Ellie
„Wie lange war ich nicht mehr richtig wandern?" Gierig sauge ich die Luft ein, die nur hier oben, früh am Morgen so rein und frisch ist. Jasmin und ich sind heute direkt im Morgengrauen aufgebrochen, um dem Strom der Tagestouristen zu entgehen. In den letzten zwei Tagen haben wir akribisch eine Tour ganz nach meinen Vorstellungen geplant. Die Vorfreude auf drei Tage in den Bergen hat tatsächlich die Angst meine Babys alleine zu lassen etwas überdeckt. Trotzdem konnte ich es nicht sein lassen, Patrick den ein oder anderen gut gemeinten Ratschlag da zu lassen. Der Umstand, dass Max Mutter angeboten hat, ein wachsames Auge auf die zwei Männer zu haben hat mich zusätzlich beruhigt.
Mit leichtem Schritt nehme ich die nächste Steigung in Angriff und bin froh, dieses Mal keine Rücksicht auf jemanden nehmen zu müssen. Jasmin ist gut im Training und hält mühelos mit meinem Tempo Schritt. Ich weiß, dass Patrick mir zuliebe irgendwann mitgekommen wäre, aber es ist doch angenehmer, jemanden an meiner Seite zu haben, der ähnlich leidenschaftlich ist wie ich und nicht bei jeder Kurve fragt, ob wir bald da sind. Viele Worte sind noch nicht zwischen Jasmin und mir gefallen, wir genießen beide die Ruhe, die uns umgibt und den schier endlosen Blick in die Ferne.
Am späten Vormittag legen wir eine erste, längere Rast ein, mit knurrendem Magen öffne ich meine Brotzeitbox und muss schmunzeln. Patrick hat sich wirklich Mühe gegeben, geschnittene Äpfel, Weintrauben, ein Käsebrot und ein Schokoriegel ist mit dabei, dazu zwei Thermosbecher, einen mit Kaffee, einen mit Tee. Ich versuche möglichst unauffällig auf mein Handy zu linsen, was zur Folge hat, dass sich Jasmin lautstark räuspert. „Ich dachte, du wolltest ein wenig abschalten und dann hältst du es noch nicht mal einen halben Tag durch, ohne auf dein Handy zu schauen? Was meinst du, was passiert ist? Wenn wirklich etwas schlimmes wäre, dann würden sich Max und Patrick telefonisch melden."
„Patrick war halt noch nie mit den Zwillingen alleine, was, wenn..."
„Man Ellie... Wenn du ihm nicht traust, dann können wir gerne umkehren und sind heute Nachmittag zu Hause und du kannst wieder auf deinen Kindern glucken oder du vertraust ihm und Max. Sie werden die Zwillinge schon nicht kaputt machen, glaub mir." Entschieden streckt sie die Hand aus und fordert mein Handy ein. Nur widerwillig rücke ich es raus, nicht ohne vorher noch einen Blick darauf zu werfen. „Gut, dann können wir ja jetzt weitergehen, oder brauchst du noch ein bisschen?" Kopfschüttelnd schultere ich meinen Rucksack und trotte neben Jasmin her. „Ich weiß, dass es schwer ist loszulassen, aber die zwei werden die Kinder schon schaukeln. Wovor hast du Angst?"
Ich zuck mit den Schultern, so genau weiß ich es wirklich nicht. „Patrick... Er... Er hat mal gesagt, dass er sich nicht so für Kinder interessiert, also zumindest früher war das wohl so, er wollte auch nie eigene. Es ist einfach komisch, dass er jetzt drei Tage lang mit ihnen alleine ist. Ich will ihm einfach nichts aufbürden, dass er hinterher bereut."
„Du? Ihm aufbürden?" Jasmins schallendes Lachen hallt von den Bergen wider. „Es war doch seine Idee, wenn ich dich an dieses kleine, unwichtige Detail erinnern darf. Max und er haben es angeboten und nun mach dich mal locker, ich hatte gedacht, dass wir hier heute ein bisschen Spaß haben und nicht Trübsal blasen, also... Bitte ein anderes Gesprächsthema!" Streng sieht sie mich an, dann müssen wir beide losprusten.
Ein paar Stunden später erreichen wir die Hütte, auf der wir übernachten werden. Da wir so früh aufgebrochen sind und nur wenige Pausen gemacht haben ist noch kaum jemand da. Nachdem wir unsere Schlafplätze belegt haben, wandern wir ein Stück von der Hütte weg und tauchen unsere Füße in den kühlen Bach. „Gott tut das gut!", seufze ich und plantsche etwas hin und her und lass mich dann rücklings ins weiche Gras fallen. „Hörst du das?"
„Mmh?", brummt Jasmin, die neben mir mit geschlossenen Augen im Gras liegt. „Ich hör nix."
„Eben!", seufze ich. „Es ist ruhig."
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Music my saviour
FanfictionPerfektionist trifft Chaotin, aber was tut man nicht alles um an Hilfe zu kommen. Ein Bestatter im tiefsten Niederbayern, der eigentlich keiner ist und eine junge Frau, die sich nur zu gerne um den Finger wickeln lässt. Ganz nebenbei soll sich ein C...