„Moin Paddy, du hast es ja wirklich geschafft!" Mit einem breiten Grinsen kommt Johannes auf mich zu. Hier im Backstagebereich herrscht schon das geschäftige Treiben, das ich gleichermaßen liebe und hasse. Es vermittelt mir ein Gefühl von Heimat, etwas das ich von kleinauf kenne. Gleichzeitig macht diese Hektik mich nervös, so viele Menschen, die alle um mich herum wuseln.
„Natürlich, habe ich doch versprochen." Grinsend lasse ich mich auf das kleine Sofa fallen und angele nach einer Flasche Wasser. „Also, was machen wir heute Abend?"
„Worauf hast du Lust? Der Gast bestimmt."
Ich überlege, Johannes und ich haben schon so einiges miteinander gesungen, wir können also aus einem reichlichen Repertoire schöpfen. „Auf jeden Fall Heimat und vielleicht... Hast du Lust mal was Neues auszuprobieren? Ich könnte doch bei einem anderen deiner Songs spontan mit dazu kommen, damit rechnet keiner."
„Die Idee gefällt mir, hast du schon einen Song ins Auge gefasst?"
„An guten Tagen!", kommt es von mir wie aus der Pistole geschossen. Der Song passt perfekt, ich sprühe heute nur so vor Energie, ich freue mich unbändig wieder einmal auf die Bühne zu kommen und habe mir vorgenommen, jede Minute zu genießen.
„Herr Kelly, Herr Kelly, was ist mit dir passiert? Du bist heute so motiviert und du strahlst. Hast du sogar etwas Farbe bekommen? Warst du etwa in der Sonne?" Mit kritischem Blick dreht Johannes mein Gesicht hin und her. „Tatsächlich, du musst deine Höhle verlassen haben. Wie heißt sie?"
Ich runzele die Stirn. „Wie heißt wer?"
Johannes lacht laut auf. „Wie die Frau heißt, die dich dazu bringt an die frische Luft zu gehen."
„Was du wieder denkst.", nuschele ich. „Ich war gestern zum Grillen eingeladen, vielleicht bin wirklich etwas braun geworden."
„Zum Grillen? Du? Bei anderen Menschen?" Ungläubig schüttelt Johannes den Kopf. „Dieses Kuhkaff macht erstaunliches mit dir, ich glaube ich muss dich dringend mal besuchen kommen."
„Tu das, dann wirst du merken, dass es kein Kuhkaff ist.", verteidige ich meinen neuen Wohnort.
„Deal! Ich komm im Sommer mit meiner Gitarre vorbei und dann machen wir bei dir im Garten ein Lagerfeuer mit Stockbrot und Musik."
„Ähm... Lagerfeuer? Ich weiß nicht ob das in meinem Garten..." Doch Johannes hört mir schon nicht mehr richtig zu, er läuft mit ausladenden Schritten Richtung Bühne. Wir werden beide verkabelt und nehmen auf den Barhockern auf der Mitte der Bühne platz. Ich schließe kurz die Augen und genieße das Gefühl wieder hier oben zu stehen. Seit einem dreiviertel Jahr habe ich keine Bühne mehr betreten, es gab keine Interviews, keine Gastauftrittem nichts und das wird auch noch ein paar Monate so bleiben, erst für den Herbst sind vereinzelte Konzerte geplant.
„Man merkt dir gar nicht an, dass du schon länger nicht mehr gesungen hast, ganz der Alte." Anerkennend klopft Johannes mir auf die Schulter. „Was macht eigentlich dein Chor? Herrscht da Zucht und Ordnung?"
Meine Augen schweifen über das reichhaltige Buffet vom Catering, die Kunst ist es immer vor Auftritten so viel zu essen, dass man ausreichend Energie hat, aber nicht so viel, dass man lieber nur auf der Couch liegen möchte. „Wir haben ja Mittwoch erst die zweite Probe, viel kann ich da noch nicht zu sagen. Montag treffe ich mich nochmal mit Ellie."
Nun horcht Johannes auf. „Ellie? Wer ist Ellie? Den Namen höre ich zum ersten Mal."
„Natürlich hörst du ihn zum ersten Mal, wir kennen uns ja auch erst seit Mittwoch.", lache ich und schiebe mir eine Gabel Thai Curry in den Mund.
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Music my saviour
FanfictionPerfektionist trifft Chaotin, aber was tut man nicht alles um an Hilfe zu kommen. Ein Bestatter im tiefsten Niederbayern, der eigentlich keiner ist und eine junge Frau, die sich nur zu gerne um den Finger wickeln lässt. Ganz nebenbei soll sich ein C...