Music my saviour

Teil 40

Ich wollte euch dann doch nicht mit dem Cliffhanger alleine lassen. Heute war ein ruhiger Tag und dank zweistündiger Schlafwache in der man vieeeeeel Zeit zum Nachdenken hat, gibt es dann heute doch noch ein Kapitel. Viel Spaß damit!

************************************

Ellie

Mit routinierten Bewegungen lasse ich das Bügeleisen über die Wäsche gleiten, im Hintergrund dudelt das Radio irgendeine nervige Musik. Ich will es gerade ausschalten, als mir auf einmal eine sehr bekannte Stimme entgegenschallt.

„Und heute bei Antenne Bayern im Nachmittagsprogramm begrüßen wir Michael Patrick Kelly. Schön, dass du den Weg zu uns gefunden hast."

„Ich sage danke, dass ich wieder hier sein darf."

Sein Lachen klingt durch den Lautsprecher und ich kann nicht anders, als fasziniert zu lauschen.

„Du warst ja lange von der Bildfläche verschwunden, wohin hat es dich verschlagen? Was hast du Zeit über getrieben?"

„"Keine Sorge, ich bin Bayern treu geblieben, aber ich wohne jetzt in der Pampa, da wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen. Sagt man das so?"

Wieder sein Lachen und unbewusst stimme ich mit ein, er und die deutschen Sprichwörter stehen auf Kriegsfuß.

"Ich habe mir eine Auszeit vom Showbizz genommen, nachdem ich über zwei Jahre auf Tour war tat das richtig gut. Ich habe an neuen Songs gearbeitet, macht euch auf etwas Großes gefasst."

„Nun, das sind ja Mal gute Neuigkeiten für deine Fans, die schon sehnsüchtig auf neue Musik warten. Aber  wie ich gehört habe zieht es dich ab und an dann doch wieder in die Großstadt, gestern Abend wurdest du in München gesichtet, in Begleitung einer jungen Dame. Ich weiß, du sprichst nicht über dein Privatleben, aber hier unter uns kannst du ja sagen, wie es momentan bei dir aussieht."

„Sorry, ich halte mich da bedeckt, privat bleibt privat."

Sein Lachen ist dieses Mal deutlich angespannter, Unsicherheit liegt in seiner Stimme.

„Ach schade, aber vielleicht kann ich ja gleich während des nächsten Songs etwas aus dir herauskitzeln. Magst du ansagen, was du ausgesucht hast?"

„Wir hören jetzt von Mr Jon Bon Jovi In these arms. Viel Spaß damit."

Erst als ein seltsamer Geruch in meine Nase dringt schrecke ich hoch, das Bügeleisen hat auf Pippas Shirt einen dunkelbraunen Fleck und einige Brandlöcher hinterlassen, ausgerechnet auf ihrem liebsten Nirvana Shirt.

„Scheiße!", erschrocken stelle ich das Bügeleisen weg und wedele das Shirt durch die Luft, was am Resultat leider nichts ändert. Vielleicht merkt sie es gar nicht, wenn es nicht wieder im Schrank landet. Immer wieder hallt der Satz mit der jungen Dame in meinem Kopf, was hat das zu bedeuten?

Ich habe in den letzten Tagen sehr wohl seine Anspannung gemerkt, er war viel bei sich zu Hause, weil die Zwillinge aktuell zahnen und gefühlt den ganzen Tag durchquengeln. Er muss sich konzentrieren, arbeitet an Setlisten, neuen Songs, das funktioniert einfach in einem Haushalt mit drei Kindern plus Freund der Teenietochter nicht. Was in Filmen und Serien so einfach klappt, sich reibungslos in ein bestehendes Familiengefüge einzureihen, ist fernab jeder Realität. Ich habe versucht ihm zu signalisieren, dass er das nicht muss, dass er ein Recht auf sein eigenes Leben hat, aber anscheinend ist es vollkommen falsch bei ihm angekommen. Wir sind nicht einfach, ich bin nicht einfach und meine drei Kinder im Hintergrund sorgen nicht dafür, dass wir die Zeit als Paar haben, die ich gerne hätte. Ich wäre gestern gerne einfach mit nach München gefahren, hätte gerne alles stehen und liegen gelassen, aber die Zwillinge kann ich nicht einfach in die Ecke stellen. Ich weiß, dass ich loslassen muss, aber sie sind noch so klein und sie werden definitiv meine letzten Kinder sein, ich will jeden Moment genießen. Jemand, der keine Kinder hat kann nur schwer verstehen,was es bedeutet und auch wenn er sich Mühe gibt, immer sicherer im Umgang mit den Zwillingen wird, so weiß ich doch, dass er sich nicht in der Rolle als Familienvater sieht. Und das ist er einfach nicht, er ist mein Freund, mein Partner, aber nicht der Vater meiner Kinder.