17. Blood - Blut (Osamu x Oc)

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Summend und mit tänzelnden Schritten schwebte Momo durch ihre Küche. Heute war das erste Mal das er zu ihr kam. Sie war so aufgeregt und gleichzeitig freute sie sich sehr darauf. Sonst bekochte ihr grauhaariger Schwarm sie immer und heute wollte sie ihr Glück versuchen. Dabei hatte sie sich fest geschworen, dass wenn es ihm gut schmeckte, sie ihm heute ihre Gefühle gestand. Momo ging ihren Plan, den sie sich seit Wochen zurechtgelegt hatte, in Gedanken zum tausendsten Mal durch, während sie anfing das Fleisch zu schneiden.
Sie würde warten bis nach dem Essen und dann würde sie es ihm sagen, sie musste es langsam tun, ihr Herz hielt es nicht viel länger aus. Diese „Dinnertreffen", wie er sie immer nannte, gingen jetzt schon seit Wochen so und ihre Gefühle für ihn waren mit jedem Bissen, den sie von seinem leckeren selbstgemachten Essen gegessen hatte, größer geworden. Sie dachte an sein Lächeln, wenn er ihr wieder eine neue Kreation servierte, wie glücklich er jedes Mal war, wenn es ihr schmeckte. Sie liebte es sehr, wie viel Mühe er sich extra gab. Er war nicht der Mensch der viele Gefühle zeigte, nur wenn es um das Kochen ging, da war ein anderer Mensch. Nichts wünschte sie sich sehnlicher, als das er sie auch so anlächelte, wie seine Kreationen.
„Osamu", seufzte sie leise vor sich hin und grinste. „AUA!"
Fluchend landete das Messer auf dem Küchenboden und sie griff nach einem Geschirrtuch. Eilig presste sie es auf den Schnitt an ihrem Finger, der nicht aufhören wollte zu bluten.

Genervt betrachtet sie den gedeckten Tisch. Natürlich war nach dem kleinen Unfall alles schiefgegangen. Es hatte sie völlig aus ihrem Zeitplan geworfen und zu allem Überfluss war ihr dann auch noch ein Teil angebrannt. Vielleicht war das auch ein Wink des Schicksals?
Kopfschüttelnd ging sie in ihr Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Es war jetzt alles so gut es ging vorbereitet, jetzt musste sie sich nur noch zurechtmachen und dann sollte er auch schon da sein. Momo gab sich Mühe, dass ihre Laune nicht noch weiter sank und machte sich Sorgen um ihren Plan. Was würde sie machen, wenn es ihm doch nicht schmeckte? Frustriert biss sie sich auf die Lippe und versank immer weiter in ihren Gedanken. Allein die schrille Klingel ließ sie zusammen fahren und sich zusammenreißen. Noch war nichts verloren! Eilig knöpfte sie die weiße Bluse zu und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
„Osamu!", begrüßte sie ihn erfreut und setzte ihr schönstes Lächeln auf. Mit seinem üblich verschlafen wirkendem Blick trat er ein und lächelte kurz. Es ließ ihr Herz einen Sprung machen und sie faltete nervös ihre Hände. „Hier, für dich."
Überrascht sah sie auf die kleine Packung in seiner Hand. „Hab mal was Neues probiert." Neugierig hob sie den Deckel an und erkannte Pralinen. „Die hast du selbst gemacht?", fragte sie erstaunt und strahlte übers ganze Gesicht. Diese kleine Geste ließ Momo neuen Mut schöpfen. „Danke!" Ohne weiter darüber nachzudenken, umarmte sie ihn. Sie spürte genau, wie er sich verspannte, sobald sie ihn berührte. Peinlich berührt löste sie sich von ihm ehe sie sich räusperte, um die unangenehme Stille zu unterbrechen. „Geh schon mal vor und setz dich hin, ich richte das Essen eben an, dann komme ich zu dir."
Eilig, ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie in die Küche. In Gedanken machte sie sich selbst fertig. Was war nur in sie gefahren?!
Mit vorsichtig legte sie die kleine Schachtel Pralinen zur Seite und kümmerte sich um das Essen, in der Hoffnung, dass der Rest des Abends besser verlief.

Pappsatt und etwas zufriedener, weil das Essen nicht ganz so schlecht gewesen war und sie eine nette Unterhaltung geführt hatten, lehnte sich Momo im Stuhl zurück. In ihrem Hinterkopf legte sie sich langsam ihre Worte zurecht. Wenn sie es heute nicht tat, dann würde sie es nie tun können.
„Das hat wirklich gut geschmeckt, danke", ergriff Osamu wieder als Erster das Wort und schenkte ihr eins seiner seltenen Lächeln. Sofort errötete sie und sah nervös auf ihren leeren Teller und hielt sich am Tisch fest. „Da-Danke", stotterte sie glücklich. Sie musste sich zusammen reißen keine Freudensprünge zu machen, dafür war es noch zu früh. „Komm ich helfe dir beim Aufräumen", bot er sich an und erhob sich. Rasch stand sie auf und griff nach ihrem Teller. „Nein, nein alles gut! Du bist doch heute Gast!", protestierte sie sofort. Sie wollte doch heute alles für ihn machen!
Schneller als ihr lieb war, stand er neben ihr und sah irritiert auf den Tisch. Verwirrt folgte sie seinem Blick und sah auf einen großen roten Fleck. „Du blutest", stellte er nüchtern fest und griff wie selbstverständlich nach ihrer verletzten Hand.
Völlig überfordert sah sie mit an, wie er ohne zu zögern das durch geblutete Pflaster von ihrem Finger nahm und eine frische Servierte draufdrückte. Wahrscheinlich bemerkte er dabei gar nicht, wie nahe sie sich gekommen waren. Er stand so dicht bei ihr, dass sie glaubte ihr Herz würde gleich stehen bleiben. „Drück bitte fest drauf, bis ich wieder da bin", murmelte er und ging zu seiner Jacke. Überfordert mit der Situation, sah sie ihm einfach nur hinterher und tat was er ihr gesagt hatte. Es dauerte auch nicht lange, da war er wieder bei ihr, nahm die Servierte von dem immer noch blutendem Finger und klebte ein buntes Kinderpflaster drauf. Doch was dann geschah, ließ ihren Atem stocken. Völlig in Gedanken versunken nahm er wieder ihre Hand in seine und drückte einen leichten Kuss auf das Pflaster. Mit einem atemberaubenden Lächeln sah er zu ihr hoch und sie schnappte nach Luft. Das war einfach zu viel.
In diesem Moment begriff Osamu wohl, was er da gerade getan hatte und entfernte sich von ihr. Mit geweiteten Augen sah er sie entschuldigend an. „Es tut mir leid! Ich...ich war gerade in Gedanken bei meiner kleinen Schwester, wir machen das immer so, wenn sie sich verletzt...und irgendwie...es tut mir leid!" Tief verbeugte er sich und Momo sah ihn schweigend an. Dieser Anblick war einfach zu viel für ihr verliebtes Herz.
Fest drückte sie ihre gefaltete Hände an ihre Brust und holte tief Luft. „Es...es hat mir nichts gemacht...ehrlich nicht...ich...ich fand es sogar...schön...." Mit jedem Wort war sie leiser geworden und hatte ihren Blick von ihm zum Boden gewandt. „Osamu...ich....ich mag dich...sehr gern sogar."
Ihre Stimme war so leise, dass er sie bestimmt nicht gehört hatte. Doch konnte sie den Mut nicht aufbringen es nochmal zu wiederholen. Es blieb still zwischen ihnen und sie spürte die Tränen in ihre Augen treten. Wie konnte sie auch nur so dämlich sein und ihre gute Freundschaft für ihre dummen Gefühle opfern?!
Eine Hand legte sich an ihr Kinn und zwang sie so aufzusehen. Osamu war ihr wieder so nah. Ihr Herz begann wild zu schlagen und sie spürte, wie sie anfing zu weinen. Jetzt würde sie ihren ersten Korb bekommen. „Ich mag dich auch, Momo."
Und da war wieder dieses Lächeln, das eigentlich nur für seine Kochkünste bestimmt war. Es war so ehrlich, so rein, so liebevoll. Ihre Kehle wurde trocken und sie riss vor Überraschung die Augen auf. Wie in Zeitlupe nahm sie wahr, wie er ihr immer näher kam. Zärtlich vereinte er ihre Lippen. Der Kuss war viel zu kurz, als dass sie realisieren konnte, was gerade geschehen war. „Du schmeckst ja nach Pfirsich, wie dein Nachtisch", stellte er grinsend fest. Kurz leckte er sich über die Lippen, ehe er sich erneut vorbeugte und sie erneut küsste. Doch dieses Mal inniger und leidenschaftlicher. Momo seufzte glücklich in den Kuss auf und ließ sich ganz in seine Wärme fallen. Da hatte sich wohl doch noch alles zum guten gewendet.





120 Ways of love (OS Sammlung) (boy x reader /oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt