Ellie
Das monotone Brummen drängt sich unerbittlich in mein Unterbewusstsein und lässt mich mühsam die Augen öffnen. Meine Hand tastet die andere Bettseite ab und ich stelle niedergeschlagen fest, dass ich alleine bin, Patrick schient bereits aufgestanden zu sein. Als ich Pippas Namen auf dem Display sehe bin ich schlagartig hellwach.
„Mom, mom, kannst du uns abholen. Ich will nach Hause, bitte!", dringt es schluchzend an mein Ohr.
„Pippa, ganz ruhig, was ist los?" Ich klemme mir das Handy zwischen Schulter und Ohr, springe aus dem Bett und suche im Schrank nach Klamotten.
„Ich möchte nach Hause, ich will hier nicht bleiben. Die Schwester war da und war total doof zu mir, ich will einfach nur in mein Bett. Bitte, kannst du uns abholen?"
Mein Blick huscht zum Wecker, es ist noch nicht einmal acht Uhr, wir können beide noch nicht viel geschlafen haben. „Pass auf, ich ziehe mich an und mache mich auf den Weg und dann sehen wir weiter. Ich bin in einer halben Stunde da." Hektisch zwänge ich mich in meine Jeans und werfe einen Pullover über, in der Hoffnung, dass er einigermaßen sauber ist. Im Bad mache ich eine kurze Katzenwäsche, putze mir die Zähe und werfe dann einen mitleidigen Blick auf mein Spiegelbild. Meine Haare stehen wirr vom Kopf ab, unter meinen Augen liegen dunkle Ringe und meine ganze Haut sieht irgendwie fahl und faltig aus, heute gewinne ich mit meinem Aussehen keinen Blumentopf. Genervt schüttele ich den Kopf, ich will nicht zu einem Schönheitswettbewerb, ich will zu meiner Tochter, dafür reicht das hier allemal. Als ich die Treppe hinuntergehe empfängt mit der Duft nach frischem Kaffee und Brötchen, kurz zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen, gestern habe ich kaum Zeit zum Essen gehabt und auch jetzt wird das Frühstück ausfallen müssen.
„Guten Morgen, du bist ja schon wach." Patrick zieht mich in eine zärtliche Umarmung.
„Mmh, Pippa hat angerufen.", murmele ich müde und linse sehnsuchtsvoll zum gedeckten Frühstückstisch.
„Ist was passiert? Ist was mit dem Baby? Geht es ihr nicht gut?" Patrick klingt so ernsthaft bestürzt, dass ich nun doch schmunzeln muss.
„Ich denke es ist nichts, sie klang zwar recht aufgelöst, aber es scheint ihr gut zu gehen. Ich fahre dann mal ins Krankenhaus." Seufzend löse ich mich von ihm und will Richtung Haustür gehen, als er mich an der Hand zurückhält.
„Nein, das tust du nicht." Überrascht sehe ich ihn an, öffne den Mund, um etwas zu erwidern. „Zumindest nicht, bevor ich dir einen Kaffee und ein Brötchen für die Fahrt gemacht habe." Dankbar grinse ich ihn an und nicke. „Oder soll ich dich fahren? Dann könntest du zumindest in Ruhe etwas essen."
So verlockend das Angebot klingt, ich muss es leider ausschlagen. „Wenn ich Pippa wirklich mit nach Hause nehmen will, dann haben wir nicht ausreichend Platz im Auto, du würdest mir sehr helfen, wenn du bei Ivy und Noah bleibst."
„Oh", mit gerunzelter Stirn sieht er mich an. „Daran habe ich gar nicht gedacht. Dann nimm dir zumindest etwas zu Essen mit."
Im Krankenhaus erwartet mich eine völlig aufgelöste Pippa, sie sieht ziemlich verheult aus und presst Madita fest an sich. „Mom, endlich!" Wieder beginnen Tränen zu fließen, so dass ich sie erst einmal in den Arm nehme, bevor ich frage, was passiert ist. „Die Schwester ist heute Morgen hier reingerauscht und hat mich angeschnauzt, dass ich Madita nicht richtig anlege, sie hat einfach meine Brust genommen und sie Madita in den Mund gesteckt, das hat so wehgetan. Sie hat gesagt, ich soll mich nicht so anstellen, stillen tut halt weh und dass ich da durch muss, sonst wäre ich keine gute Mutter. Mom, was, wenn ich eine schlechte Mutter bin?"
In mir kocht Wut hoch, was denkt sich diese Frau eigentlich? Pippa ist seit ein paar Stunden Mutter, sie hat eine schwere Geburt hinter sich, zwei Nächte kaum geschlafen, da braucht sie keine Vorwürfe oder Vorträge darüber, was eine gute Mutter ausmacht. Vorsichtig streiche ich ihr über den Rücken und langsam beruhigt sie sich wieder. „Hat Madita denn schon was getrunken?", frage ich behutsam.
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Music my saviour
FanfictionPerfektionist trifft Chaotin, aber was tut man nicht alles um an Hilfe zu kommen. Ein Bestatter im tiefsten Niederbayern, der eigentlich keiner ist und eine junge Frau, die sich nur zu gerne um den Finger wickeln lässt. Ganz nebenbei soll sich ein C...