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Warum bin ich nur immer so schnell so aufbrausend? Warum kann ich nicht mal einen Streit austragen, ohne am Ende das große Arschloch zu sein? Warum kann ich nicht einfach mal ruhig bleiben?

Ich meine, es ist doch nicht so, dass ich nicht schuld bin. Natürlich bin ich schuld. Zumindest habe ich mit dem Streit angefangen. 

Vielleicht könnte ich jetzt sagen, dass es deswegen ist, weil ich so übermüdet bin und dringend Schlaf brauche. Doch das wäre wieder nur eine blöde Ausrede. Ich habe es vermasselt. Mal wieder.

George ist mittlerweile bestimmt bei Nick oder jemanden anderen untergekommen und lässt seine Frustration dort aus. Er hat auch jedes recht dazu. Also lass ich ihn jetzt am besten in Ruhe.

Momentan bin ich wieder so weit heruntergekommen, dass ich unser Gespräch von erst, noch einmal innerlich ablaufen lasse.

Eigentlich ging es um ein wirklich blödes Thema. Ich wollte heute Abend ein neues Video für unseren Channel aufnehmen, doch George wollte lieber einen ruhigen Abend vor dem Fernseher machen.

Es ging ein wenig hin und her. Mein Argument, dass wir doch etwas arbeiten müssten, um unser Leben so leben zu können, wie wir es tun, kam wohl etwas falsch bei George an. Ich meinte das eigentlich lustig und wollte ihn nur auf meine Seite ziehen, damit wir ein wenig Spaß heute beim zocken haben. 

Doch für George war das eine Kritik an ihn. Er ist eben so ein Typ Mensch, der nur arbeiten kann bzw. kreativ sein kann, wenn er in einer bestimmten Stimmung ist. Die andere Zeit verbringt er damit, zu prokrastinieren. 

(To be honest: SAME!!!!!)

Daran ist nichts verkehrt, versteht mich nicht falsch. Nur ist es manchmal für die Anderen ein wenig nervig, wenn wir Termine abmachen. 

Nicht, dass wir heute Abend ein Termin mit all den anderen hatten, doch ich war schon kurz davor, einfach herumzutelefonieren. 

Ich hatte mich nicht unter Kontrolle und bin ein wenig laut geworden. Und verletzend. Um ehrlich zu sein, will ich mich nicht mehr genau daran erinnern, was ich  gesagt habe. Der Gesichtsausdruck von George hat sich mir aber in meinen Kopf gebrannt.

Als er anfing zu weinen und aus meinem Aufnahmezimmer stolperte, wusste ich, ich habe es vermasselt. Und zwar richtig, richtig extrem.

Klar, wir hatten schon vorher mal hier und mal da einen Streit, doch noch nie hat er mich so angesehen wie heute Abend.

Ich wusste nicht, wohin mit meinen Gefühlen und mir, also habe ich mir einen Hoodie, der auf der Couch lag, über den Kopf gezogen und bin aus der Haustür raus. 

Nun wandere ich bestimmt schon seit einer Stunde ziellos umher. Ich weiß, um ehrlich zu sein, auch nicht mehr, wo ich bin. Mein Handy habe ich auch vergessen, deshalb kann ich nicht einmal jemanden anrufen.

Ich mache mir auch Sorgen um George. Wenn ich den Weg nach Hause finde, muss ich ihn unbedingt ausfindig machen und mich entschuldigen. Dass ich immer so aus der Haut fahre und ihn verletze, kotzt mich an. Ich muss mich echt in den Griff bekommen.

Sonst verliere ich George noch.

Diese Angst kriecht langsam in meine Knochen und ich fange an zu rennen. Ich renne und renne, meine Lungen fangen an zu brennen.

Als ich nach der Kurve ein Stadtteil entdecke, den ich kenne, werde ich noch schneller. Nun weiß ich wieder, wo ich bin. Zu meinem Glück bin ich nur ein paar Blocks entfernt von unserem Haus.

Endlich biege ich in unsere Straße ein. Das Haus ist komplett dunkel. Also ist es vielleicht doch so, dass George bei jemanden untergekommen ist. Ein wenig enttäuscht suche ich nach dem Ersatzschlüssel, doch muss feststellen, dass nicht abgeschlossen ist. 

DreamnotfoundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt