Teil 34

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Ellie

Schweißgebadet schrecke ich aus einem Albtraum hoch, es dauert einige Sekunden, bis ich mich orientiert habe und weiß, wo ich bin. Draußen ist es stockdunkel, immer noch leicht desorientiert taste ich nach meinem Handy. Mit zusammengekniffenen Augen starre ich auf das Display, das viel zu hell ist und mir anzeigt, dass es grade erst einmal halb vier ist. Trotzdem fühle ich mich hellwach. Nur langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und ich taste nach Ivy und Noah, es ist ziemlich ungewöhnlich, dass sie sich noch nicht gemeldet haben. Panisch mache ich das Licht an und sehe mich um, sie sind nicht da, meine Kinder sind nicht da. Ich springe aus dem Bett, reiße die Tür auf und haste in die Küche, auch hier keine Spur von Noah und Ivy. „Pippa? Bist du da?", rufe ich mit zitternder Stimme und versuche möglichst ruhig zu bleiben. Im Dunkeln trete ich auf etwas weiches, dann höre ich ein erschrockenes Jaulen. „Bowie?" Ich knipse das Licht an und sehe verwirrt auf Bowie, der anscheinend genauso durcheinander ist wie ich. „Pippa? Bist du da?", rufe ich erneut und muss mich am Tisch festhalten, weil meine Beine so zittern. In meinem Kopf spielt sich ein ganz übler Film ab, man liest so viel, über verschwundene Kinder, über Entführungen.

„Ellie? Was ist los?" Patrick kommt verschlafen aus Pippas Zimmer und einen Moment glotze ich ihn stumm an, wie er vor mir steht, in Boxershorts, Shirt und verstrubbelten Haaren.

„Was... Was machst du hier? Wo ist Pippa? Wo sind Ivy und Noah?", stottere ich.

„Pippa schläft bei Louis und Ivy und Noah habe ich mit in Pippas Zimmer genommen, damit du in Ruhe schlafen kannst, du warst vorhin ziemlich durcheinander." Mit zwei schnellen Schritten ist er bei mir und zieht mich in seine Arme. Mit einem erschöpften Schluchzer lasse ich mich gegen seinen warmen Körper sinken und langsam sickern seine Worte in mein Unterbewusstsein. „Was ist denn los? Alles ist gut, warum bist du so aufgeregt?", fragt er ruhig und streichelt mir immer wieder über den Rücken, so dass ich mich wirklich nach und nach beruhige.

„Ich bin wach geworden und die zwei waren weg, ich hatte einfach Angst, dass was passiert ist. Ich wusste nicht, dass du geblieben bist."

Wortlos zieht er mich mit in Pippas Zimmer und deutet auf die Wiegen, in denen meine Babys friedlich und ruhig schlummern, dann drückt er mich sanft auf die Matratze, krabbelt neben mich und zieht mich wieder in seine Arme. „Ich lass dich doch nach so einem Tag nicht alleine! Nicht, wenn es dir so schlecht geht. Du bist jetzt keine Einzelkämpferin mehr, du musst sowas nicht alleine durchstehen, ich bin da."

Seine Worte sind wie eine warme Decke, die mich einhüllen und ich komme nicht umhin festzustellen, wie gut sich diese Worte anhören und doch blitzt kurz mein Stolz wieder auf. „Ich kann das alleine, ich habe das bis jetzt immer..." Er lässt mich nicht ausreden, sondern legt seine Lippen einfach auf meine.

„Schluss damit.", murmelt er. „Ich weiß, dass du das kannst, dass du bis jetzt immer alles alleine geschafft hast, aber du musst es nicht mehr. Weißt du, es viel einfacher, wenn man seine Sorgen mit jemandem teilen kann, wenn da jemand ist, der einfach nur zuhört oder eine Schulter zum Anlehnen anbietet. Ich weiß, dass du eine starke Frau bist, aber es ist keine Schwäche sich helfen zu lassen. Du hast mich in dein Leben gelassen, nun schmeiß mich nicht direkt wieder raus."

In meinem Kopf schwirren so viele Gedanken, ich möchte ihm so viel sagen, ihm erklären, was ich fühle, wie ich ticke, dass es mir schwerfällt Verantwortung abzugeben, aber ich kann es nicht. „Die Zwei werden bestimmt gleich wach werden und Hunger haben.", ist das Einzige, was über meine Lippen kommt. Leise lacht Patrick und ich werde an seiner Brust etwas hin und her geschüttelt. „Was ist daran so lustig?", murmele ich verschlafen. „Gleich kommt das große Geschrei, dabei würde ich nichts lieber als weiterschlafen."

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt