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"Wow, ich kann nicht glauben, dass jetzt alles vorbei ist."

"Ich auch nicht. Wie findest du das Video?"

Nick lehnt sich auch der großen Couch im Wohnzimmer zurück und streckt die Arme nach oben. Nach ein paar Dehnübungen widmet er sich wieder mir und lächelt mich an.

"Besser hättest du es nicht machen können. Hast du die ganzen Kommentare gesehen. Sie lieben es."

Das lässt mich wiederum nun lächeln. Ich mag es nicht, Komplimente zu bekommen. Ich kann damit einfach nicht umgehen und weiß nicht, wie ich auf sie reagieren soll. Doch bei Nick ist es etwas anderes. Da wir uns inzwischen schon so lange kennen, weiß ich einfach, dass er mir niemals Honig ums Maul schmieren würde. Er würde mich nie anlügen und mir nur ein Kompliment machen, wenn er denkt, dass ich es auch wirklich verdiene. 

Mit der jahrelangen Freundschaft haben wir auch schon einige Sachen zusammen durchstehen müssen. Damit kommt, dass wir brutal ehrlich zueinander sind und uns schon sagen, wenn der andere etwas macht, was nicht zu 100 % gut ist.

Angesichts dessen freut es mich umso mehr, dass es ihm gefällt. Ich bin beruhigt, dass mir also ein würdiger Abschluss der Manhunt-Reihe gelungen ist. Natürlich hoffe ich auch, dass die anderen es genauso sehen. Wie aufs Stichwort, summt mein Handy. 

Mehrere Nachrichten von Bad, der mich in seiner muffigen Art beglückwünscht und mir sagt, wie toll er das Video findet. Von Ant und Sam bekomme ich eine ähnliche Nachricht. Mein Lächeln wird breiter und ich freue mich ein wenig mehr. 

"Ich bin verdammt stolz auf dich. Ich geh jetzt mein Video bearbeiten. Du solltest dich vielleicht um ihn kümmern."

Er klopft mir einmal auf die Schulter und wuschelt mir durch die Haare. Ich kann mein Kopf gerade noch wegziehen, bevor er mir meine Frisur zerstört. Er lacht, steht etwas umständlich von der Couch auf und deutet mit seinem Kopf nach links. 

"Als ob du demnächst ein Video selbst bearbeitest. Die letzten zwei Videos habe ich dir geschnitten."

Er kommt wieder einen Schritt auf mich zu und langt mit seiner Hand nach meinem Kopf, doch ich kann mich im letzten Moment noch abwenden und ducken. Wir beide lachen und er setzt seinen Weg zur Treppe fort. 

"Kümmere dich um ihn, seid aber nicht zu laut, ich brauche Ruhe zum Arbeiten."

"Ach, Halt die Klappe, Nick!"

Damit verschwindet er lachend die Treppe nach oben. Ich setze mich wieder zurück auf die Couch und seufze. Ich beuge mich vor, schnappe mir die Fernbedienung und schalte den Bildschirm aus. Eine Weile bleibe ich einfach so sitzen, ehe ich meinen Blick doch nach links wende und endlich zu George schaue. 

Nach ungefähr sieben Minuten der Premiere ist er eingeschlafen. Auch wenn er nun schon einige Tage hier ist, hat ihn der Jetlag noch nicht ganz verlassen. Ein wenig tut er mir leid, vorrangig aus dem Grund, weil ich ihn gern helfen möchte, doch einfach nicht weiß wie. 

Kurz beliebe ich einfach so sitzen und starre ihn an. Ich überlege hin und her, ob es eine vielversprechende Idee ist oder nicht, doch schlussendlich verwerfe ich alle Bedenken und werfe die Fernbedienung, die ich immer noch in der Hand halte, wieder auf den Couchtisch. 

Ich rutsche etwas näher an ihn heran und lege ihm eine Hand auf die Schulter. Halb über ihn gebeugt, sitze ich neben ihm auf der großen Couch.  Ich bin verdammt froh, dass ich mich damals für sie entschieden habe. Nicht nur, dass sie genug Platz für viele Leute bietet, falls ich jemals auf die Idee komme, Menschen hierher einzuladen, sondern auch groß genug, dass zwei Personen gemütlich nebeneinander liegen können. 

DreamnotfoundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt