10. Breathe Again - Wieder atmen (Moniwa Kaname x OC)

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Huhu!
Und wie versprochen da bn ich hier wieder was früher :)
Die Idee zu diesem OC, der kurz in meiner Geschichte Akai Ito - Between Sun and Rain vorkommt, hat mich irgendwie nicht los gelassen, also wurde es aufgeschrieben. Ich hoffe es gefällt euch!

glg Yuria

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„Aber was hat sie, was ich nicht habe?! Erkläre es mir bitte!"
Wütend, enttäuscht und einfach nur frustriert warf Hina die Hände in die Luft und sah Matsukawa in die Augen.
Seine sonst so warmen, dunklen Augen hatten sich verändert. Er sah sie mit einer Kälte an, die sie von ihm nicht kannte.
Sie hatten zwar nicht viel Zeit miteinander gehabt, aber etwas an ihm war so anderes gewesen. Beide hatten sie gewusst, dass sie wahrscheinlich nur Mittel zum Zweck für den anderen gewesen waren und doch war es passiert.
Hina hatte sich in seine sanfte, ruhige Art gegen ihren Willen verliebt.
Seit sie denken konnte, war sie eigentlich immer nur Oikawa hinterhergerannt und hatte ihn regelrecht verehrt. Deshalb hatte es sie wahrscheinlich auch so sehr frustriert, dass er ihr den Korb nicht mal selbst gegeben hatte, sondern Matsukawa.
Was anfangs als ein Spiel um Oikawas Aufmerksamkeit für sie begonnen hatte, war leider wirklich zu etwas, was einer Beziehung sehr glich, geworden.
Wie hatte das nur passieren können?
„Kann ich nicht. Es ist einfach so. Sie...sie ist jemand besonderes für mich. Du hast diesen besonderen Jemand in Oikawa gesehen und nie in mir, das hast du mir immer wieder zu verstehen gegeben. Ich dachte gerade du könntest das dann verstehen, wenn ich jemanden wie sie finde", sagte er ruhig und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Eine unbändige Enttäuschung kam in ihr auf. Wie konnte er nur so etwas behaupten ohne jemals mit ihr über ihre Gefühle gesprochen zu haben?
„Wir waren uns doch beide vorher darüber im Klaren, dass es nichts Festes mit uns ist", fügte er hinzu.
Der Klos in ihrem Hals wurde größer und Tränen bahnten sich ihren Weg, die sie mit aller Macht versuchte zu unterdrücken. Hina wollte jetzt einfach keine Schwäche zeigen. Nicht so und erst recht nicht vor ihm.
So sehr, wie seine Worte schmerzten, wusste sie auch, dass er recht hatte.
Immerhin hatte sie selbst die Bedingungen ihrer „Beziehung" festgelegt, als sie noch nicht ahnte, was passieren würde. Wer hätte auch gedacht, dass sie sich so schnell verliebte?
„Also lass uns bitte in Ruhe. Ich....ich will dir wirklich nichts Böses, Hina. Aber unsere Zeit ist vorbei. Lass es einfach gut sein", redete er weiter und sein Tonfall blieb hart.
Fest biss sie sich auf die Lippe, dass sie sogar schon Blut schmeckte und nickte. Es hatte keinen Zweck. Schon allein ein Blick in seine Augen ließ sie zur Genüge wissen, dass da kein Funken an Gefühle für sie über war. Sie hatte verloren.
Ohne ein weiteres Wort ging er wieder an ihr vorbei. Zurück zu ihr.
Als die Schritte verklangen, ließ Hina los. Ließ den ganzen Frust raus und vergrub weinend ihr Gesicht in ihre Hände.

So sehr sie es auch versuchte, sie konnte den Blick einfach nicht abwenden.
Seufzend kaute Hina weiter auf ihrem Bleistift herum, während sie die kleine Gruppe draußen auf der Bank beobachte, die dort friedlich ihre Mittagspause verbrachte.
Hätte sie auch ein Teil von ihnen werden können, wenn sie nicht so oberflächlich gewesen wäre? Hätte sie das glücklicher als jetzt gemacht?
„Du schmachtest dem Loser doch nicht immer noch hinterher, oder?", lachte Azami und sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihr herunter.
„Bist du verrückt?", überspielte sie ihre Wut und wedelte mit den Händen, während sie auch aufgesetzt lachte.
„Gut, wollte schon sagen. Unsere Hina-chan heult doch keinem Kerl hinterher, der sie so ersetzt", mischte sich auch Chie mit ein und rückte ihren Tisch samt Stuhl näher zu ihrem Platz.
Lächelnd sah sie ihre beiden Freundinnen an, die bereits mit ihrem Essen anfingen. Vielleicht hatten sie recht. Er war es eigentlich keine Sekunde wert, dass sie ihm so nachtrauerte. Vielleicht ging es ihr auch nur so, weil sie ihn nicht haben konnte. Denn normalerweise holte sie sich das, was sie wollte. War das etwa der Reiz an ihm? Diese Unerreichbarkeit, die auch immer um Oikawa gewesen war?
„Oder siehst du das anders?"
Verwirrt, weil sie dem Gespräch der anderen beiden nicht gefolgt hatte, nickte sie einfach.
„Ne, ne ihr habt voll recht", pflichtete sie einfach bei und öffnete ihre Bentobox.
Genau, es lag einfach daran und an nichts anderem.
Sie sollte aufhören sich so ablenken zu lassen und sich auf das Wichtige konzentrieren, wie die Lästereien ihrer Freundinnen.

Wie sehr sie ihr Leben doch momentan hasste! Seit diesem einen verfluchten Tag war einfach alles schiefgelaufen.
Immer schneller trieb sie sich selbst an. Wäre sie doch nur nicht so unaufmerksam bei der Arbeit gewesen, wäre es sicher nicht so passiert.
Aber wie hätte sie auch wegsehen können?
Diese Bild, wie er sie so liebevoll anlächelte, während sie sich irgendwas in den Schaufenstern ansah. Es war einfach widerlich.
Innerlich wusste sie, dass es die pure Eifersucht war. Wahrscheinlich ging es ihr noch nicht mal spezielle um Matsukawa. Hina wollte einfach jemanden, der sie genauso ansah. Nicht, weil sie hübsch war oder einen durchaus guten Körpern. Nein, weil sie sie war und niemand anders.
Jemand, der sie für ihre Persönlichkeit mochte und gerne Zeit mit ihr verbrachte. Umso peinlicher war es dann, als ihr das Tablett vor Wut gerade vor dem Tisch der Oberschüler aus der Hand rutschte. Wie mitleidig der Kerl sie nur angesehen hatte. Nein, sie wollte kein Mitleid, sie wollte etwas anderes. Trotzdem schnürte jeder weitere Gedanke daran ihr die Kehle zu und sie hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können.
Eilig versuchte sie sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren und sprintete weiter zur Bahn. Sie musste sie unbedingt noch bekommen!
Das Geräusch des einfahrenden Zugs trieb sie noch weiter an. Wenn sie den verpassen würde, konnte sie entweder fast eine Stunde auf den nächsten warten oder laufen. Auf beides hatte sie äußerster wenig Lust nach diesem Tag.
Hoffnung machte sich in ihr breit, als sie sah, dass sie es wirklich schaffen konnte. Noch ein wenig mehr beeilte sie sich.
Plötzlich hechtete jemand an ihr vorbei und stieß sie an. Hina gab noch einen heiseren Schrei vor Schreck von sich und dann passierte es. Sie rutschte aus und landete unsanft auf dem Boden. Ihr Kopf knallte auf den harten Beton und der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen. Stöhnend blieb sie einfach liegen.
Vielleicht war es besser nach diesem anstrengenden Tag einfach nicht mehr auf aufzustehen. Einfach liegen bleiben und auf ein Zeichen hoffen. Einfach aufgeben.
„Alles gut bei dir? Oh Gott, es tut mir fürchterlich leid!"
Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah auf in dunkle Augen. Bei dem schlechten Licht glaubte sie zuerst, dass es Matsukawa war, der ihr zur Hilfe eilte und ihr verräterisches Herz machte Freudensprünge.
Doch dann begriff sie, dass sie einfach nur zu heftig auf den Kopf gefallen war und sich das ganz sicher einbildete. Er würde sie nach ihren Mobbingaktionen nie wieder so ansehen, da war sie sich sicher.
„Hey! Hast du dir weh getan? Sprich doch mit mir!", redete der Fremde unbeirrt fort und streckte ihr die Hand entgegen.
Unsanft schlug sie diese beiseite, bevor er sie berührte und richtete sich etwas auf. Gerade wollte sie Luft holen und ihm die Hölle heiß machen, als sie sein erleichtertes Lächeln sah.
„Oh Gott sei Dank! Dir scheint es gutzugehen!" Ohne weiter auf sie einzugehen, schnappte er sich einfach ihre erhobene Hand und zog sie zurück auf die Beine.
Etwas verwirrt, klopfte sich Hina erstmal den Dreck aus ihren Sachen und sah dann wieder zu ihm.
Als ihr Blick auf den großen Fleck auf seinem Oberteil fiel, wusste sie plötzlich, wer es war. Er war der freundliche Junge aus dem Café, dem sie den Kaffee über geschüttet hatte.
All diese wüsten Beschimpfungen, die sie ihm hatte vor den Kopf werfen wollen, verpufften und sie sah beschämt zu Boden. Er hatte sie bestimmt nicht umgestoßen.
„Tut mir echt leid...Futakuchi... er ka-" Er wurde von seinem klingelnden Handy unterbrochen und seufzte laut auf.
„Immer nur Ärger mit denen", murmelte er noch ehe er ans Telefon ging.
„Ja? Jaa bei uns ist alles gut ...aber... hey .... Ja, scheint so... Nein, alles gut fahrt nur nach Hause, wir reden morgen beim Training einfach darüber."
Interessiert beobachtete sie ihn und wie er mit jedem Satz ruhiger wurde.
„Sorry, die Jungs haben sich Sorgen gemacht und ich soll dir von ihm sagen, dass es ihm leid tut", wand er sich mit einem entschuldigenden Lächeln an sie und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Meine Mannschaft ist einfach ein riesengroßer Chaotenhaufen, den man nicht unter Kontrolle halten kann", lachte er und sah sich unsicher um.
„Schon gut, ist ja nicht schlimmes passiert...außer, dass ich den Zug verpasst habe", erwiderte sie nur verbittert.
Hina wusste einfach nicht, wie sie auf ihn reagieren sollte. So schlecht und mies gelaunt sie auch war, er konnte eigentlich nichts dafür. Im Gegenteil, er hatte ihretwegen genauso den Zug verpasst.
„Das tut mir trotzdem leid", sagte er schnell und verneigte sich tief.
„Ich verspreche, ich lass sie dafür morgen beim Training extra Runden laufen!"
„Aber was wirst du jetzt eigentlich machen?", harkte er nach und sah sie verunsichert an.
„Entweder ich warte hier auf den nächsten oder laufe die halbe Stunde nach Hause", antwortet sie wahrheitsgemäß.
„Es ist nur so ätzend, nachdem anstrengendem Tag."
Sie wusste nicht, warum sie ihm das sagte. Eigentlich ging es den Fremden überhaupt nichts an.
Schuld bewusst sah er kurz auf den Boden, ballte dann die Hände zusammen, bevor er sie wieder offen ansah.
„Egal was du tust, ich werde dich begleiten. Das ist das mindeste, was ich tun kann. Es ist schon zu spät für ein Mädchen, um hier alleine herumzulaufen."
Überrascht weitete sich ihr Augen. Warum sollte er das tun wollen? Ihm konnte doch egal sein, was mit ihr passierte.
„Vorhin, also da im Café...", fing er stotternd an und Hina wurde rot. Also hatte er sie auch erkannt.
„Tut mir übrigens immer noch leid, war keine Absicht", entschuldigte sie sich sofort. Warum auch immer, war ihr das etwas peinlich.
Lachend fuhr er sich durch das dunkle Haar und schüttelte den Kopf.
„Ach alles gut. Mir passiert so etwas ständig. Ich zieh das magisch an. Und so ein Hemd kann man ja einfach waschen", erwiderte er und grinste.
„Aber zurück zum, eigentlich Problem. Was wollen wir machen?"

Für eine Sommernacht war es wirklich angenehm kühl. Der leichte Wind und die frische Luft hatten ihre kreisenden Gedanken relativ schnell beruhigt. Immer wieder warf sie kleine Seitenblicke zu ihrem männlichen Begleiter.
Bis jetzt hatten sie nur über belangloses geredet. Hina kannte seinen Namen und dass er auf die Date Tech High ging, wo er der Captain der Volleyballmannschaft war.
Das hatte sie, gemeinsam mit der ziemlich auffallenden Ähnlichkeit zu Matsukawa, nur lachend zur Kenntnis genommen. Manchmal war das Leben wirklich seltsam.
Leider musste sie zugeben, dass seine ruhige, freundliche Art nicht unangenehm war. Auch wenn sie nicht gerade dafür sorgte, dass sie sich in der Dunkelheit sicherer fühlte.
„Du bist so ganz anders als unser Team Captain, Moniwa-kun", lachte sie und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Es ist auch nicht schwer anders als Oikawa-san zu sein. Er ist einfach ein Genie, wenn es um den Sport geht. Ich meine...wir haben sogar dieselbe Position, aber mit ihm kann ich einfach nicht mithalten", redete er weiter und sah in den klaren Nachthimmel.
„Aber das ist auch nicht schlimm. Ja, es verunsichert einen schon, wenn Leute in selben Alter einfach so viel besser sind, aber das heißt nicht, dass man aufgeben darf! Nein!"
Verwundert über seine Leidenschaft sah Hina wieder zu ihm.
„Wir haben vielleicht in diesem Turnier nicht geschafft, aber im Frühlingsturnier klappt es ganz bestimmt, ich weiß es! Ich glaube an meine Jungs, dass sie auch ohne uns gewinnen können."
„Du hörst auf, auch wenn dir so viel daran liegt?", fragte sie interessiert nach.
Irgendwas an seiner Art war anziehend. Auf den ersten Blick wirkte er so ruhig und ausgeglichen, aber wenn es um den Volleyball ging, war da auf einmal dieses Feuer. Umso unverständlicher war es da für sie, dass er den Jüngeren einfach so das Feld überließ.
„Ja...weißt du wir sind nicht die Besten. Eigentlich hatten wir es zum großen Teil Futakuchi und Aone zu verdanken, soweit zu kommen. Die beiden sind einfach klasse! Auch wenn Futakuchi wirklich...anstrengend sein kann, weiß ich, dass er ein grandioses Team aufstellen wird als neuer Captain."
Er holte einmal tief Luft und lächelte sie an.
„Ja, er wird mit der Mannschaft sogar die Aoba Johsai mit Oikawa schlagen! Versprochen!"
Fast schrie er es in die dunkle Nacht und brachte Hina mit seinem Enthusiasmus wirklich zum Lachen.
Vor einer guten Stunde waren sie noch zwei Fremde gewesen, aber nachdem er ihr so viel von sich erzählt hatte, hatte sie den Eindruck ihn ein wenig zu kennen.
Warum auch immer war das irgendwie ein schönes Gefühl. Es entspannte sie und zeigte ihr etwas.
Sicher hatte sie einige Fehler in der Vergangenheit gemacht, aber dass sich ein so netter und aufrichtiger Kerl mit ihr unterhielt, zeigte ihr, dass sie womöglich doch nicht so verkehrt war.
„Ich werde da sein und mir anschauen, ob du dein Versprechen hältst", kicherte sie ohne weiter drüber nachzudenken.
„Wirklich?" Moniwa war stehen geblieben und sah sie aus großen Augen an.
„Du interessierst dich wirklich dafür und ich habe dich jetzt nicht abgeschreckt? Ich meine, ich habe über nichts anderes geredet die ganze Zeit", gab er kleinlaut von sich.
Hina drehte sich zu ihm um. Ein Windhauch fuhr ihr durch die braunen Haare und sie lächelte ihn an.
„Wirklich."
Als er erleichtert auflachte, wurde es ihr auch etwas wärmer um das Herz. Bei dem Gedanken ihn mal wieder zu treffen, hatte sie das Gefühl, dass das Engegefühl in ihre Brust etwas nachließ und sie wieder besser Luft bekam.
Irgendwie hatte sich der Abend durch seine Gesellschaft doch deutlich zum Besseren gewendet.
Mit zwei großen Schritten holte er wieder zu ihr auf und sie setzten den Weg fort. Es würde nicht mehr lange dauern, da würde sie endlich zu Hause sein, sie konnte schon das Dach erkennen.
„Bis hier hin reicht. Wenn du an hier gleich rechts gehst, kommst du zur nächsten Haltestelle", erklärte sie ihm freundlich.
„Kommt gar nicht infrage. Ich begleite dich, bis du auch wirklich zu Hause bist", wehrte er sich und ging einfach voraus.
„Du hast im Café schon so traurig ausgesehen, da kann ich dich doch nicht alleine lassen", rutschte es ihm heraus.
Verunsichert sah er sie deshalb an. War das etwa der Grund für sein Verhalten? Hatte er einfach nur Mitleid mit ihr?
„Versteh mich bitte nicht falsch. Ich...ich..." Plötzlich stotterte er und sie glaubte einen Rotschimmer auf seinen Wangen zu sehen. Kräftig schlug er sich auf die Wangen und sie sah ihn nur verwirrt an.
„Auch wenn es wirklich ein doofer Umstand war, habe ich mich irgendwie gefreut, dass wir beide Zeit miteinander verbringen konnten. Weißt du, Kamisato-san....ich habe dich schon öfter dort gesehen...hatte aber nie den Mut dich anzusprechen. Und zu sehen, dass du in den letzten Wochen so wenig gelächelt hast, hat mich besorgt. Ich wollte so gerne einfach mit dir reden. Und jetzt rede ich wieder nur von mir...nie kannst du auch die Klappe halten, Kaname."
Verblüfft hörte sie ihm einfach zu. Erzählte er ihr gerade wirklich, dass er schon länger ein Auge auf sie geworfen hatte?
„Vergiss einfach, was ich gesagt habe, okay?", fügte er eilig hinzu und sah auf seine Schuhe.
Kichernd schüttelte Hina den Kopf.
„Bestimmt nicht, denn..." kurz holte sie Luft und war sich nicht sicher, ob sie das wirklich sagen sollte, „das war das netteste, was jemand in letzter Zeit zu mir gesagt hat."
„Wirklich?", fragte er nach und konnte das Lächeln nicht unterdrücken und steckte sie damit wieder an.
„Ja...mir ging es in letzter Zeit wirklich nicht gut...aber weißt du...ich glaube ich kann langsam wieder weiter machen", gestand sie leise und blickte in die Sterne. Der Himmel sah seit langem wieder so schön und beruhigend aus.
„Danke, Moniwa-kun."
„Doch nicht dafür! Es ist doch nur die Wahrheit! Deine grünen Augen haben immer so freundlich geleuchtet, wenn du die Leute begrüßt hast und überhaupt...warst du immer so nett zu uns", redete er weiter und bemerkte nicht, dass ihr es jetzt peinlich war.
„Du bist immer so höflich und herzlich egal, was passiert ist. Egal ob die Leute unfreundlich zu dir waren oder nicht. Das hat mich fasziniert."
So sehr seine Worte sie auch berührten und ein wenig Balsam für ihre Seele waren, glaubte sie solche Wörter, wie freundlich und nett, nicht verdient zu haben. Und schon gar nicht solche aufrichtigen Gefühle. Deshalb unterbrach sie ihn, bevor er weiterreden konnte.
„Wirklich Danke, für deine Worte und Gefühle...aber...."
„Schon gut. Wir kennen uns ja kaum, ich erwarte da absolut nichts. Ich wollte nur meine Chance nicht ungenutzt lassen, weißt du? Weil wer weiß, wie viel Zeit mir hier noch bleibt und wohin es mich wirklich nach dem Schulabschluss verschlägt", erklärte er eilig und ohne Reue.
Hina bewunderte ihn für seine Aufrichtigkeit und dass er damit so ruhig umging.
Abrupt blieb sie stehen und sah auf seinen Rücken. Konnte sie das jetzt alles so stehen lassen? Er schien wirklich ein netter Kerl zu sein, aber sie war noch nicht bereit sich über jemand andere Gedanken zu machen. Die Wunde musste erst einmal heilen.
„Hier wohne ich auch schon."
Er drehte sich wieder zu ihr um und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Vielleicht wurde ihm auch gerade erst bewusst, was genau er ihr da alles erzählt hatte. Sicher würde er einen Rückzieher machen.
„Oh okay."
Ein betretendes Schweigen herrschte kurz zwischen ihnen, bevor er wieder das Wort ergriff.
„Tut mir leid, wenn ich so viel wirres Zeug geredet habe. Aber ich würde dich gerne wiedersehen, Kamisato!" Leicht verneigte er sich dabei und Hina wurde etwas verlegen.
Unsicher legte sie ihm die Hand auf die Schulter und lächelte leicht.
„Alles gut...ich... ich brauche denke ich aber noch etwas Zeit", erklärte sie ihm wahrheitsgemäß. Sie hoffte wirklich, dass er Verständnis hatte und dass es wirklich ein nächstes Mal geben würde.

Die Woche vor dem Frühlingsturnier hatte sich wirklich gezogen, aber heute war der Tag endlich gekommen. Hina wusste selbst nicht, warum sie sich so sehr darauf freute. War es, weil es das letzte große Ereignis in ihrer Schulzeit war? Oder war ein gewisser Drittklässler daran schuld?
Aufgrund des Prüfungsstresses hatte sie in letzter Zeit deutlich weniger Schichten übernommen und seit jenem Abend hatte sie Moniwa nicht wieder getroffen, aber dennoch nicht vergessen. Wie konnte sie denn auch?
All diese lieben Worte und der Umstand, dass er wirklich gewartet hatte, bis sie sicher im Haus war. Er schien ihr viel zu gut für diese Welt.
Immer noch hatte sie seine Euphorie und seinen Ehrgeiz vor Augen, genauso wie seine Sanftheit und Ruhe, als er ihr mehr oder weniger von seinen Gefühlen erzählt hatte.
„Oikawa sieht heute einfach wieder verboten gut aus", schwärmte Chie neben ihr und seufzte auf. Trotz der gehörigen Standpauke, oder vielleicht auch gerade deswegen, Hina war sich da nicht ganz sicher, war sie nach wie vor immer noch in den Setter verliebt.
Sie konnte es zwar nicht ganz nachvollziehen, weil seitdem war sie der Freundesgruppe rund um ihn wirklich aus dem Weg gegangen, aber seine Gefühlte konnte man bekanntlich ja nicht beeinflussen.
Was Hina dennoch erstaunte, dass es ihr keinen Stich mehr versetzte, wenn sie Matsukawa mit seiner Freundin sah. Seit jenem Abend mit Moniwa, hatte sie Stück für Stück mit der Sache ihren Frieden gefunden. Eigentlich gab es nur noch eins zu tun, um endlich damit abzuschließen.
Sie wusste, wenn sie sich wirklich ändern und zum Besseren verändern wollte, musste sich entschuldigen. Diese Tatsache war ihr in den letzten Wochen klar geworden.
Ihr schlechtes Gewissen nagte an ihr. Wenn sie über ihr damaliges Verhalten nachdachte, konnte sie nur gut nachvollziehen, warum Matsukawa sich nicht in sie verliebt hatte. Sie hatte sich selbst nicht leiden können, wie sollte es dann ein anderer tun?
„Ich bin gleich wieder da", murmelte sie ihren Freundinnen zu und erhob sich, als sie sah, dass Soma von ihrem Platz aufstand.
Innerlich war sie wirklich nervös, wusste aber, dass es nötig war.
Schnell bahnte sie sich ihren Weg zur Zweitklässlerin und fing sie vor der Toilette ab.
„Hey, Soma warte!...Bitte!" Das letzte Wort ging fast unter, so leise war ihre Stimme geworden, doch die Schwarzhaarige drehte sie wirklich zu ihr um.
Hina sah nur zu genau die Skepsis in ihrem Blick. Sie konnte sie so gut verstehen.
„Was möchtest du von mir?", fragte sie unsicher und wich einen Schritt zurück, als Hina näherkam.
Langsam sammelte sie ihre Gedanken und ging nochmal die Worte, die sie so oft geübt hatte, im Kopf durch.
Doch bevor sie etwas sagen konnte, fiel ihr Blick zum Eingang. Lachend und mit einem bezaubernden Lächeln trat jemand ein und ließ ihr Herz schneller schlagen. Als ihre Blicke sich trafen und sie den leichten Rotschimmer auf seinen Wangen sah, als er ihr noch breiter grinsend von weitem zu wank, waren alle Zweifel beseitigt.
Hina musste sich entschuldigen, um die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen, um ein besserer Mensch zu werden.
„Soma, es tut mir wirklich aufrichtig leid, was ich dir und Kuse angetan habe. Es war nicht richtig von mir und ich hatte absolut kein Recht dazu, dich so zu bedrängen. Bitte...bitte nimm die Entschuldigung an!"
Sie war so froh, dass ihre Stimme nicht anfing zu zittern. Jedes einzelne Wort war ehrlich und aus ganzen Herzen so gemeint.
„Ich...", begann sie und Hina schloss die Augen.
Bitte!
„Danke. Danke für deine Entschuldigung. Ich denke, es ist...in Ordnung."
Diese einfachen Worte nahmen ihr eine unglaubliche Last von den Schultern. Erleichtert richtete sie sich wieder auf und sah ihr fest in die Augen.
„Vielen Dank. Es war mir wichtig, das zu tun. Danke, dass du mir zugehört hast", antwortete sie und senkte noch einmal den Kopf. Es fühlte sich verdammt gut an, das Richtige zu tun. Aber vor allem war es wieder ein Schritt in die richtige Richtung.

Trotz dass Seijoh eindeutig gewonnen hatte, war das Spiel spannend gewesen. Hina hatte wirklich mit gefiebert.
Trotzdem tat ihr das Team der Datekou wirklich leid. Zu genau erinnerte sie sich noch an Moniwas Worte und sein Versprechen. Ob er sich auch noch so daran erinnert, wie sie?
„Gehen wir noch was Essen, Hina-chan?", fragte Asami sie während sie im Spiegel ihr Make-up überprüfte.
„Oh ja gerne, hab voll Hunger. Und wenn wir jetzt was essen, sind wir pünktlich zum nächsten Spiel wieder da!", antwortete Chie vor ihr. Hina nickte nur nachdenklich. Ob die Datekou mit ihren Fans sofort abreisen würde?
Sie hatte Moniwa zwar in der Halle und später auf der Tribüne kurz gesehen, hatten aber leider noch kein Wort miteinander gewechselt. Eigentlich wollte sie das nachholen, wusste aber nur nicht wie.
Während ihre Freundinnen weiter redete und kicherten, wurde sie auf einmal hellhörig. Hatte sie da etwa seine Stimme erkannt?
Ohne etwas zu sagen, eilte sie auf den Flur und sah noch den dunklen Haarschopf und den grünen Blazer.
„Moniwa-kun!"
Hina war von sich selbst überrascht, als sie einfach seinen Namen rief und auf ihn zu lief. Sie kannte ihn doch eigentlich nicht, warum war ihr das so wichtig?
Zum Glück schien er sie gehört zu haben und drehte sich samt seiner Begleitung um. Schnaufend kam sie vor ihm zu stehen.
„Kamisato-san! Schön dich zu sehen", begrüßte er sie freundlich und lächelte etwas verlegen.
Dem großen Blondem neben ihm, fiel die Kinnlade runter und sie fühlte sich unter seinem prüfenden Blick etwas unwohl.
„Kneif mich mal. Ist das nich- uuhg."
„Wir gehen schon mal vor. Komm gleich einfach nach Moniwa!"
Ohne weiteres zog der Dritte im Bunde den protestierenden Kerl weg. Trotz, dass so viel Trubel um sie herrschte, hatte Hina das Gefühl, alleine mit ihm zu sein. Sie konzentrierte sich völlig auf ihn.
„Ich habe ja nicht damit gerechnet, dass du mich ansprichst nach dem ganzen komischen Zeug, was ich beim letzten Mal geredet habe", gestand er ehrlich und lächelte schüchtern.
Zum ersten Mal fiel ihr diese dunkle blaue Farbe seiner Augen auf. Irgendwie erinnerte sie das an den Sternenhimmel an jenem Abend. Ihr Herz schlug schneller und das nicht nur wegen des kleinen Sprints.
„Möch-Möchtest du etwas mit mir essen gehen?", fragte sie ihn ohne weiteres.
Hina hatte geredet, ohne viel darüber nach zudenken. Als sie ihn vorhin wieder gesehen hatte, musste sie an die ganzen netten Worte denken, die er gesagt hatte. Sie kannte ihn noch nicht gut, aber sie wollte ihn wirklich kennenlernen. Wollte wissen, was er in ihr von Anfang an gesehen hatte. Wollte wissen, ob sie wirklich dieser Mensch sein konnte, den er in ihr sah.
„Gerne", erwiderte er nur ohne weitere Fragen zu stellen. Die Überraschung stand ihm genauso wie das Glück im Gesicht geschrieben und ließen sie erröten. Was dachte sie sich nur dabei?
Hatte sie ihn gerade wirklich nach einem Date gefragt?
„Passt es dir denn jetzt?", harkte er unsicher nach und rieb sich den Hinterkopf.
„Wenn du willst", erwiderte sie leise und wartet seine Antwort ab.
„Ja, warum auch nicht? Ich muss nur den Jungs eben Bescheid geben, dass ich später zu ihnen stoße."
Ihr Herz machte Freudensprünge. So einfach konnte es gehen?
Eifrig nickte sie.
„Ich warte draußen an der Türe auf dich."
Er entschuldigte sich kurz und sie machte sich schonmal auf den Weg nach draußen. Es war heute ein angenehmer Tag und sie schloss die Augen kurz, als sie sich an der Wand anlehnte, um die Sonne zu genießen.
Ihr Herz raste immer noch ungemein und ihr Kopf verarbeitet immer noch, was gerade passiert war.
Die alte Hina wäre niemals über ihren Schatten gesprungen, hätte diesen Jungen bestimmt auch nicht kennenlernen wollen. Doch die Hina, die sie mit aller Macht versuchte zu werden, freute sich ungemein darüber.
Sie wusste nicht, was es werden würde, das war vielleicht auch gar nicht schlimm. Aber als er mit einem breiten Grinsen winkend wieder auf sie zu kam, fiel ihr seit langem endlich wieder das Atmen leichter. Sie hatte das Gefühl, dass dieses schwere Gefühl endlich weg von ihrer Brust war.
Und das war doch kein schlechtes Zeichen.

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Part 2 gewünscht?

120 Ways of love (OS Sammlung) (boy x reader /oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt