mein sowieso schon gestörter Schlafrhythmus sich komplett verabschiedet hatte. Alex dagegen schlummerte friedlich neben mir. Er lag auf dem Rücken, seinen Kopf in meine Richtung gedreht und kaum von der einzigen Bettdecke bedeckt.
Vorsichtig rückte ich näher an ihn heran, um ihn weiter zuzudecken und konnte danach nicht widerstehen, ihm federleicht mit den Fingerspitzen über die Wange zu streichen. Seine Haut war warm und weich und am liebsten würde ich den letzten Abstand zwischen uns überbrücken und mi ch an ihn kuscheln. So, wie letzte Nacht, als ich mit meinem Kopf auf seiner Brust gelegen und er mir sanft durch die Haare gestrichen hatte, bis ich irgendwann eingeschlafen war. Aber ich wollte ihn nicht wecken, also zog ich schweren Herzens meine Hand wieder zurück.
Als würde er den Verlust meiner Berührung spüren, gab Alex ein Brummen von sich und drehte sich auf der Suche nach mir auf die Seite. Seine Arme fanden meinen Körper und zogen ihn an sich, sodass wir Gesicht an Gesicht lagen.
„Wie spät ist es?", murmelte er mit rauer, vom Schlaf getränkter Stimme, während er eins seiner Beine gerade so lange anhob, dass ich meins zwischen seine schieben konnte. Unwillkürlich musste ich lächeln.
„Zu früh, um wach zu sein", flüsterte ich und schlang sanft meinen Arm um seinen Oberkörper. „Schlaf weiter."
Er brummte erneut und presste seine Lippen träge gegen meine Stirn, ohne dabei die Augen zu öffnen. Meine Finger begannen Muster durch den Stoff seines T-Shirts auf seinem Rücken zu zeichnen. Gerade Linien, Schlangenlinien, Kreise, irgendein wirres Durcheinander aus Formen.
„Warum bist du schon wach?"
Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht zu kichern. Alexander Parker war verdammt niedlich, wenn er verschlafen war. Wer hätte das gedacht. Zu meinem Glück hielt er seine Augen nach wie vor geschlossen und bemerkte nicht, dass ich ihn mit diesem lächerlich verklärten Blick betrachtete. Ich sollte mich nicht so leicht erweichen lassen, nur weil wir die halbe Nacht miteinander gekuschelt hatten. Nur gekuschelt. Es waren nicht einmal andere Dinge geschehen, bei denen ich den Verlust meines Verstandes nicht so kritisch sehen würde.
Ich unterdrückte ein Seufzen und beantwortete stattdessen seine Frage: „Weiß ich auch nicht."
„Dann schlaf", nuschelte er. Es war das letzte, was ich für die nächsten Stunden aus seinem Mund hörte. Er schlief kurz darauf wieder ein und als mein Handywecker um viertel vor sieben klingelte, stellte ich fest, dass auch ich tatsächlich noch einmal weggedämmert war.
Es musste daran liegen, dass Alex' Anwesenheit beruhigend auf mich wirkte. Zwar wusste ich nicht, ob es seine bloße Nähe war, wie er mich umschlungen gehalten hatte oder das ruhige Heben und Senken seiner Brust. Was davon es auch war, ich würde am liebsten alle drei Möglichkeiten wieder für die nächste Nacht in Beschlag nehmen, damit sie mich von den Gedanken in meinem Kopf ablenkten.
Dass er mich auch jetzt noch enger an sich zog, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern. Er war nicht bereit dazu, die Nacht hinter sich zu lassen, genauso wenig wie ich und deshalb sträubte ich mich nicht im Geringsten dagegen, als er mich auf den Rücken drehte und sich halbwegs über mich beugte. Sanft strich er mit seinen Fingern über mein Gesicht, von meiner Schläfe an meinem Kiefer entlang, bis er kurz vor meinen Lippen stoppte. Am liebsten hätte ich einen frustrierten Laut darüber ausgestoßen, wäre da nicht die minimale Falte zwischen seinen Augenbrauen gewesen.
„Wie geht es dir?", fragte er. Der Blick, mit dem er mich musterte, spiegelte zugleich Besorgnis und ehrliches Interesse wider. Ich wusste sofort, dass er auf meinen halben Nervenzusammenbruch anspielte.
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Sommergewitter
RomanceWo strahlender Sonnenschein auf eiskalte Wellen trifft, schneidender Wind auf gespannte Segel und High Society auf urige Fischerdörfchen kollidieren die Herzen von Brooke und Alexander wie Donner in einem Sommergewitter. Drei Wochen als Kindermädche...