8

3.4K 175 60
                                    


POV Clay:

Siebzehn Tage ist es nun her, seitdem ich das letzte Mal etwas von George gehört habe. Unzählige Nachrichten, ungelesen. Anrufe, unbeantwortet. Langsam weiß ich nicht mehr, was ich noch machen soll. 

Alles hat damit angefangen, dass George vor ein paar Wochen von zu Hause ausgezogen ist. Er hat endlich den Schritt gewagt und sich nach einem Haus umgesehen. Natürlich habe ich ihn in dieser Entscheidung unterstützt. 

Unterstützt, auch wenn ich nicht bei ihm bin. Nicht richtig zumindest. Noch immer haben wir es nicht geschafft, uns im realen Leben zu treffen. George weiß grob wie ich aussehe, doch das war nie ein großes Problem für uns alle. Wir waren, nein sind, schließlich beste Freunde. 

Doch auf dem Treffen muss eine Art Fluch liegen, denn jedes Mal, wenn wir einen Termin ausmachen, geht irgendetwas schief. Entweder wird jemand von uns krank oder andere Termine crashen den Flug. 

Langsam habe ich das Gefühl, das Universum möchte nicht, dass wir uns treffen. Aber warum nur?

Zurück zu George und dem Problem vor dem ich jetzt gerade stehe. Warum meldet er sich nicht? Warum erreiche ich ihn nicht?

Seine Familie habe ich gleich schon nach dem zweiten Tag kontaktiert, an dem er nicht auf meine Versuche und mich reagiert hat. Das mag für den einen vielleicht ein wenig vorschnell sein, doch in den letzten fünf Jahren ist nie ein Tag vergangen, an dem wir nicht miteinander geschrieben oder gesprochen haben. Selbst wenn der eine komplett ausgeknockt und krank im Bett lag, hatten wir es trotzdem immer geschafft, kleine Nachrichten zu vermitteln. 

Deshalb mache ich mir auch solche Sorgen. Seine Mutter konnte mir leider auch keine neuen Antworten geben. Auch bei ihnen hatte er sich nicht gemeldet. Sie sind auch zu seinem Haus gefahren, doch weder hat dort Licht gebrannt, noch war jemand zu sehen gewesen. Absolut nichts. 

Es ist so, wie als wäre er spurlos verschwunden. 

Jetzt sind es auch schon siebzehn Tage. Ich wäre bestimmt schon früher in England gelandet, doch ein Unwetter in Florida hatte meinen Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Alle Flughäfen waren für mindestens fünf Tage geschlossen. Der nächste Flieger ging auch erst vier Tage später. 

Doch jetzt bin ich endlich hier. 

George hatte mir einmal seine neue Adresse gegeben, da ich ihn ein paar neue Stücke von meinen Merch schicken wollte. Den Zettel auf dem ich schnell den Namen und die Hausnummer notiert hatte, halte ich gerade in meiner Hand, als ich Ausschau nach einem Taxi hielt. 

Zuerst fahre ich allerdings zu seinen Eltern. Wir haben in den letzten Tagen oft miteinander telefoniert oder per Videochat miteinander gesprochen. Sie sind mir sofort ans Herz gewachsen, weshalb ich auch gut nachvollziehen kann, warum George so lange gebraucht hat, bis er endlich den Schritt gewagt hat und ausgezogen ist. 

Vor dem Haus seiner Eltern angekommen, sah ich schon seine Mutter. Sie stand vor der Haustür. Ihr sorgenvolles Gesicht verlor all die Traurigkeit, als sie mich im Taxi sah. Sie kam direkt auf mich zugelaufen und fiel mir in die Arme. 

Diese kleine Frau musste gerade die schrecklichste Zeit ihres Lebens durchmachen. Nicht zu wissen, wo ihr Sohn ist. Ohne auch nur eine Spur oder einen Anhaltspunkt. Dennoch bleibt sie stark. 

Zwei Stunden später mache ich mich nun auf den Weg zu Georges Haus. Seine Mutter gab mir noch einen Zweitschlüssel, den George damals hier zurückgelassen hatte. Für Notfälle. Das hier ist definitiv ein Notfall. 

Je näher ich dem Haus kam, desto mehr schmerzt mein Herz. Ein unglaublicher Druck lastet auf meiner Brust, meine Atmung wird immer unregelmäßiger. 

DreamnotfoundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt