Micha
Mit einem Schmunzeln beobachte ich, wie Ellie sich mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl zurücklehnt und sich über den Bauch streicht. „Das war gut! Vielen Dank! Wie hast du das nur alles hinbekommen?"
„Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich etwas Hilfe.", gebe ich zu. Alleine hätte ich dieses üppige Frühstück niemals hinbekommen, Josefa hat gestern einen Großeinkauf getätigt und mir heute Morgen dabei geholfen alles herzurichten. „Möchtest du noch was?" Ich deute auf den Tisch, der sich immer noch unter all den Köstlichkeiten zu biegen scheint.
„Ich würde gerne noch, aber noch einen Bissen und ich Platze." Ellie grinst mich an. „Du darfst deinem Helferlein ausrichten, dass die Auswahl an Aufstrichen genial war, ich glaube ich habe noch nie so leckere Dinge gegessen."
Ich grinse zufrieden, ich hatte die Befürchtung nicht ihren Geschmack zu treffen, aber anscheinend hat Josefa ein gutes Händchen bei der Auswahl bewiesen. „Du darfst die Reste gerne mitnehmen, ich habe so viel, das schaffe ich nicht alleine.", biete ich ihr an.
Energisch schüttelt Ellie den Kopf. „Das kann ich nicht annehmen.", wehrt sie ab.
„Dann kommst du einfach jeden Morgen zum Frühstück, bis alles aufgebraucht ist.", lache ich. Der Gedanke morgens nicht mehr alleine irgendetwas im Stehen hinunterzuschlingen, sondern so gemütlich wie jetzt zu sitzen und sich zu unterhalten gefällt mir. Noah und Ivy liegen auf der Krabbeldecke, die Josefa gestern ebenfalls besorgt hat, und geben ab und an Quietschlaute von sich.
„Die Beiden haben ihre Stimme entdeckt, es ist ganz zauberhaft.", lacht Ellie. „Heute Nacht um halb drei meinte Ivy sämtliche Tonhöhen ausprobieren zu müssen."
„Dafür sieht sie jetzt aber ziemlich fit aus, im Gegensatz zu dir." Ich mustere Ellie, die sich immer wieder über die Augen wischt.
„Nun ja, sie ist danach ja auch wieder eingeschlafen, nachdem sie mich und ihren Bruder erfolgreich geweckt hat. Und Noah meinte dann, dass die Nacht zu Ende sei. Wir haben dann zusammen Youtube Videos geschaut und gewartet bis es Zeit ist aufzustehen. Deswegen denke ich, dass wir von Noah heute nicht viel mitbekommen werden."
„Kann man ihnen nicht irgendwie einen richtigen Schlafrhythmus beibringen?", frage ich irritiert. Nur dunkel erinnere ich mich an die Kinder meiner Geschwister und die Babyzeit. Vor allem Patricias übermüdetes Gesicht kommt mir immer wieder vor Augen.
„Das kommt irgendwann von ganz allein, aber noch stille ich die zwei ja nachts noch zwei bis drei Mal." Ellie wirft einen unauffälligen Blick Richtung Uhr. „Ich glaube wir sollten langsam aufbrechen. Ich würde die Zwei noch schnell wickeln, dürfte ich dein Bad benutzen?"
„Ähm... Du müsstest durch mein Schlafzimmer durch, es ist nicht aufgeräumt.", murmele ich. Damit hatte ich nun nicht gerechnet.
„Ich guck nicht hin, versprochen.", lacht sie und greift nach ihrem Rucksack.
Knappe anderthalb Stunden später parkt Ellie mein Auto vor einem großen Hochhauskomplex. Mein Auto fällt hier definitiv auf und wenn ich ehrlich bin, habe ich kein gutes Gefühl es hier unbeaufsichtigt stehen zu lassen. Stumm sehe ich mich um, schön ist es hier wahrlich nicht, überall fliegt Müll herum und ich sehe mehrere kaputte Einkaufswagen. Als eine Horde Jugendlicher gröhlend an uns vorbeiläuft halte unwillkürlich den Autositz mit Noah drin fester und schiebe mich schützend vor Ellie. Hier kann sie doch nicht wirklich wohnen wollen. Unsicher sehe ich Ellie an, deren Augen trotzig funkeln, sie reckt den Kopf und stapft wortlos los. Der graue Gebäudekomplex auf den sie zusteuert sieht genauso anonym aus, wie die anderen, auch wenn er nicht all zu hoch zu sein scheint. Suchend wandern ihre Augen über das Klingelschild, bis sie gefunden hat, was sie sucht. Summend öffnet sich die Haustür und wir betreten den düsteren, leicht muffig riechenden Hausflur. Auch hier türmt sich in den Ecken der Müll und ich habe das Gefühl dass meine Füße am Boden kleben bleiben, wenn ich zu lange stehen bleibe. Leicht schnaufend erreichen wir den fünften Stock, diese Babyschale ist schwerer als gedacht, wie schafft Ellie es nur normalerweise zwei davon zu tragen?
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Music my saviour
FanficPerfektionist trifft Chaotin, aber was tut man nicht alles um an Hilfe zu kommen. Ein Bestatter im tiefsten Niederbayern, der eigentlich keiner ist und eine junge Frau, die sich nur zu gerne um den Finger wickeln lässt. Ganz nebenbei soll sich ein C...