Teil 73

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Ich war fleißig und habe zwei Prüfungen innerhalb einer Woche abgelegt. Zum Ausgleich habe ich mir heute einen freien Tag gegönnt und das ist dabei rausgekommen. Viel Spaß damit.



Patrick

„Sir, Sie müssen sich bitte anschnallen, wir landen gleich." Abwartend bleibt die Stewardesse neben mir stehen, bis ich mit fahrigen Fingern endlich den Gurt geschlossen habe. Unruhig rutsche ich auf meinem Sitz hin und her und kaum, dass die Räder des Flugzeugs den Boden berühren, springe ich auf. „Sir, Sie müssen noch sitzenbleiben, bis wir stehen." Aus dem Hintergrund taucht ihr Kollege auf, der mich so böse anschaut, dass ich mich mit einem lauten Seufzen wieder hinsetze.

„Ich muss gleich so schnell wie möglich aus diesem Flugzeug, können Sie mich bitte vorlassen.", bitte ich und versuche so gewinnend wie möglich zu lächeln. Leider scheint sie mich nicht zu erkennen, so dass ich heute keinen Promibonus zu erwarten habe. „Es ist sozusagen ein Notfall.", schieb ich hinterher und lege einen hollywoodreifen Augenaufschlag hin.

„Aha?", zeigt sie sich unbeeindruckt. Mit einem Ruck bleibt das Flugzeug stehen und während meine Mitreisenden noch ausgiebig den Piloten beklatschen greife ich mir meine kleine Reisetasche und zücke mein Handy.

„Max, ich bin gerade gelandet, wo stehst du?" Mit schnellen Schritten bewege ich mich durch den Flughafen, schlängele mich an wartenden Gruppen vorbei und bin froh, als ich durch die Passkontrolle durch bin. Heute Morgen hat Ellie mich angerufen und mir gesagt, dass sie mit Pippa ins Krankenhaus fährt und alles so aussieht, als wenn die Geburt losgehen würde. Ich habe den ersten Flug gebucht, der frei war und hoffe, dass ich noch einigermaßen pünktlich bin. Suchend sehe ich mich um und entdecke Max, der hektisch winkend an seinem Auto steht. „Hey, danke, dass du mich abholst." Ich umarme ihn und werfe dann meine Klamotten achtlos auf den Rücksitz.

„Klar, kein Problem, willst du direkt ins Krankenhaus?" Geschickt schlängelt Max sich in den Feierabendverkehr ein.

„Gerne, hast du schon was Neues gehört?" Nervös drehe ich mein Handy in den Händen, das seit einigen Stunden beharrlich schweigt, Ellie hatte mich darauf vorbereitet, dass sie wahrscheinlich nicht viel Zeit haben würde, mich auf dem Laufenden zu halten.

„Nein. Nicht wirklich, ich war noch in der Firma, Jasmin ist zu den Zwillingen. Soll ich gleich auf dich warten, dann kann ich dich noch nach Hause bringen."

„Wenn es keine Umstände macht, musst du nicht nach Hause zu deinen Kindern?"

„Die sind bei meiner Mutter gut untergebracht und wären wahrscheinlich sehr sauer, wenn ich sie vor dem Abendessen abholen würde, Oma hat ihnen Pfannkuchen versprochen. Wie war es in London?"

Ich beginne zu schwärmen, von der Stadt, von den Studios, von meiner Arbeit, ich habe in den letzten Wochen so viel geschafft, so viel mehr als in den letzten Monaten. Und ich habe noch mehr gemerkt, wie sehr mir dieses konzentrierte Arbeiten gefehlt hat. Umso mehr freue ich mich darauf jetzt wieder Zeit mit Ellie zu verbringen, ich habe sie und die Kinder vermisst und ich hoffe, dass Ivy und Noah mich noch erkennen.

Schnaufend haste ich durch die Krankenhausflure, irgendwie sieht alles gleich steril weiß aus und ich habe das Gefühl, hier schon drei Mal durchgelaufen zu sein. Endlich bleibe ich vor der Doppeltür stehen, auf der in großen Buchstaben das Wort Kreißsaal steht. Die Tür ist verschlossen und erst nach einigem Suchen entdecke ich die Klingel.

„Ja, wie kann ich helfen?", schnarrt es durch den kleinen Lautsprecher.

„Ich... Äh... Ich würde gerne zu Filippa Harris.", stammele ich und wische mir den Schweiß von der Stirn.

„Sind Sie der Vater?", wieder diese blecherne, unpersönliche Stimme.

„Nein... Ich... Ich..." Ja, wer bin ich eigentlich? „Ich bin... Der Lebensgefährte ihrer Mutter."

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt