Teil 78

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Ellie

„Und er hatte wirklich keinen Ring?" Ungläubig sieht Jasmin mich an. „Und er ist nicht auf die Knie? Noch nicht einmal Blumen?"

Lachend schüttele ich den Kopf und rühre in meiner Kaffeetasse. „Du weißt, dass ich auf dieses ganze Geraffel nicht stehe, das wäre nur peinlich gewesen, für ihn und für mich. Es ist perfekt gewesen."

„Was ist das eigentlich für ein komisches Wort? Das sagst du in letzter Zeit dauernd."

Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung, irgendwo aufgeschnappt." Ich ziehe Ivy zu mir auf den Schoß und drücke ihr einen Keks in die Hand, den sie in ihrer unheimlich süßen Babysprache ausgiebig kommentiert.

Jasmin wirft einen bedeutungsschwangeren Blick auf Ivy. „Habt ihr über seinen plötzlichen Kinderwunsch sprechen können? Was sagt er? Gab es eine Erklärung?"

Ich seufze und wische gedankenverloren ein paar Krümel zur Seite. „Ich glaube, das war nur ein Symptom seiner aktuellen mentalen Verfassung. Er..." Ich stocke, mag auch nicht zu viel erzählen, ich weiß, dass ich Jasmin zu 100% vertrauen kann, dennoch sind es Dinge, die Patrick nur mir anvertraut hat. Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. „Ich denke er hat meine Gründe verstanden und er sieht ja aktuell bei Pippa auch, dass nicht immer eitel Sonnenschein ist." Genaugenommen ist bei uns momentan das, was ich als persönliche Vorhölle bezeichnen würde. Madita hat sich in den letzten Tagen vom Vorzeigesonnenschein zu einen Schreibaby entwickelt, länger als 20 Minuten schläft sie nicht, egal ob es Tag oder Nacht ist und mittlerweile gehen wir alle etwas auf dem Zahnfleisch.

„Und der Antrag und die Adoptionsabsichten sind nicht seiner mentalen Lage geschuldet? Sorry Ellie, das klingt alles etwas... Halbgar. Erst will er ein Kind, das bekommt er nicht, dann will er heiraten, was wenn er sich das übermorgen wieder anders überlegt, weil sich seine mentale Lage geändert hat? Und dann stehst du da und bist diejenige mit der mentalen Lage. Irgendwie kommt mir das alles viel zu schnell."

Ich seufze, lasse Ivy zurück auf den Boden und nippe an meinem Kaffee, es ist schwer zu verstehen, was zwischen uns geschehen ist, wenn man es nicht selbst erlebt hat. „Ich vertrau ihm da vollkommen, seine Worte waren absolut ehrlich, du musst dir keine Sorgen machen, dass ich da einem Heiratsschwindler aufsitze, ich meine, wir sprechen immer noch von Patrick.", verteidige ich ihn.

„Ich weiß und eigentlich möchte ich dir einfach nur leise quietschend um den Hals fallen, aber ich dachte, so eine mahnende Stimme aus dem Off kann nicht schaden." Sie lacht leise, dann sieht sie mich eindringlich an. „Nun, da die Stimme der Vernunft gesprochen hat möchte alle Einzelheiten. Wann wollt ihr heiraten? Wo? Wen ladet ihr ein? Wie soll dein Kleid aussehen? Weiß der Pfarrer schon Bescheid?"

Lachend hebe ich die Hand und schüttele den Kopf. „Nix da, wir wollen es klein halten. Kein riesiges Fest, kein pompöses Kleid. Also zumindest in meinem Kopf, wir haben da aber noch nicht weiter drüber gesprochen, wir waren... Anderweitig beschäftigt."

„Also doch die Liebeshöhle. Sag es doch, dass ihr nicht aus dem Bett gekommen seid."

„Jasmin!", rufe ich empört und werfe einen Blick auf Ivy und Noah, die die Bauklotzkiste geentert haben.

„Ach, die Zwei verstehen das eh noch nichts. Aber wie kannst du nur heiraten wollen ohne das ganze Drumherum?"

Ich seufze, mir war klar, dass diese Diskussion kommen würde. „Ich habe bereits mit dem ganzen Geraffel geheiratet. Mit Sahnehäubchenkleid, Kutsche, riesigem Fest. Du erinnerst dich? Du warst meine Trauzeugin. Und wo bin ich gelandet? Die Kirche ist eh raus, ich als Geschiedene bekomme da keine zweite Chance und ich denke, dass Patrick auf zu viel Rummel und Aufmerksamkeit gerne verzichtet. Ich für meinen Teil habe keinen Bock drauf irgendwelche Paparazzo an meiner Gästetafel zu haben."

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt