Teil6

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Patrick

Natürlich musste diese Frage als erstes auftauchen. Ich weiß, wie neugierig die Leute im Dorf sind, dass sie nur zu gerne wissen würden, wer der komische Kauz in dem sterilen Würfel ist. „Ich wollte einfach raus aus München, es war mir zu eng, zu laut, zu dreckig, an das Haus hier bin ich über einen Bekannten gekommen, das war ein Glücksgriff.", antworte ich recht ausweichend.

„Ein ganz schön protziger Kasten, in dem du dich da eingenistet hat.", lässt Max recht beiläufig fallen. Ich höre die eigentliche Aussage ganz genau heraus, wie kannst du dir das nur leisten?

Ich nicke und greife nach meinem Bier, was soll ich darauf schon sagen. „Als was arbeitest du?", starte ich nun ein Ablenkungsmanöver und versuche die Aufmerksamkeit von mir wegzuleiten.

„Ich habe eine kleine Tischlerei hier im Ort, ich habe sie von meinem Vater übernommen und der hat sie schon von seinem Vater übernommen." Max erzählt und erzählt und ich gebe irgendwann auf ihm zu folgen und nicke nur noch in regelmäßigen Abständen. Jasmin scheint mich ganz genau zu beobachten, denn sie unterbricht ihren Mann mit leicht tadelndem Unterton.

„Du monologisierst Max, niemand interessiert sich für Holzsorten."

„Lass ihn doch, das ist total... Spannend.", verteidige ich Max, der nun etwas konsterniert zu seiner Frau schaut.

„Nein, spannend wäre die Antwort auf die Frage, warum Gitta ausgerechnet dir ihr Heiligtum überlassen hat. Einem völlig Fremden. Gitta hat niemals auch nur eine einzige Probe abgegeben, sie war immer da, selbst mit Fieber hat sie es sich nicht nehmen lassen die Probe abzuhalten. Und jetzt... Was hast du, was wir nicht haben?"

Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Wir kennen uns schon etwas länger, wir haben uns mal auf einem Chorevent kennengelernt." Das ist noch nicht mal gelogen, ich war ziemlich überrascht als ich Gitta im Winter in der Kirche wieder getroffen habe. Sie hat mich natürlich auch sofort wieder erkannt und mir damals schon gesagt, dass sie vielleicht einmal meine Hilfe brauchen wird. Sie ist bislang die Einzige im Dorf die ganz offiziell weiß, wer ich bin, bei allen anderen habe ich keine Ahnung wer was vermutet, angesprochen hat mich bislang noch niemand.

„Es bleibt trotzdem mysteriös, du musst ein musikalisches Genie sein oder du hast sie bestochen. Kannst du überhaupt selber singen?"

„Zumindest Klavierspielen kann er.", mischt sich nun Ellie ein, die bislang stumm unsere Diskussion verfolgt hat.

„Ach, dann spiel uns doch mal was vor, im Wohnzimmer steht ein Klavier."

Natürlich, das Klavier ist mir vorhin schon ins Auge gestochen und ich habe kurz überlegt, ob ich Jasmin bitten soll, dass Ellie und ich zukünftig hier proben. Ihre Küche mag zwar einen gewissen Charme besitzen, allerdings ist das Platzangebot wirklich sehr begrenzt und ich befürchte, dass wir uns über kurz oder lang doch auf die Nerven gehen werden. „Okay, unter einer Bedingung.", erwidere ich zögernd.

„Die da wäre?"

„Ellie und ich brauchen einen Platz zum proben, einen Platz mit Klavier."

Ellies Kopf schießt herum und zweifelnd sieht sie mich an. „Hey, könntest du so etwas mit mir absprechen?"

„Sorry, mein Fehler.", ich grinse sie an. „Hättest du Lust die ein oder andere Probe hier abzuhalten, damit wir mit Klavier übern können?"

Leise lachend schließt Ellie die Augen. „Spinner.", murmelt sie und ich wende mich an Jasmin und Max.

„Damit würdet ihr uns einen großen Gefallen tun."

Jasmin zuckt mit den Schultern. „Klar, von mir aus. Nur Donnerstags hat Fine Klavierunterricht, da wird's nix."

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt