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Nach so langer Zeit sich endlich einmal in RL zu treffen, ist schon sehr nervenaufreibend. Besonders, wenn derjenige auch noch dein Crush ist. Doch das weiß er nicht und so soll es auch bleiben. 

Allerdings ist das Universum heute nicht gerade auf meiner Seite. 

George ist nun schon seit drei Wochen hier. Er hat sich so langsam an Amerika gewöhnt, doch der Jetlag übermannt ihn manchmal immer noch. Dann schläft er den ganzen Tag und ist die ganze Nacht wach. 

Ich habe ihn schon so oft im Wohnzimmer vor dem Fernseher gefunden, als ich mir ein Glas Wasser aus der Küche holen wollte. Es tut mir so leid, dass er immer noch damit kämpfen muss. Ich habe ihn schon oft gefragt, wie ich ihn helfen kann, doch er hat alles abgelehnt. Er kommt damit schon allein zurecht.

Wie auch jetzt. Es ist mitten in der Nacht, der Himmel vor den Fenstern ist schwarz. Nur vereinzelt blinken ein paar kleine Sterne. In der Küche angekommen, schnappe ich mir schnell eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und gieße mir ein Glas ein. Danach schaue noch kurz ins Wohnzimmer. 

Da sitzt er unter einer großen Decke begraben auf der Couch und starrt auf den großen flimmernden Bildschirm vor ihn. Er scheint mich nicht gehört zu haben. Eine Weile bleibe ich stehen und schaue abwechselnd zu ihm und zum Fernseher. 

Das ganze Haus ist in ein gedämpftes Licht getaucht. Schon als ich ein kleines Kind war, hatte ich Angst vor der Dunkelheit. Das hat sich leider über die ganzen Jahre nicht gebessert, weshalb ich mein Haus mit so vielen Lampen wie möglich ausgestattet habe, die auch die ganze Nacht brennen. Ich kann mich einfach nicht entspannen, wenn es irgendwo dunkel ist.

George hatte erst einmal nicht schlecht geschaut, als er die ganzen Lampen gesehen hat, doch er hat es akzeptiert. Viel kann er schließlich auch nicht machen in seiner Position. Wenn er hier wohnen will, muss er es einfach akzeptieren und hinnehmen, dass das Haus nie komplett dunkel sein wird.

Sein Zimmer ist natürlich etwas anderes. Da kann er machen, was er möchte, es ist schließlich seins. Dennoch muss ich sagen, dass ich am Abend oder in der Nacht weniger Lust habe, George in seinem Zimmer zu besuchen.

Ich erwache aus meiner Starre und überlege, was ich jetzt mache. Natürlich bin ich müde, doch ich kann nicht beruhigt einschlafen in dem Wissen, das George hier unten wach liegt. Vielleicht kann ich ihn noch ein wenig Gesellschaft leisten, bevor wir beide schlafen können. 

Doch gerade als ich zur Couch gehen will, wird es schwarz um mich herum. Das einzige Geräusch ist das Glas, welches auf dem Boden aufschlägt und in tausend Teile zerbricht. Ich zittere am ganzen Körper und fange an zu hyperventilieren. 

Das alles passiert so schnell, dass ich gar nicht mitbekomme, was um mich herum geschieht. Natürlich weiß ich, dass ein Stromausfall jederzeit über mich einbrechen kann, dennoch ist es gerade so unerwartet, ich habe einfach nur Angst.

Langsam kauere ich mich auf den Boden, die Beine an meinen Oberkörper gezogen und meine Arme um meinen Kopf geschlungen. Ich schließe meine Augen und versuche meine Atmung zu kontrollieren. 

Ich schrecke auf, als auf einmal zwei Hände auf meinen Armen liegen. Als ich aufblicke, schaue ich in Georges Augen. Zumindest vermute ich das, denn ich kann nicht wirklich etwas sehen, doch ich nehme seinen Körpergeruch wahr. 

Sobald ich realisiert habe, dass George hier an meiner Seite ist, klammere ich mich an seinen Arm. Noch immer ist es stockdunkel im Wohnzimmer. George setzt mich langsam neben mich, darauf bedacht mich dabei nicht loszulassen.

Sobald er sitzt, schlingt er seinen freien Arm um meinen Rücken und zieht beruhigend kleine Kreise über mein Shirt. George weiß, dass die Lampen nie ausgehen dürfen und auch, dass ich panische Angst vor der Dunkelheit habe. Er hat keine Fragen gestellt und mich einfach so akzeptiert wie ich bin. 

DreamnotfoundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt