90. Sephia - Tintenfischschwarz (Daishou x OC Part 2)

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Die Welt hatte sich in diesem Moment für ihn einfach auf den Kopf gestellt. Er war gefallen, fiel immer noch durch dieses schwarze, bodenlose Loch. Wie hatte ein einziges Wort nur so eine Macht gehabt?
Er hätte es ahnen müssen, besser wissen müssen. Er kannte Naruko dafür viel zu gut.
Suguru wusste, dass sie ihn nicht absichtlich verletzt hatte, dazu wäre sie gar nicht in der Lage. Denn eigentlich war sie immer die gute Seele von ihnen beiden gewesen, seine bessere Hälfte in all den Jahren.
So viel Überwindung hatten ihn diese Frage letzte Woche gekostet und trotzdem hatte er sich getraut. Jetzt bekam er dafür die Retoure.
Wie hatte er auch denken können, dass sie wirklich seine Gefühle erwiderte?
Der einzige Mensch, über den er je mit ihr geredet hatte, war Mika gewesen.
Mika hier, Mika dort.
Aber niemals hatte er Naruko den wahren Grund für die Trennung verraten.
Mika hatte sich von ihm nicht nur wegen seiner Vernarrtheit in den Volleyball getrennt. Nein, Naruko selbst war der Grund. Seine Exfreundin, hatte noch vor ihm verstanden, was Suguru eigentlich für sie empfand. Natürlich hatte er sich dumm gestellt und es so lange nicht wahrhaben wollen. Bis er die schlaflosen Nächte nicht mehr leugnen konnte.
Er liebte Naruko.
Es war wie eine unumstößliche Wahrheit und egal was er versuchte, sie blieb bestehen. Umso schmerzhafter traf ihn die ganze Situation momentan.
Ihre Gefühle galten nicht ihm, nur diesem dämlichen Kostüm, in das er sich hatte zwängen lassen. Dabei war dieser Kuss so etwas Besonderes für ihn gewesen. So zart, so liebevoll, dass er sich sicher gewesen war, dass seine Gefühle sie endlich nach all der Zeit erreicht hatten. Und dann dieser Schlag ins Gesicht.
Frustriert blieb Suguru auf seinem Weg nach Hause stehen und schlug mit der Faust gegen die Laterne neben sich. Passanten sahen ihn noch verwirrter an.
Dann wurde ihm bewusst, was er da eigentlich noch trug und es war ihm alles einfach nur noch peinlich. Viel schlimmer konnte es jetzt wohl kaum noch werden.

Etwas verwahrlost und müde stand Suguru in dem Kombini bei sich um die Ecke und suchte lustlos sich sein Abendessen aus. Heute war Halloween und er hatte beschlossen diesen Abend zusammen mit ein bis zehn Bier und jeder Menge Fastfood und anderem nicht gesundem Essen zu verbringen. Nach einer Feier war ihm immer noch nicht zumute.
Narukos Anrufe und Nachrichten hatte er konsequent ignoriert. Er wollte jetzt einfach etwas egoistisch sein. Brauchte diese Zeit jetzt für sich. Selbst, wenn sie ihm jetzt ihre Liebe gestand, wüsste er nicht, wie er darauf reagieren würde. Zu tief saß die Wunde und er würde sich nicht trauen zu hoffen. Vielleicht bildete sie sich das aus Verzweiflung nur ein? Vielleicht wollte sie ihm einfach einen Gefallen tun?
Das wollte er alles nicht. Nein, er wollte seine Naruko von früher, die ihm frech auf ihre Art die Wahrheit sagte. Wie ihre warmen, hellen, braunen Augen ihn anfunkelten und sie sich gegenseitig keine netten Sachen an den Kopf warfen und wusste, wie sie gemeint waren.
Voller Zuneigung.
„Hey...."
Verwirrt sah er sich um und sah niemanden.
„Hey, hier unten", merkte die Stimme an und zauberte ihm kurz ein Lächeln auf die Lippen, als er sie erkannte.
Schon fertig in ihrem Kostüm angekleidet stand Naruko vor ihm. Sein Herz schlug schmerzhaft gegen seine Brust. Eigentlich war nicht so der sentimentale Typ, aber diese Frau hatte ihm wirklich sein Herz gebrochen.
„Was willst du?", fragte er sie emotionslos und wendete seinen Blick ab. Er ertrug es nicht, sie anzusehen, und noch viel weniger in diesem Aufzug.
„Ich wollte nur wissen, wie es dir geht. Hast du meine Nachrichten abgehört, Su-chan?", antwortete sie leise.
Mit Mühe und Not unterdrückte er ein Zucken. Su-chan.
So hatte sie ihn als Kind immer genannt und er wusste gar nicht, wann das letzte Mal. Es musste wirklich Jahre her sein.
„Alles gut. Was soll auch los sein?", erwiderte er immer noch ruhig und griff einfach nach einer Bentobox. Es war ihm egal, was es war. Er wollte nur noch weg von hier. Weg von ihr.
„Wirklich?"
Naruko stand in seinem Rücken, sodass er sie nicht sehen konnte. Doch an ihrer Stimme erkannte er, wie sie ihn gerade ansah. Wusste, dass sie sich zurückhielt, nicht die Hand nach ihm auszustrecken und sich mit aller Mühe zusammenriss seine Grenzen zu respektieren. Wusste, dass sie Tränen in den Augen hatte.
Er schlucke mühevoll den großen Klos in seinem Hals runter, der ihn seine ganzen Überzeugungen fast vergessen ließ. Was war bloß aus der hinterhältigen, kalten Schlange geworden, die er noch zu Schulzeiten gewesen war?
War er wirklich so verweichlicht?
„Ja."
Mehr sagte er nicht und schaffe es endlich ein paar Schritte nach vorne in Richtung Kasse zu gehen. Sich langsam von ihr zu lösen und sie einfach stehenzulassen. So weh es auch tat, war es vermutlich das Richtige.
Suguru drehte sich nicht mehr um. Wenn er das tun würde, würde er nur schwach werden, das wollte er nicht.
Den Korb voll mit Bier und ungesunden Sachen stellte er sich an und versuchte sich abzulenken.
„Ich glaub es nicht! Der Schlangen Bastard!"
Diese Stimme würde er auch sein Leben lang erkenne. Sein ewiger nerviger Rivale aus Schulzeiten.
„Ach ne, oder? Du hier Hahnenkamm Bastard?", fragte er spöttisch und zog die Augenbrauen hoch.
Immer noch überragte Kuroo ihn um ein paar Zentimeter und sah mit diesem schelmischen Grinsen auf ihn herab. Verwundert stellte Suguru fest, dass er als ein Priester verkleidet war. Das passte ja mal gar nicht.
„Gehst du als Assi an Halloween?", wurde er auch sogleich lachend aufgezogen. „Würde ja passen."
„Ich verbringe es in Ruhe ohne Verrückte auf der Couch", sagte er gelassen und versuchte einfach an ihm vorbeizugehen. Er hatte keine Lust auf diese Art von Gesprächen.
„Aber ich habe Naru-chan doch in ihrem Kostüm gerade gesehen. Hab gehört, dass ihr wieder, seit Mika-chan dich abserviert hat, wie Pech und Schwefel zusammenhockt", setzte Kuroo nachdenklich nach.
„Naru sah nämlich verdammt gut aus in ihrem Kostüm. Ich würde sie nicht alleine lassen", fügte er noch anerkennend hinzu.
„Ja und? Ist es nicht egal? Nur weil wir gut befreundet sind, heißt es doch nicht, dass wir alles zusammen machen müssen. Sie geht feiern ich halt nicht. Warum unterhalte ich mich mit dir Vollidiot überhaupt?"
Wütend auf sich selbst, auf die Provokationen des anderen eingegangen zu sein, klatschte er seine Sachen gerade zu dem Kassierer vor die Nase.
„Oh gut, dann kann ich ja auf der Party später mein Glück mal versuchen. Vielleicht kann ich ja sogar noch ein passendes Kostüm auftreiben", plapperte Kuroo munter weiter und trieb ihn fast zur Weißglut.
Innerlich brodelte er immer mehr. Er wollte sich weder weiter mit ihm unterhalten und alte Wunden aufreißen, noch wollte er, dass der Charmeur Naruko auch nur einen Zentimeter näher kam. Doch konnte er Letzteres nicht verhindern. Nicht ohne selbst auf sie zuzugehen.
„Mach doch was du willst", brummte Suguru verstimmt und bezahlte. Er wollte nur noch so schnell wie möglich weg von hier.

120 Ways of love (OS Sammlung) (boy x reader /oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt