Teil 3

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Ellie

Es ist mir ziemlich unangenehm einen fremden Mann hier inmitten meines Chaos sitzen zu haben und habe überhaupt keine Ahnung, wie das überhaupt passieren konnte. „Möchtest du noch was?", durchbreche ich die unangenehme Stille, die in den letzten Minuten entstanden ist und deute auf seinen Teller.

„Nein danke, ich bin satt, aber es war sehr lecker." Er lächelt mich an und streckt mit einem Seufzen die Beine aus. „Wollen wir dann...", setzt er an, doch in diesem Moment beginnt Ivy zu weinen. Es gibt Kinder, die bei Hunger, voller Windel oder Unwohlsein mit einem leisen Knötern anfangen, sich langsam bemerkbar machen, Ivy gehört nicht zu ihnen. Von jetzt auf gleich brüllt sie das Haus und gefühlt die komplette Nachbarschaft zusammen.

„Ich glaube ich muss da erst einmal den größten Hunger stillen." Ich hebe Ivy aus der Wiege und lüfte in der gleichen Bewegung mein Oberteil. Sofort herrscht, bis auf Ivys gieriges Schmatzen, wieder himmlische Ruhe. Etwas verlegen wendet Michael seinen Blick ab und beginnt die Teller und Töpfe zusammen zu räumen. „Soll ich mich um das dreckige Geschirr kümmern?"

Ich nicke. „Das wäre toll, dann können wir gleich direkt anfangen." Etwas verloren dreht Michael sich um die eigene Achse und lässt seinen Blick über die Küchenfront schweifen.

„Suchst du was?"

„Ich... Also... Die Spülmaschine."

Ich muss ein Lachen unterdrücken und deute auf seine Hände. „Da ist sie, zwei Stück sogar."

Irritiert sieht er an sich herunter, dann scheint er zu begreifen. „Du hast keine Spülmaschine?"

„Du hast es erfasst. Aber wenn du keine Lust zum Abwaschen hast, dann stell das Geschirr ruhig auf die Arbeitsplatte, dann mache ich das später." Er soll sich bloß nicht genötigt fühlen meinen Haushalt zu schmeißen, auch wenn der Gedanke daran, dass zumindest die Küche fertig wäre, verlockend ist. Ohne groß etwas zu sagen beginnt er Wasser ins Becken laufen zu lassen, schnappt sich die gelben Gummihandschuhe und beginnt den Abwasch zu machen. Ich werfe immer wieder zärtliche Blicke auf meine Tochter, die mittlerweile kurz davor ist wieder einzuschlafen. Auch wenn sie und ihr Bruder für das größte Chaos meines Lebens verantwortlich sind, so sind sie doch das Beste was mir seit langem passiert ist. Vorsichtig streiche ich über das Köpfchen, das jetzt schon voller dunkler Locken ist. Ivy und Noah sind wie Tag und Nacht, Noah blond, mit stahlblauen Augen, die Ruhe selbst und daneben Ivy. Mit ihren dunklen Augen und den dunklen Locken ist sie das genaue Gegenteil, dazu bringt sie jede Veränderung, jedes laute Geräusch aus dem Tritt, was mit Unruhe und Gebrüll quittiert wird. Ähnlich wie Pippa, die sehr sensibel auf jede kleinste Veränderung reagiert. Für sie war der Umzug das reinste Gift, aber leider unvermeidbar.

„Sag mal, deine Kinder haben für die bayrische Pampa schon merkwürdige Namen oder? Hätte es da nicht etwas bodenständiges sein können? Maximilian? Hanna? Luisa oder Michael?" Michael lehnt lässig, mit verschränkten Armen an der Küche und grinst mich an.

„Wer sagt denn, dass wir aus der bayrischen Pampa kommen? Vielleicht sind die Namen da, wo wir herkommen, ganz normal?" Ich kann den spöttischen Unterton nicht ganz verbergen, zu sehr bin ich von dieser leidlichen Diskussion genervt. Meine Großeltern haben sich auch recht befremdlich über die Namen geäußert. Filippa und Noah haben sie noch irgendwie akzeptiert, aber Ivy? Da brauche ich ihnen auch nicht zu erklären, dass das der Name meiner besten Freundin und Ivys Patentante ist.

„Wo kommt ihr denn her? Jasmin hat zwar erzählt, dass ihr erst vor kurzem hergezogen seid, aber nicht woher ihr kommt."

In mir zieht sich alles zusammen, was hat Jasmin sonst noch ausgeplaudert? „Wir haben vorher in Brighton gelebt.", lautet meine knappe Antwort.

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt