Teil 10

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Ellie

Ich bin wirklich froh, dass Micha ins Krankenhaus gefahren ist, dass es nicht nur eine einfache Prellung ist, habe ich mir von Anfang an gedacht. Zum Glück wird ihm jetzt geholfen und auch, wenn es anfangs recht schmerzhaft ist, so ist es eine Sache, die in wenigen Wochen behoben sein wird.

„Was hältst du von Pizza? Als Dankeschön dafür, dass du mich gefahren hast und dass du mich eben gerettet hast.", fragt er mich auf einmal in die Stille hinein.

„Ich... Also... Ich würde gerne nach Hause zu Noah und Ivy, ich habe die Beiden noch nie so lange alleine gelassen.", winde ich mich. Das stimmt, wenn es auch nicht alles ist, ich möchte einfach nicht mit ihm essen gehen. Ich will ihm keine falschen Hoffnungen machen, ihm nicht vermitteln, dass ich zu haben bin.

„Klar, das verstehe ich. Ich könnte mit zu dir kommen und wir bestellen Pizza? Oder wenn du das nicht möchtest... Dann bestellen wir Pizza zu mir und du nimmst sie mit nach Hause und isst sie dort mit Pippa? Ich will mich nicht aufdrängen, ich wollte mich nur einfach bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass du mich heute gefahren hast, deine Kinder alleine gelassen hast."

Er klingt auf einmal so kleinlaut und fast tut es mir leid, ihn abgewiesen zu haben. „Okay, Pizza bei mir klingt doch perfekt. Wenn du mit einem grummeligen Teenager umgehen kannst. Wenn du lieber in Ruhe essen möchtest, dann habe ich da vollstes Verständnis für. Wir müssten nur schon dein Auto bei dir parken und zu Fuß gehen, ich kann die Zwillinge nachher nicht alleine lassen. Aber so weit ist es ja nicht.", gebe ich zu bedenken.

„Das wird schon, jetzt wo der Arm ruhig gestellt ist, tut er schon gar nicht mehr so weh und ein bisschen frische Luft ist wahrscheinlich auch nicht schlecht. Das Wetter ist zum Glück besser als am Wochenende."

„Wie ist das eigentlich passiert? Du hast nur gesagt, dass du gestürzt bist." Ich muss zugeben, ein wenig neugierig bin ich schon, wie man es als halbwegs junger Mann schafft, sich so einen Bruch zuzuziehen.

„Na ja, es hat geregnet und ich habe wohl eine Pfütze übersehen und bin beim Betreten der Bühne ausgerutscht und hab mich abgelegt, total dämlich, ich habe einfach nicht aufgepasst."

„Nun ja, dämlich genug, um dir einen Seniorenbruch zuzulegen.", ich grinse vor mich hin, diese Art von Brüchen kommt tatsächlich hauptsächlich bei älteren Menschen vor.

„Hast du mich grade alt genannt?" Nun lacht er auch und ich bin froh, dass er mir den Spruch nicht übel nimmt.

Beim Anblick seines Hauses verschlägt es mir dann doch die Sprache. Ich bin zwar schon oft daran vorbei gegangen, aber so aus der Nähe habe ich es noch nie gesehen. Er öffnet das Tor zur Tiefgarage und ich atme scharf aus. „Heilige Scheiße, was ist das hier? Ein Tanzsaal?"

„Nun ja, der Vorbesitzer hatte definitiv mehr Autos als ich, so wirkt es tatsächlich etwas überdimensioniert. Magst du noch kurz mit reinkommen?" Er deutet auf einen Fahrstuhl, der mich ebenfalls kopfschüttelnd zurücklässt. Dieses Haust ist einfach der helle Wahnsinn und ich habe bislang nur die Garage gesehen.

„Ziemlich praktisch, wenn man seine Wocheneinkäufe ins Haus bringen will.", stelle ich pragmatisch fest, als wir uns in den kleinen Fahrstuhl quetschen.

„Mmh, so viel habe ich ja als einzelne Person nicht, das ist schon ziemlich übertriebener Luxus.", brummt er. Als wir in dem kleinen weiß gefliesten Windfang ankommen, räuspert er sich kurz. „Also... Würde es dir was ausmachen die Schuhe auszuziehen? Oder hier zu warten. Ich will nur kurz den Papierkram und die Medikamente wegpacken und mir eine Jacke holen."

Flink streife ich meine Chucks von den Füßen, wo ich schonmal hier bin, will ich auch wissen, wie es weitergeht. „Wow!", entfährt es mir, als ich den riesigen Wohnraum betrete. „Das ist ziemlich groß... Und sauber." Auf einmal ist mir meine eigene kleine Wohnung ziemlich unangenehm. Ich weiß um das Chaos das bei mir herrscht, bei mir war es nie steril, immer ein wenig chaotisch, aber so wie es aktuell bei mir aussieht nervt es mich selbst auch etwas. Zu viel Kram für zu wenig Platz. „Die Küche ist ja der helle Wahnsinn, was man hier alles machen kann.", rufe ich in die Richtung in die Micha verschwunden ist. Ich bestaune die hochwertigen Küchengeräte, vieles von dem was hier rumsteht hätte ich gerne in meinem eigenen Zuhause, dafür müsste ich allerdings im Lotto gewinnen.

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt