Teil 70

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Ellie

Müde tapse ich die Stufen ins Erdgeschoss herunter, schon auf der Hälfte schlägt mir der Duft nach Kaffee und Gebratenem entgegen und mein Magen zieht sich unangenehm zusammen. Wahrscheinlich rebelliert er vor Hunger, aber alleine der Gedanke daran etwas zu essen bereitet mir Übelkeit.

„Guten Morgen Ellie, wie hast du geschlafen?" Patrick kommt aus der Küche, eine dampfende Pfanne in der Hand.

Ich muss kurz überlegen, um auf seine Frage antworten zu können. „Ich glaube ganz okay." Dankbar nehme ich den Becher mit der dampfenden, schwarzen Flüssigkeit entgegen, vielleicht geht es mir ja etwas besser, wenn ich erst meinen ersten Kaffee hatte, ohne bin ich nur ein halber Mensch.

„Rührei oder Spiegelei?" Patrick deutet auf dem Inhalt der Pfanne und bugsiert mich sanft Richtung Esstisch.

Die Fragestellung war nicht doof, hätte er mich gefragt, ob ich etwas essen möchte, wäre meine Antwort ein Kopfschütteln gewesen, so verlangt er eine Entscheidung. Ich beäuge das fettige Spiegelei und wieder rumort es in meinem Bauch. „Müsli?", wage ich einen vorsichtigen Vorstoß und atme erleichtert aus, als er nickt und wieder in der Küche verschwindet.

„Jo und Sandro sind auf dem Weg hierher, ich habe gesagt, dass ich mich um das Frühstück kümmere, um zehn kommt der Bestatter, oder?"

Schlagartig kommen die Geschehnisse der letzten Tage wieder hoch und es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter, meine Hände klammern sich um den Kaffeebecher, wie ein Ertrinkender an den Rettungsring. Ich murmele etwas Unverständliches und gebe vor gelangweilt in der Zeitung zu blättern.

„Ist Pippa schon wach?" Kritisch beäuge ich die Schüssel, die Patrick vor mir abstellt. Wenn ich gedacht hatte, dass er es bei einigen Haferflocken und etwas Milch belassen würde, habe ich die Rechnung ohne ihn gemacht. Mehrere Obstsorten liegen in fein säuberlichen Reihen auf meinem Müsli mit Joghurt, das Ganze ist mit Mandelsplittern und Mandelmus garniert. Ich gebe ein angestrengtes Schnauben von mir und schiebe einige Blaubeeren zur Seite.

„Ist in der Schule, Timo hat sie abgeholt?"

Ich runzele die Stirn. „Timo? Du meinst Tom, oder? Sie ist zur Schule?"

„Ach klar, Tom. Ich und Namen, du kennst das ja." Er grinst schief und stellt den Korb mit den Semmeln just in dem Moment auf den Tisch, als es an der Haustür klingelt.

„Ich geh schon.", murmele ich, froh dem Frühstückstisch entfliehen zu können. „Guten Morgen Jo, guten Morgen Sandro.", begrüße ich meinen Bruder und seinen Freund, die etwas verloren vor der Haustür stehen. „Ihr kommt genau richtig, Frühstück ist gerade fertig und Patrick freut sich über jeden, den er mästen kann." Den letzten Teil des Satzes betone ich extra laut, damit er es auf jeden Fall hört.

„Nun, ganz unrecht hat er nicht, du kannst ruhig etwas mehr auf den Rippen vertragen."

Ich ignoriere Jos musternden Blick und kann mir nur schwer ein Augenrollen verkneifen. „Das sagt der Richtige, an dir ist doch auch nichts dran. Ich bin nicht zu dünn, keine Sorge, ich mache nur wieder regelmäßig Sport, wenn Patrick erst wieder weg ist und ich keinen mehr für die Zwillinge habe, wird sich das ganz schnell wieder ändern, keine Sorge."

„Möchte jemand einen Kaffee?", unterbricht Patrick uns und versucht auch noch einmal, seine Spiegeleier loszuwerden.

Zumindest Sandro scheint die ganze Situation nicht auf den Magen zu schlagen, denn er greift beherzt zu, ich reiche Ivy und Noah ein Stück Brezn und muss über dir kritischen Blicke der Beiden schmunzeln. Jo und Sandro scheinen ihnen nicht geheuer zu sein und es dauert einige Zeit, bis das Eis bricht. „Patrick hat gestern erzählt, dass... Also... Quentin kommt nicht?" Jo räuspert sich und zerrupft nervös seine Semmel.

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt