63. Come-hither - Einladend(Hinata xOC)

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Der Geruch von Schweiß und billigem Alkohol schlug ihm entgegen, als sie die Bar gemeinsam betraten.
„So ein Schuppen hast du ausgesucht?", rümpfte sein Begleiter Oikawa die Nase und sah sich angewidert um. Hinata zuckte nur mit den Schultern und steuerte direkt die Theke an. Er war total aufgeregt, der große König hatte ihm die ganze Woche über Flirttips gegeben und heute würde er seine Prüfung ablegen. Heute sollte er ihm beweisen, dass er es schaffte eine Frau abzuschleppen, wenn er daneben saß. Hinata war eigentlich der Meinung, dass das unmöglich war. Wer würde sich schon freiwillig für ihn interessieren, wenn Oikawa bei ihm war? Er konnte wirklich nichts gegen seine Nervosität tun. Lässig ließ sich sein Begleiter auf einem der Hocker nieder und lächelte den Barkeeper überheblich an.
„Mmh...zwei... Appeltinis, bitte?", bestellte er und sah in das genervte Gesicht seines Gegenübers.
„Hast dir schon eine ausgesucht, Shoyo?", fragte er und drehte sich schwungvoll von dem Tresen weg. Hibbelig sah er sich im Raum um. Es waren wirklich viele Menschen hier und es war ein buntes Durcheinander vieler Nationalitäten. Auf einmal nahm er ein helles, in seinen Ohren wundervolles, Lachen wahr. Sofort drehte er sich in diese Richtung.
Die Frau, die dort stand und hinter vorgehaltener Hand lachte, war wunderschön. Langes blondes Haare fiel ihr in leichten Wellen über den Rücken und aufgeweckte blaue Augen leuchtete vor Freude.
„Mach mal den Mund zu, sonst wird das nichts", kicherte Oikawa und stieß ihm einen Ellbogen in die Seite.
„Eure Bestellung, Jungs", räusperte sich der Barkeeper hinter ihnen und stellte geräuschvoll zwei Gläser Bier und zwei Shots mit einer hellen, durchsichtigen Flüssigkeit auf die Theke.
„Aber das habe ich nicht bestellt!", protestierte der große König sofort, doch der Barkeeper lachte nur rau.
„Tut mir leid, muss mich da wohl verhört haben", entschuldigte er sich halbherzig. „Vielleicht wachsen euch Wichten dann auch mal richtige Eier", fügte er leise hinzu.
Beschwichtigend legte Hinata Oikawa eine Hand auf den Arm und hielt ihn zurück.
„Wir wollen doch heute Spaß haben", ermahnte er ihn grinsend und griff nach den Shots. „Also auf uns...?"
„Auf uns!", stimmte der Ältere mit ein und stieß mit ihm an. Brennend bahnte der Schnaps sich seinen Weg und beide hustete. „Weicheier..."
„So zurück zu deiner Auserwählten", lenkte Oikawa sich selbst von den dummen Sprüchen ab, „glaubst du nicht, dass sie ne Nummer zu groß ist, Shoyo? Ich meine, die würde ich mich gerade mal so trauen anzusprechen."
Eifrig nickte der Kleinere. Er wollte es unbedingt testen. Hinata liebte die Herausforderung und sie war eindeutig eine. Dabei war sie noch so anders, als die Frauen die er aus Japan kannte. Sie war für ihn einfach eine exotische Schönheit.
Grinsend klopfte Oikawa ihm auf die Schulter und beugte sich vor. „Du willst es wohl wirklich wissen, oder? Aber weine später nicht, wenn sie mit mir mit geht, ich habe es dir dann gesagt."
„Wenn sie bei Sinnen ist, rennt sie vor euch beiden Lachnummern schreiend weg. Pff... Appeltinis, wer bestellt denn sowas?", mischte sich der Barkeeper erneut ein und lachte herzhaft.
Hinata sah mit an wie dem großen König der Kragen platzte. Mit vor Wut verzehrten Gesicht, drehte sich dieser schwungvoll um und ließ eine Schimpftirade los, die sich gewaschen hatte. Aber Hinata hatte nur Augen für diese Schönheit, die sich bei dem Trubel umgedreht hatte. Ihre himmelblauen Augen funkelten im spärlichen Licht der Bar und für sie wirkte in diesem Schuppen so völlig fehl am Platz. Sie sah aus wie ein Engel.
Wie in Trance erhob er sich von seinem Platz, den immer aggressiver werdenden Oikawa völlig ignorierend, und fixierte sein Ziel. Sie oder keine war seine Devise für den heutigen Abend.
Mit jedem Schritt wurde er mutiger und legte sich seine Worte bereits zurecht. Würde der Spruch passen? Oder war er einer von der roten Liste gewesen? Die Hitze des Alkohols wallte in ihm auf und verlieh im noch mehr Selbstsicherheit. Er würde es schaffen, er würde heute seinen Lehrer übertreffen, das war zumindest sein Plan. Endlich stand er vor ihr und sie sah ihn lächelnd an. Es war seine Chance, das Küken musste seine Flügel ausbreiten.
„Hey, tat es weh als du auf den Boden gefallen bist?"
Betretendes Schweigen, gefolgt von merklich irritierten Blicken, waren die Antwort auf seinen misslungenen Spruch.
„Ääh...ähm", stotterte Hinata sichtlich peinlich berührt. Das waren eindeutig die falschen Worte gewesen.
Plötzlich fing sie schallend an zu Lachen und er lachte beschämt mit. Lachte sie jetzt über oder mit ihm?
Sie wischte sich Tränen aus den wundervollen Augen auch und grinste breit.
„Du bist ja süß."
Ihren Akzent konnte er nicht einnorden, aber nicht nur ihre Erscheinung machte einiges her, auch ihre Stimme zog ihn völlig in seinen Bann. Doch sei Stolz verbot ihn sich nur als süß abstempeln zu lassen. Deshalb beschloss er unauffällig zu zeigen, was er zu bieten hatte.
Hinata stellte sich gerade hin und stemmte die Hände in die Hüfte und versuchte verführerisch, so wie der große König es ihm gezeigt hatte, zu lächeln. Zufrieden beobachtete er, wie sie auf seine Muskeln reagierte, er glaubte zu erkennen, dass es ihr gefiel.
Die von hinten immer lauter werdenden Stimmen zogen aber seine Aufmerksamkeit von ihr weg. Mit Schrecken sah er mit an, wie sich Oikawa und der Barkeeper fast an die Gurgel sprangen.
Eilig lief er zurück und brachte die beiden Streithähne auseinander, woher die Kraft dazu nahm, war ihm selbst ein Rätsel.
Erfolgreich trennte er sie voneinander und schnappte sich seinen Lehrmeister.
„Komm wir gehen besser", schlug er vor, als er bemerkte, dass seine Auserwählte sich wohl aus dem Staub gemacht hatte. Das hatte er wohl ordentlich vergeigte, vielleicht sollte er sich doch niedrigere Ziele stecken.
Einen schimpfenden Oikawa am Kragen packend, zog er ihn aus der Bar und ihnen schlug augenblicklich eine schwüle Luft auf der Straße entgegen, die sie beide aufstöhnen ließ.
„Toll, wegen dir habe ich die Süße aus den Augen verloren", schmollte Hinata und ließ ihn endlich los. Eingeschnappt richtete Oikawa sich seine Sachen und sah ihn wütend an.
„Du hattest nie ne Chance, wenn du die abgeschleppt hättest, dann hätte ich einen Besen gefressen."
Hinata musste sich geschlagen geben. Er hatte einfach recht.
Frustriert ließ er seine Hände in die Hosentasche gleiten und fühlte plötzlich etwas, was vorher noch nicht da gewesen war.

Komm und finde mich, Häschen – Alice

Die dahinter geschrieben Adresse konnte er nur mit Mühe lesen. Hinatas Herz klopfte wie wild! Es hatte wirklich geklappt!
„Ich geh dann mal", verabschiedete er sich einfach und Oikawa sah ihm verwirrt hinterher.
„Wohin?", fragte er völlig fassungslos und sah ihm misstrauisch an.
„Zu Alice!", erwiderte er aufgeregt und streckte ihm neckend die Zunge raus.

Am nächsten Morgen betrat Hinata fröhlich vor sich hin hüpfend das Lokal in dem er sich mit Oikawa zum Frühstück verabredet hatte. Sich umsehend entdeckte er ihn mit einer Sonnenbrille in der hintersten Ecke.
„Yahoo, Shoyo. Wie war deine Nacht?"
Irritierte sah Hinata ihn an, wie er zusammengekauert in der Ecke saß. War er etwa verkatert?
„Frag nicht, war noch ne lange Nacht für mich", wank er ab, während der Orangehaarige sich mit einem glücklichen Seufzen niederließ.
„Oikawa-san! Es...es war unglaublich! Ich habe alles so gemacht, wie du gesagt hast und es hat geklappt!", freute er sich und fing an ausgiebig die Karte zu studieren. Die Nacht hatte ihm wirklich einiges abverlangt und er musste für das Training heute neue Energie tanken.
„Aber sie war so...so heiß! Und ihre Haut erst! Sie war so weich und roch so gut...es war einfach alles toll! Und du hättest sie sehen sollen, wie sie da in ihrer heißen Unterwäsche lag! Und das, obwohl sie eigentlich niemanden mit nehmen wollte, aber dank dir konnte sie mir nicht widerstehen!", schwärmte er immer weiter und sah seinen Begleiter voller Begeisterung an. Er redete immer weiter und so schnell, dass sich seine Worte fast überschlugen. Er konnte es immer noch nicht glauben, so eine unglaublich tolle Frau abgeschleppt zu haben.
Langsam wurde Oikawa hellhörig und sah ihn ernst über den Rand seiner Sonnenbrille an. „Unterwäsche die zusammenpasst und rasiert?", fragte er misstrauisch nach.
Begeistert nickte Hianta und wollte wieder ansetzten, als er unterbrochen wurde.
„Und das mein junger Padawan, ist deine letzte Lektion", setzt er bedeutungsschwer an und nahm seine Sonnenbrille ab. Angestrengt blinzelte er ein paar mal gegen die Helligkeit, bevor er seufzend fortfuhr.
„Eine Frau, die rasiert ist und passende Unterwäsche anhat, wird niemals abgeschleppt, sie hat immer dich abgeschleppt."

120 Ways of love (OS Sammlung) (boy x reader /oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt