Teil 46

303 24 19
                                    

Patrick

„Muuuuuuuuuuum!", Pippas durchdringende Stimme lässt mich zusammenzucken und im Liegestuhl ein wenig tiefer sinken. Stöhnend schiebe ich die Sonnenbrille über die Augen, um mich vor der stechenden Sonne zu schützen. „Muuuuuuuuuuuuuuuum, wo ist mein schwarzer Pulli?" Missmutig massiere ich meine Schläfen, an manchen Tagen ist das hier ein Tollhaus und heute ist es besonders schlimm. In weniger als 24 Stunden geht es für Pippa und Louis in Richtung Nordsee und anscheinend fehlen essentielle Dinge für den Koffer.

„Der Pulli war bis eben in der Wäsche, ich kann leider auch nicht hexen, du hättest dich ja selbst drum kümmern können.", brüllt Ellie zurück und ich trauere meinen Ohropax nach, die oben im Badezimmer in meiner Kulturtasche liegen. Die letzten Tage war ich permanent unterwegs, bin von Termin zu Termin gehetzt und hatte gedacht, hier in der Sonne mein Schlafdefizit auszugleichen, der Besuch in der Frühsendung vom Radio hat mir dann heute Morgen wirklich den Rest gegeben. Aus dem Haus klingt es, als wenn ein mittelgroßer Tyrannosaurus Rex die Treppe heruntergepoltert kommt, kurz darauf ertönt Pippa weinerliche Stimme.

„Aber ich brauch den Pulli, ohne ihn kann ich nicht losfahren. Wird der noch trocken bis morgen früh?"

Als Ellie mit voller Wucht einen Wäschekorb direkt neben mir auf den Boden fallen lässt springe ich wütend auf. „Himmelherrgott nochmal, kann man in diesem Haus eigentlich nie seine Ruhe haben?", poltere ich los, doch als ich in Ellies erschrockenes tut es mir fast schon wieder leid.

„Muuum, was ist nun mit meinem Pulli?" Pippas jauliger Unterton lässt auch mich zusammenzucken, bei Ellie bringt er anscheinend das Fass zum Überlaufen. Mit einem ärgerlichen Knurren schleudert sie Pippa den nassen Pullover entgegen und verschwindet dann ins Innere des Hauses. „Der ist ja noch klitschnass.", brummt Pippa und sieht mich fragend an.

„Gib schon her.", knurre ich und stopfe das Kleidungsstück zurück in den Wäschekorb. „Hast du noch mehr nasse Sachen?"

Mit Tränen in den Augen zuckt sie mit den Schultern. „Weiß nicht."

„Meine Güte Pippa, reiß dich zusammen, es sind nur Klamotten, du hast einen riesigen Kleiderschrank voll mit Sachen zum Anziehen, dein Glück wird doch nicht an diesem blöden Pulli hängen." Ich klinge mittlerweile genauso ärgerlich, wie ich mich fühle, Pubertät hin oder her, aber diese selbstgemachten Dramen gehen mir mittlerweile auf die Nerven. Laut Ellie ist sie schon seit Tagen ein Vulkan, der jederzeit auszubrechen droht.

„Du verstehst das nicht.", brüllt sie und es fehlt nur noch, dass sie wütend mit dem Fuß aufstampft.

„Da hast du Recht, ich verstehe das wirklich nicht! Deine Mutter reißt sich hier ein Bein aus, damit du morgen in den Urlaub fahren kannst und du machst hier Theater wegen einem blöden Pulli?" Eigentlich hatte ich mir ja geschworen, mich nicht in die Auseinandersetzungen zwischen Ellie und Pippa einzumischen, aber grade platzt mir der Kragen. Mit einem weitern lauten Aufheulen dreht Pippa sich um und rennt die Treppe hoch, das Letzte, was ich höre ist das Zuschlagen ihrer Zimmertür.

Ellie tritt aus der Terrassentür und legt ihre Arme um meine Hüfte. „Es tut mir leid, dass es hier so laut ist, ich weiß, dass du schlafen wolltest. Vielleicht legst du dich zu Hause hin und kommst zum Abendessen wieder her? Bis dahin hat Pippa sich vielleicht auch wieder beruhigt."

Ich drehe mich zu ihr um und lehne meine Stirn an ihre. „Sorry, wenn ich vorhin so sauer war, es ist dein Zuhause und wenn es mir hier zu laut ist, dann ist das nicht dein Problem. Aber vielleicht sollte ich mich wirklich etwas bei mir hinlegen, soll ich die Wäsche bei mir in den Trockner werfen?"

Ellie seufzt leise. „Damit bekommt sie wieder ihren Willen, aber ich bin ehrlich, ich bin das Kämpfen leid, keine Ahnung, was im Moment los ist. Wenn du die Klamotten trocken bekommst, wärst du wahrscheinlich ihr Held.", murmelt Ellie und seufzt leise.

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt