Music my saviour

Teil 11

Ellie

„Und was hat Micha darauf gesagt?" Mit großen Augen sieht Jasmin mich an und nippt an ihrem Kaffee.

Ich zucke seufzend mit den Schultern. „Der hat glaube ich zum Glück gar nicht so richtig verstanden, was Pippa da von sich gibt. Mir war das so peinlich, wie sie sich da aufgeführt hat. Und als ich sie in ihr Zimmer geschickt habe war das Geheule natürlich wieder groß. Ich die grausame Mutter, die sie immer nur schimpft, du kennst die Leier ja zur Genüge." Mit einem frustrierten Laut lasse ich mich in das Polster des Gartenstuhls sinken. „Mir ist gestern Abend dann echt der Kragen geplatzt und ich bin wirklich laut geworden, als Micha weg war und weißt du, was Pippa gemacht hat? Sie hat mich ganz ruhig angelächelt und gesagt, dass sie verstehen kann, dass ich frustriert bin, schließlich schaffe ich es nicht einen Mann zu halten."

„Halleluja, sie ist ein ganz schön freches Früchtchen, wie hast du reagiert?"

„Nun, das war keine Glanzleistung, ich habe ihr gesagt, dass sie den Rest der Woche Hausarrest hat, um mal darüber nachzudenken, was sie da von sich gegeben hat. Eigentlich wollte ich nie so eine Mutter sein, ich wollte nie so werden wie meine eigene Mutter, ich wollte alles besser machen. Ich habe immer gedacht, dass ich mit meiner Tochter ein gutes Verhältnis habe, eher wie Freundinnen und nun... Sperre ich sie in ihr Zimmer ein, weil mir nichts Besseres einfällt. Ziemlich erbärmlich, oder?"

„Hör auf so einen Mist zu reden, Ellie!", strengt sieht Jasmin mich an. „Ihr befindet euch in einer Ausnahmesituation, du bist alleinerziehende Mutter von drei Kindern, zwei davon lassen dich keine Nacht durchschlafen und das dritte Kind trampelt permanent auf deinen Nerven und Gefühlen herum. Dass du nicht schon viel früher ausgeflippt bist ist echt erstaunlich. Und die beste Freundin vom Kind sein, das klingt echt schöner, als es wirklich ist. Aber wenn es zwischen euch so eskaliert ist, dann hast du mit Pippa bestimmt noch nicht wegen Louis gesprochen oder?"

Ich schüttele dem Kopf. „Ich befürchte, ein Mutter Tochter Aufklärungsgespräch ist grade nicht das, was bei Pippa unter den Top 100 auftaucht, dabei denke ich, dass es dringend angebracht ist."

„Aber du hast doch schon mal so grundsätzlich mit ihr darüber gesprochen, oder? Ich meine Pippa ist 14..."

„Natürlich habe ich das, aber jetzt wo es anscheinend ernst wird, würde ich mir schon wünschen, dass unser Verhältnis etwas besser wäre. Und Louis?" Der Gedanke, dass meine kleine Pippa irgendwann mit Louis im Bett landen könnte, macht mir schon etwas Bauchgrummeln.

„Klar weiß Louis Bescheid, er hatte auch schon eine Freundin, wo mehr lief. Er weiß, wo im Bad die Kondome liegen und dass wir nicht nachzählen, er nimmt sich, was er braucht."

Ich schlucke, Louis scheint so viel mehr Erfahrung zu haben, als meine Pippa, was wenn er mehr möchte als sie? „Du gehst da so taff mit um, als wäre es vollkommen normal. Ich meine, Louis ist 15 und Pippa 14... Sollten die Zwei nicht ganz andere Dinge im Kopf haben?"

Nun lacht Jasmin laut auf. „Darf ich dich daran erinnern, dass du diejenige warst, die ihre Unschuld damals hinter der Turnhalle verloren hat? Und du warst kaum älter als Pippa."

Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. „Ja und ich habe es bereut, das war einfach nichts und mit Toni und mir war danach recht schnell Schluss und ich habe mir die Augen ausgeweint. Das will ich Pippa einfach ersparen."

„Jetzt klingst du wie unsere Mütter damals. Hebt euch auf für den Richtigen, lasst euch nicht wehtun, in dem Alter kann es niemals die wahre Liebe sein. Und? Haben wir uns dran gehalten? Nein! Hast du nach der Erfahrung mit Toni auch nur ein Wort darüber an deine Mutter verloren? Nein, weil du wusstest, was du zu hören bekommst. Ich habe Louis gebeten aufzupassen, sich selbst und den Mädels nicht wehzutun und ich habe ihn gebeten zu mir zu kommen, wenn ihn etwas bedrückt und ich hoffe, dass er es macht. Verbote oder Strafen bringen da gar nichts. Oh und falls es dich interessiert, Toni lebt mittlerweile in München, gemeinsam mit einem Mann."