Alles fühlt sich leer an. Viel zu schnell rasen Gesichter, Stimmen oder Orte an mir vorbei. Ich nehme alles in einer Art Tunnelblick wahr.
Dennoch war er immer mein Fokus. Er ist es, dem ich meine ganze Aufmerksamkeit schenke.
Die Polizei hatte ihn in einer Hütte im Wald gefunden. Der hat er wohl seit einigen Tagen gelebt.
Gelebt, bis er sich das Leben genommen hat.
Das alles ist jetzt einige Jahre her. Einige Jahre, in denen ich sehr viel lernen musste.
Einerseits, dass mein bester Freund und Liebe meines Lebens tot ist. Andererseits, dass er nie wieder kommen wird. Ich bin allein.
Ich habe meine Sachen gepackt und bin weggezogen. Habe mir irgendwo in England ein Haus am Strand gekauft. Einen Hund habe ich auch.
George hatte mir einmal erzählt, dass er gern ein eigenes Haus am Strand haben möchte. Er wacht jeden Morgen mit der Sonne auf und hat das Meer direkt vor der Haustür. Das war sein Traum. Weg von dem ganzen Trubel und Lärm. Eigentlich komplett widersprüchlich, da er ein Online-Leben führt, doch das war sein Ausgleich dazu.
Nun kann er seinen Traum nicht mehr erfüllen.
Ich meinerseits habe versucht, es für ihn zu tun. Dieser Idiot hat uns ja die Chance genommen, ein Leben zusammenzuführen. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich die Anzeichen nicht schon viel früher gesehen habe. Auch, dass ich ihn nicht schon früher von meinen Gefühlen verraten habe.
Ich habe mein Leben als Dream aufgegeben und mache nur noch hin und wieder etwas mit den anderen aus unserer Community. Alle waren sehr verständnisvoll für meine Situation, nachdem ich es ihnen erklärt habe. Besonders unsere engsten Freunde waren sehr erschüttert.
Mein Leben kann ich glücklicherweise sorgenfrei führen. Die Jahre als YouTube und Streamer haben mir so viel eingebracht, ich brauche mir über Geld keine Gedanken zu machen. Dieses Privileg haben nicht viele und ich bin auch sehr dankbar dafür.
Zusammen mit Georges Familie haben wir seinen Nachlass verwaltet. Besonders sein Geld haben wir so aufgeteilt, dass seine Familie, die eine Hälfte bekam und die andere als eine Spende an eine Organisation für suizidgefährdete Jugendliche ging. Ich glaube, George hätte das für gut befunden.
Nun verbringe ich meine Tage damit, jeden Tag auf den angrenzenden Friedhof zu gehen und fast meinen gesamten Tag bei George zu verbringen, der da bestattet ist. Ich kann nicht loslassen. Noch nicht.
Ich weiß, dass ich das nicht ewig machen kann. Dadurch werde ich nur irgendwann noch verrückt. Doch noch bin ich nicht so weit. Ich brauche noch Zeit, auch nach all den Jahren.
Ich versuche auch, mit ihm zu reden. Das mag ein wenig gestört klingen, doch nur so fühle ich mich wohl. So habe ich das Gefühl, bei ihm sein zu können.
Natürlich habe ich auch sehr viel über den Tod nachgedacht. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich habe nicht auch schon ein paar Mal daran gedacht, mein Leben zu beenden.
Ich konnte es aber nie. Immer wieder habe ich George vor mir gesehen. Auch wenn ich ihn so gern wieder gesehen hätte, weiß ich, er hätte das nicht für mich gewollt.
Ich habe mit dem Schreiben angefangen. Erschreckend, ich weiß. Schreiben und ich, das passt eigentlich nicht. Aber es hilft mir. Es hilft mir, mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen und zu heilen.
Jeden Tag schreibe ich einen Brief an George. Ich schicke sie nie ab, wohin auch. Aber ich schreibe immer mindestens drei Seiten voll. Alle Briefe sind fein, ordentlich in einem Schrank sortiert. Wenn der Tag kommt, an dem ich keinen Brief schreiben muss, werde ich hoffentlich so weit geheilt sein, mein Leben weiter leben zu können.
Ohne George.
Ohne die Liebe meines Lebens.
Aber ein Leben für George.
Ende
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Dreamnotfound
FanfictionONESHOTS! Das ist keine zusammenhängende Story.:) 1. Thunder 2. Sleepless 3. Party 4. Sleepy Dream 5. Favorite place 6. Weird guy 7. Oversized Shirt 8. Gone (Trigger Warnung) 9. Cute 10. Voice 11. I love you 12. Nothing (Trigger Warnung) 13. Dream...