49. Stripes - Streifen(SugawaraxOC)

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Sie wusste nicht wie lange sie schon im Flur stand und sich selbst angewidert im Spiegel betrachtete. Ihr Oberteil hielt sie fest umklammert und konnte die Tränen nur mit Mühe zurückhalten. Sie fühlte sich so hässlich, so unattraktiv. Nicht das sie sich vorher hübsch oder ihren Körper gut gefunden hätte, aber diese Schwangerschaftsstreifen machten es absolut nicht besser. Ihre Gedanken schnürten ihr die Kehle zu, sie rang nach Atem, ihr ganzer Körper bebte.
Nur zu gut könnte sie verstehen, wenn er sie nicht mehr anfassen wollen würde. Was wollte er auch überhaupt mit ihr? Was hatte er je mit ihr gewollt?
Leider hörte sie zu spät den Schlüssel im Schloss und konnte ihr Oberteil nicht schnell genug herunterziehen. „Oh hallo Aimi schö-was machst du da...?"
Eilig hatte er sich seiner Schuhe entledigt und ließ seinen Schlüssel achtlos fallen. Seine Hand ruhte auf ihrer zitternden und er sah sie ernst an, während sie nur aus Scham ihren Blick gesenkt halten konnte. Zwei Finger legten sich sanft auf ihr Kinn und hoben ihr Gesicht an, dass sie gezwungen war ihn anzusehen. Beim Anblick seiner warmen, besorgt schauenden, braunen Augen konnte sie sich gegen die Tränen nicht mehr wehren. Alles brach aus ihr heraus. Ihre Verzweiflung, ihre Angst ihn zu verlieren, das Gefühl niemals gut genug für ihn zu sein.
„Koshi...Ich..." Weiter kam sie vor lauter Schluchzen nicht. Alles um sie herum drehte sich, ihr wurde übel, so sehr belastete es sie. Immer mehr steigerte sie sich in ihre Hoffnungslosigkeit hinein. Aber er blieb stumm, zog sie einfach in eine innige Umarmung. Hemmungslos klammerte sie sich in seiner kalten Jacke fest und weinte bitterlich. Er war ihr letzter Halt, ihr Zufluchtsort, ihr Koshi.
Sanft strich er ihren Rücken immer wieder hinab und versuchte sie zu trösten, doch seine Zärtlichkeit ließ sie nur noch verzweifelter werden. Womit hatte sie so eine gute Seele an ihrer Seite verdient? Er könnte so viel hübscher, bessere Frauen haben, aber er kam immer wieder mit einem Lächeln zu ihr zurück.
„Warum liebst du mich überhaupt? Wie kannst du mich ohne Ekel ansehen und anfassen?", wimmerte sie mutlos und sah ihn verweint an. Die Traurigkeit in seinen Augen ließ sie erstarrten und zittern. Jetzt war es so weit. Er würde sie sitzen lassen, hatte endlich begriffen, was sie schon die ganze Zeit gewusst hatte. Die Schmerzen in ihrem Inneren wurde immer größer.
„Baka."
Mehr sagte er nicht und schlug ihr einmal mit der Handkante auf den Scheitel. Fest genug, dass sie es spürte, doch es nicht weh tat. Bestimmt packte er ihre Schulter und schob sie so weit von sich weg, dass er ihr in die Augen sehen konnte. Zärtlich nahm er dann ihr Gesicht zwischen seine feinen, warmen Hände.
„Ich kann die Gründe gar nicht aufzählen, warum ich dich liebe. Du bist gütig und bist immer für mich da, wenn ich dich brauche. Mit allem, was du tust, gibst du mir das Gefühl geliebt zu werden. Und das", mit der größte vorsichtig strich er ihr unter ihrem Shirt über den Bauch, „ist der größte Beweis deiner Liebe zu mir – nein unserer Liebe zueinander."
Aimi sah ihn sprachlos an. Tränen rannen ihr verquollenes Gesicht unaufhörlich hinab. Doch alles, was er tat, war sie selig anzulächeln. Jetzt erst bemerkte sie den Glanz der Tränen in seinen Augen. „Sag bitte nie wieder solch schreckliche Sachen. Diese Male sind Zeichen für etwas so Kostbares, das du mir geschenkt hast. Ihr beide seid mein Leben! Bitte denk nicht so schlecht von dir, das gibt mir das Gefühl dir nicht zu zeigen wie wertvoll du für mich bist. Du bist alles, was ich mir je gewünscht habe!"
Ein leises Geschrei unterbrach seinen Monolog. „Setz dich hin, Ruh dich aus, Papa kümmert sich um den kleinen Fratz." Eilig gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und entledigte sich seiner Jacke, ehe er sich die Ärmel hochkrempelte und ins Kinderzimmer ging. Doch drehte er sich noch einmal auf der Türschwelle um, sein Lächeln dabei war einfach nur atemberaubend. „Ich liebe dich, Sugar."
Ein wohliges Kribbeln durchfuhr sie und sie spürte die Hitze in sich. Endlich schien seine Liebe sie zu erreichen und die trüben Gedanken etwas beiseite zu schieben.
Nachdenklich drehte sie sich wieder zu dem Spiegel und sah sich ihren Bauch erneut an. Sah er wirklich so etwas Wunderbares in ihr? Konnte sie diese Streifen womöglich auch irgendwann als ein Zeichen ihrer Liebe sehen und akzeptieren?
Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und betrachtete ihr Spiegelbild. Wenn jemand so liebevolles wie ihr Koshi sie so sehen konnte, schaffte sie es bestimmt auch. „Liebling, hilfst du mir vielleicht doch?"
Leise kicherte sie und lächelte das erste Mal an diesem Tag. Ja, es würde seine Zeit brauchen, aber mit ihm an ihrer Seite schien alles möglich und es gab nur den Weg nach vorne. Ein Weg in eine Zukunft voller Liebe und Wärme.

120 Ways of love (OS Sammlung) (boy x reader /oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt