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Ein kratzendes Geräusch reißt mich aus meinen Gedanken. Ich wende meinen Blick weg von meinen Monitoren und scanne kurz das Zimmer, in dem ich mich befinde. Doch leider kann ich durch das fehlende Licht, nicht viel ausmachen. 

Erst hier wird mir bewusst, wie dunkel es eigentlich ist. Es muss schon ziemlich spät sein. Ein Blick auf meine Uhr auf meinem Schreibtisch, bestätigt meine Annahme. Ich sitze hier also schon seit mehreren Stunden. 

Heute war ein echt anstrengender Tag. Wir haben ein Video zusammen aufgenommen, zweimal gestreamt und dann noch ein wenig Büroarbeiten erledigt. Ich habe mich dann zurückgezogen und angefangen das Video zu schneiden. 

Das war genau genommen vor sechs Stunden. Langsam fühle ich es auch in meinem Rücken und in meinen Beinen. Ich glaube, ich sollte langsam aufhören und ins Bett gehen. Genau in diesen Moment höre ich wieder dieses Geräusch. 

Ich schaue mich erneut in meinem Zimmer um, doch kann wie beim ersten Mal nichts Genaues ausmachen. Dieses Geräusch kann ich auch leider nicht richtig zuordnen. Aber es klingt wie Nägel, die gegen Holz kratzen. 

Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Patches.

Warum mir meine Kleine nicht schon früher in den Sinn gekommen ist, kann ich nicht sagen. Da ich sie allerdings in der Dunkelheit nicht wirklich sehen kann. Ich versuche also sie zu rufen. 

"Patches, meine Kleine. Wo bist du?"

Eine Weile ist es still. Ich versuche mich auch nicht zu bewegen, um auch noch jedes kleinste Geräusch ausfindig zu machen. Dann höre ich ihre leisen mauzen zu meiner linken Seite. Ich drehe mich um und kneife die Augen zusammen.

Da sitzt sie. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Wie sehr ich diese kleine Katze liebe, kann ich gar nicht in Worte fassen. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn es sie nicht mehr gibt.

Mit meinem Schreibtischstuhl rolle ich ein wenig zurück und bedeute ihr, auf meinem Schoß zu springen. Mit einem Satz ist sie auch schon da und macht es sich hier bei mir gemütlich.

Eine Weile sitze ich einfach nur da und streiche ihr immer wieder ihren Rücken hinunter. Sie schnurrt leise. Mein Blick richtet sich nun wieder auf meine Monitore vor mir. 

Ich überlege hin und her ob ich das Video noch ein wenig weiter bearbeite oder einfach Schluss mache für heute. Doch die Entscheidung wird mir abgenommen, als Patches sich in meinem Schoß bewegt und mich laut anmauzt. 

Ich schaue nach unten, in ihre großen Augen. Sie legt den Kopf ein wenig schief und mauzt mich noch einmal an. Ich denke, sie will irgendwas von mir, doch ich kann es nicht genau ausmachen. So sonderbar verhält sie sich normalerweise nie.

"Was ist los?"

Noch einmal mauzt sie mich an, bevor sie einen Satz macht und nach unten auf den Boden springt. Langsam läuft sie zu meiner Zimmertür. Ich schaue ihr nach. 

An der Tür dreht sie sich um und ruft erneut nach mir. Kurz darauf verschwindet sie hinter der Tür. Ich denke, sie will, dass ich ihr folge. 

Also drehe ich mich also zu meinem Schreibtisch um und schalte meinen PC aus. Ich schätze, durch Patches forderndes mauzen wurde mir die Entscheidung abgenommen, ob ich heute noch weiter das Video bearbeite oder nicht. 

Sobald das Zimmer komplett in der Dunkelheit liegt, stehe ich auf und bahne mir meinen Weg zur Zimmertür. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht einmal gegen etwas gestoßen bin. Ich habe mir auch nicht meinen kleinen Zeh an der Kommode gestoßen. Nein, natürlich nicht. 

Etwas humpelnd trete ich also auf den Flur und knipse im Vorbeigehen eine kleine Lampe an. Zumindest habe ich nun wieder etwas Licht. 

Fast muss ich allerdings einen Satz nach hinten machen, als Patches aus der Dunkelheit auftaucht und mich wieder laut anmauzt. Normalerweise bin ich nicht so schreckhaft. 

Allerdings ist auch irgendetwas komisch hier. Sie verhält sich komisch. Ich weiß nicht genau, was es ist, doch ich glaube, sie will irgendetwas von mir oder mir etwas zeigen. Nun mache ich mir Sorgen.

Schon ist sie wieder verschwunden. Diesmal in Richtung der Treppe zur unteren Etage. Langsam folge ich ihr. 

Unten in der Küche angekommen, schaue ich zuerst bei ihrem Futternapf vorbei. Vielleicht hat sie ja hunger und ist deswegen so komisch. 

Nachdem ich ihr Futter aufgefüllt habe, schaue ich auf und mich in der Küche um. Doch Patches ist nirgends zu sehen. Komisch. Ich rufe nach ihr und warte bis sie mir entweder antwortet oder vor mir auftaucht. 

Kurz darauf geschieht zumindest eines dieser Dinge. Sie kommt aus der Richtung meines Wohnzimmers auf mich zugelaufen. Erst jetzt fällt mir auf, das ein kleiner Lichtschimmer aus diesem hier in die Küche herüber scheint. 

Nachdem Patches mich einmal kurz angesehen hat, dreht sie sich wieder um und verschwindet im Wohnzimmer. Ich folge ihr. Es ist wie ein Rätsel was ich lösen muss.

Eine kleine Lampe auf einem kleinen Tisch neben dem Sofa brennt und spendet gerade genug Licht um mir zu zeigen, was hier passiert. 

Patches ist auf das Sofa gesprungen und hat es sich neben George gemütlich gemacht. Dieser liegt hier, zusammengerollt auf der Couch und schläft. Im Schlaf muss er allerdings gemerkt haben, dass Patches nun wieder an seiner Seite ist, denn er greift um ihren Körper herum und zieht sie näher zu sich.

Patches lässt das einfach so geschehen. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, denn noch nicht vor allzu langer Zeit wollte sie sich noch nicht einmal von George anfassen lassen. Er ist vor genau sechs Tagen hier in meinem Haus angekommen. 

Er war so traurig darüber, das Patches, sobald er das Zimmer betreten hat, weggerannt ist. Doch ich habe ihm versichert, dass es nur die ersten Tage so sein wird. Sie muss sich erst einmal an ihn gewöhnen. 

Doch diese Gewöhnungsphase hat nicht so lange gedauert wie gedacht. Schon am selben Tag kam sie wieder aus ihrem Versteck heraus und hat sich in die Nähe von uns gesetzt. Er konnte sie noch nicht streicheln, doch zumindest war sie so neugierig, dass sie sich schon einmal herausgetraut hat. 

Eine Weile schaue ich die beiden einfach nur an. Ich liebe diesen Anblick, genauso wie ich diese beiden liebe. George muss nach dem ganzen Stress des heutigen Tages hier auf dem Sofa eingeschlafen sein. 

Ich glaube nun zu wissen, warum Patches erst so besessen war, mich hier herzuholen. Ich denke, sie hat gespürt, dass ich müde bin. Außerdem wollte sie sicherlich, dass ich George hier auch ins Bett schaffe und ihn nicht auf der Couch schlafen lasse. 

Doch dann schüttle ich nur den Kopf. Als ob, Patches so etwas denken würde. Als ob, sie sich deswegen so verhalten hat. Haha. Sicherlich nicht. Ich meine, sie ist nur eine Katze. 

Dennoch hat sie recht. Ich kann und werde George hier nicht auf der Couch schlafen lassen. 

Ich schüttle immer noch meinen Kopf, lächle und trete nun näher an das Sofa heran. Mit einem Arm fahre ich unter seinen Nacken und mit dem anderen unter seine Knie. 

Vorsichtig hebe ich ihn hoch und presse seinen Körper an meinen. Patches ist bei dem Prozess leider auf dem Sofa liegen geblieben. Sie schaut mich ein wenig verwundert an, während ich George auf meinem Armen aus dem Zimmer trage. 

Oben in unserem Schlafzimmer angekommen, lege ich George langsam auf dem Bett ab und decke ihn zu. Noch einmal gehe ich nach unten und knipse alle Lampen aus, die noch brennen. 

Während ich erneut den Weg nach oben antrete, taucht Patches an meiner Seite auf. Gemeinsam laufen wir die letzten Meter ins Schlafzimmer.

Dort angekommen lege ich mich zu George, ziehe ihn an mich und kann endlich einmal meine Augen schließen. Ich seufze und gebe George einen Kuss auf die Stirn. Sekunden später bin auch ich eingeschlafen. 

Patches macht es sich am Fußende des Bettes gemütlich, schaut noch einmal zu den Menschen, die nun aneinandergekuschelt daliegen und mauzt noch einmal leise. 

Mission erfüllt. Kurz darauf schnurrt sie leise im Schlaf.


Ende

DreamnotfoundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt