Music my saviour

Teil 50

Ellie

Das unbarmherzige Klingeln des Telefons reißt mich aus der Tiefschlafphase. Bevor Patrick oder die Kinder wach werden rolle ich mich aus dem Bett und tapse gähnend auf nackten Füßen in den Flur.

„Meyer.", melde ich mich verschlafen und frage mich, wer um diese Uhrzeit wohl anruft.

„Hallo, hier ist Sandra, Filippas Betreuerin aus der Freizeit."

Sofort bin ich hellwach, so ein Anruf bedeutet, dass irgendetwas passiert sein muss. „Was ist los?", keuche ich.

„Filippa und Louis sind verschwunden.", klingt die kleinlaute Stimme durch den Hörer.

Es dauert einige Sekunden, bis mir klar wird, was diese Worte bedeuten. „Wie, verschwunden? Was heißt das? Sie können doch nicht einfach verschwunden sein."

„Wir haben heute Nachmittag eine Schnitzeljagd gemacht und beim Abendessen ist dann aufgefallen, dass die beiden nicht zurück ins Camp gekommen sind."

Ich schiele auf die Uhr, es ist halb zwei durch. „Ihr habt zum Abendessen schon bemerkt, dass sie fehlen, und dann ruft ihr erst jetzt an? Stunden später? Wie können sie überhaupt einfach verschwinden? Wie können zwei Jugendliche einfach so verschwinden?" Mittlerweile bin ich laut geworden, so laut, dass Patrick in der Schlafzimmertür auftaucht und mich fragend ansieht. „Pippa und Louis sind verschwunden." Panik schwingt in meiner Stimme mit und ich bemerke, dass ich zu zittern beginne. Erschrocken reißt er seine Augen auf.

„Seit wann?", will er wissen, doch ich winke kurz ab.

„Habt ihr die Polizei gerufen? Was sagen sie?"

„Sie müssen 24 Stunden verschwunden sein, bevor ihr eine Vermisstenanzeige aufgeben könnt, Teenager, die weglaufen, sind leider an der Tagesordnung, vor allem, wenn sie zu zweit sind geht die Polizei davon aus, dass sie bald wieder da sind. Es tut mir leid, dass ich dir nicht mehr sagen kann."

„Okay", murmele ich.

„Vielleicht tauchen sie ja schon morgen wieder auf.", versucht Sandra mich zu beruhigen, es klappt allerdings nur mäßig. Als ich aufgelegt habe sacke ich kraftlos zusammen, lasse mich einfach auf den Boden fallen, sofort ist Patrick bei mir.

„Was haben sie gesagt?" In knappen Sätzen erkläre ich, was ich weiß. „Aber da muss die Polizei doch was machen. Es sind zwei Teenager verschwunden, da kann man doch nicht einfach nichts tun. Du solltest dringend selbst nochmal bei der Polizei anrufen und erklären was los ist. Oder fahr direkt hin, ich bleib bei den Keksen. Haben sich Max und Jasmin schon gemeldet? Die müssen doch auch Bescheid bekommen haben. Willst du sie anrufen, vielleicht könnt ihr gemeinsam fahren." Mir schwirrt der Kopf von all dem, was er mir grade entgegenschleudert und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. „Ellie? Ellie bist du noch da?" Ich merke wie Patrick sanft meine Schulter berührt, mich schüttelt.

„Ja... Ja, natürlich.", murmele ich und versuche mich wieder zu fokussieren.

„Soll ich bei Max und Jasmin anrufen?", fragt er und zückt bereits sein Handy, bevor ich etwas sagen kann. „Hey Jasmin... Ihr wisst schon Bescheid? Ja, hier hat grade jemand angerufen und uns benachrichtigt. Ja genau die Info haben wir auch bekommen, aber ich denke, wir sollten trotzdem zur Polizei. Ja, genau. Ja. Mmh... Ja. Macht das, wir sind wach."

Die Gesprächsfetzen dringen nur gedämpft zu mir hindurch, am liebsten würde ich mich einfach zusammenrollen und vergessen, was ich in den letzten 15 Minuten gehört habe. Patrick kniet sich neben mich und zieht mich in seine Arme, genau das habe ich jetzt gebraucht und endlich kann ich loslassen. Schluchzend schlinge ich meine Arme um seinen Hals und kralle mich an ihm fest.