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POV George:

Ich habe zuvor noch nie jemanden geschlagen und nach diesen einem Mal, habe ich das auch nicht mehr vor. Es tat nicht nur ihm sehr weh, sondern auch mir. Ich verabscheue Gewalt und habe mir geschworen nie, in welcher Art auch immer, Gewalt gegen jemanden anzuwenden. Doch nun sitze ich hier. Das schlimmste ist, dass es jemand war, den ich liebe.

Man konnte den Abdruck meiner Hand auf seiner Wange die nächsten Tage noch sehen. Es ist also nicht so, dass ich es getan habe und mich schlecht fühle. Nein, ich wurde nun auch jeden Tag daran erinnert.

Clay hat es mir seinerseits verziehen. Er hatte um ehrlich zu sein, mit noch viel schlimmeren Sachen gerechnet. Jeden Tag versicherte er mir aufs Neue, dass er es mir nicht übel nimmt. Doch ich kann einfach nicht mit diesen Gedanken leben.

Die drei Tage, die er noch hier bei mir war, habe ich kaum mit ihm gesprochen. Wir haben nichts unternommen und sind uns in meinem Haus nur aus dem Weg gegangen. Ok, ich bin ihn aus dem Weg gegangen. Er hat immer wieder meine Aufmerksamkeit gesucht. Ich weiß, dass ich mich wie ein Volltrottel verhalte.

Dann kam der Tag, an dem er zurückfliegen musste. Mein Herz war schwer wie Blei. Auch wenn ich ein Riesen-Arsch war und ihn die letzten Tage so gut ich konnte ignoriert habe, konnte ich an diesen Tag meine Emotionen nicht zurückhalten.

Clay nahm mich nur in den Arm und flüsterte mir beruhigend ins Ohr. So wie er es schon von Anfang an immer getan hat. Ich habe mich wie ein Ertrinkender an ihn geklammert und wollte ihn nicht mehr loslassen. Doch irgendwann hat er sich von mir gelöst und ist mit einem 'Ich liebe dich!' ins Taxi gestiegen.

Nun sitze ich hier, fünf Tage sind seitdem vergangen. Mein Tagesablauf besteht darin, den ganzen Tag weinend im Bett zu liegen. Ich bin einfach fertig mit den Nerven. Weder ein Video habe ich aufgenommen, noch einen einzigen Stream gestartet, noch mit überhaupt jemanden gesprochen seit Clay weg ist.

Da ich in den Tagen, vor seinen Weggang, nicht bereit für irgendetwas war, haben wir den 'Outing-Stream' auch nicht gemacht. Wir haben generell gar nicht mehr gestreamt oder irgendwelche Videos aufgenommen.

Da ich keine Motivation für irgendetwas habe, bleibe ich einfach den ganzen Tag im Bett liegen. Was soll ich auch sonst machen?

Das Schlimmste an der ganzen Situation ist, dass ich nicht weiß, wann Clay zurückkommt. Ja, ich war sauer und verletzt, doch ich hatte nun viel Zeit über alles nachzudenken. Das einzige, was ich will: Er soll hier sein. Hier neben mir. Er soll mich in den Arm nehmen, mich beschützen, mich küssen.

Er schreibt mir jeden Tag mehrere Nachrichten, doch ich beantworte nur die Hälfte, wenn überhaupt. Nach ein paar Nachrichten, meistens Small Talk, werde ich einfach nur traurig. Traurig das ich so ein Arsch war, traurig das ich nicht weiß, wann er wieder da ist. Vor allem aber, das er nicht neben mir im Bett liegt und mich in seinen Armen hält.

Ich hasse mich selbst dafür. Warum übertreibe ich immer? Warum mache ich alles kaputt, was mir viel bedeutet? Ich meine, wenn ich die Gespräche noch einmal in meinem Kopf durchgehe, dann möchte ich gar nicht wissen, wie schlimm es für Clay gewesen sein muss. Zu wissen, dass er zurückmuss, mich verlassen muss.

Gedankenverloren liege ich hier in meinem Bett. Ich habe es nicht einmal zustande gebracht das Licht anzuschalten. Also liege ich hier in absoluter Dunkelheit.

Allerdings ändert sich das, als ich eine Benachrichtigung bekomme, die meinem Bildschirm erleuchten lässt. Kurz überlege ich, ob ich das einfach ignoriere, doch letztendlich stehe ich doch schwankend auf und trotte die paar Schritte zu meinem Schreibtisch.

Es ist eine Twitch-Benachrichtigung. Eigentlich möchte ich mich schon wieder abwenden und wieder ins Bett flüchten, doch bleibe auf einmal stocksteif stehen, als ich sehe, wer da gerade online ist.

DreamnotfoundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt