V i e r u n d v i e r z i g

3.4K 234 115
                                    

Ich fühlte nur noch. Spürte die Wärme von Alex' Körper, seine Hände an meinem Rücken, seine weichen Lippen, die meinen Kuss so elendig zärtlich erwiderten, dass es Schwindel in meinem Kopf verursachte. Ich wollte mich in dem Gefühl verlieren. Darin, wie es meine Lippen zum Prickeln brachte, wie Kohlensäure im Wasser es tat.

Alex hielt mich, als würde er mich nie wieder loslassen wollen, nie wieder mehr Abstand als ein Blatt Papier zwischen uns bringen, nie wieder mit mir streiten wollen. In diesem Moment war ich mir sicher, dass wir über den Berg waren. Dass wir es schaffen konnten, bis zum Ende des Urlaubs und darüber hinaus, und dass Noemi letztendlich doch Unrecht mit ihm gehabt hatte. Er ließ mich nicht am Straßenrand liegen und er würde es auch nicht mehr tun. Denn wenn, dann hätte er es längst getan.

Ich schmiegte mich noch enger an ihn, vertiefte den Kuss, weil ich diese hauchzarten Berührungen nicht aushielt. Mit den Fingern fuhr ich über den weichen Stoff seines T-Shirts, hinauf zu seinen Schultern. Ich fuhr durch seine Haare, strich seinen Nacken entlang. Nahm am Rande war, dass Alex mich sachte nach hinten schob, bis ich gegen den Waschtisch stieß, doch der gefühlvollen Tortur tat das keinen Abbruch. Dabei spürte ich förmlich, wie er sich zurückhielt. Er war sanft und vorsichtig, aber seine Lippen angespannt. Wahrscheinlich, weil er mich nicht überfordern wollte. Aber das tat er nicht.

Ich ließ meine Hände wieder seinen Körper hinabwandern, versuchte jede Muskel- oder Knochenwölbung auf dem Weg durch sein Shirt hindurch zu ertasten, bis ich irgendwann am Saum ankam. Nur kurz verharrte ich, dann ließ ich meine Finger zaghaft darunter wandern. Alex sog zittrig die Luft ein, als meine Fingerkuppen auf seine warme Haut trafen. Fahrig flogen seine Augen auf. Seine Pupillen waren erweitert, als er meinen Blick suchte.

Stumm sahen wir uns an, wägten ab, wie weit wir es kommen lassen würden, wenn ich meine Hände nicht wieder zurückzog. Aber daran dachte ich gar nicht. Stattdessen schob ich sie vorsichtig höher und hielt die Luft an, als seine Muskeln sich unter meiner minimalen Berührung anspannten.

„Du machst es mir echt nicht leicht, die Finger von dir zu lassen", murmelte er rau, dann umschloss er meinen Mund wieder mit seinem. Noch immer versuchte er sich zu beherrschen, doch mit jedem Kuss fiel es ihm schwerer. Der Übergang von Zurückhaltung zu ungeduldiger Lust war fließend. Es dauerte nicht lange, bis auch er seine Hände unter meinem Top hatte und im Gegensatz zu mir nicht lange fackelte, es mir über den Kopf zu ziehen. Achtlos landete es irgendwo auf dem Boden, während Alex' verlangender Blick quälend langsam über die Spitze meines schwarzen BHs wanderte, unter dem mein Herz wie verrückt hämmerte. Unser heftiger Atem war für einige Augenblicke alles, was zu hören war, bis er seinen Kopf hob, mir in die Augen sah und mein Herz damit völlig aus dem Takt brachte.

Viel bedachter als zuvor schloss er die Lücke zwischen uns wieder. Sein T-Shirt kitzelte an meinem nackten Bauch. Langsam fuhr er die Konturen meines Gesichts mit seinen Fingerspitzen nach, bis er von meinem Kiefer zu meinem Hals abbog. Eine Gänsehaut folgte seiner federleichten Spur bis hin zu meinem Schlüsselbein und verleitete mich dazu, mich gegen ihn zu drängen.

Dieses Mal waren meine Hände nicht zurückhaltend, als ich sie erneut unter sein T-Shirt schob. Wenn ich ein Kleidungsstück weniger trug, war es nur fair, wenn er es auch täte. Wir unterbrachen unseren Kuss nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor unsere Lippen wieder zueinander fanden. Danach fiel es mir schwer die Orientierung zu behalten. Wir taumelten durch das Bad, vorwärts, rückwärts, seitwärts, schafften es irgendwie durch die Tür und als wir bei meinem Bett ankamen, trugen wir keine Hosen mehr.

Alex drückte mich sanft gegen die Bettkante, wodurch ich gezwungen war, mich rücklings auf die ungemachten Laken sinken zu lassen. Er folgte mir augenblicklich, stützte sein Gewicht mit seinen Armen zu beiden Seiten neben meinem Kopf ab und schob seine Beine zwischen meine. Ich fuhr abwesend von seiner Taille zu seiner Hüfte und streifte den Bund seiner grauen Boxershorts, während ich hauptsächlich damit beschäftigt war, seinen Oberkörper in Augenschein zu nehmen. Zum wiederholten Male stellte ich fest, wie attraktiv er war. Die unscheinbaren Konturen seiner Brust- und Bauchmuskeln hatten genau das richtige Maß. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Und unfassbar verlockend, um mit den Fingern darüber zu streichen und der feinen Haarlinie unter seinem Bauchnabel zu folgen.

SommergewitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt