Teil 53

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Ellie
Unruhig wandere ich durch das Wohnzimmer, jeden Moment müssen sie ankommen, noch immer weiß ich nicht viel mehr als gestern Abend, Max und Patrick hüllen sich in Schweigen und Pippas Handyakku ist leer. Auch Jasmin sieht ähnlich ruhelos aus wie ich, sie hat ihre Kinder zu Max Mutter gebracht und wartet nun gemeinsam mit mir. Der Zeiger der Uhr wandert in nervenaufreibender Langsamkeit weiter, eine Minute fühlt sich an wie eine Stunde. Vor ungefähr einer Stunde habe ich die letzte Nachricht von Patrick bekommen, dass sie sich nun auf die letzte Etappe machen und demnächst ankommen. Als das Brummen eines Autos erklingt springe ich auf und renne zur Haustür, ungeduldig warte ich, bis Patrick den Motor abgestellt hat. Es dauert eine schiere Ewigkeit, bis sich endlich die Türen öffnen und erst Max und Patrick und dann Louis und Pippa aussteigen. Alle vier sehen unheimlich müde und geschafft aus. Ich renne Pippa entgegen und reiße sie in meine Arme, kann das laute Schluchzen nicht unterdrücken. Ich kralle mich in ihrem T Shirt fest und bemerke gar nicht, wie steif sie sich in meiner Umarmung macht. „Mom", murmelt sie und drückt sich etwas von mir weg.

„Du bist wieder da! Ich hatte solche Angst um dich! Zum Glück bist du gesund wieder da!", sage ich, dann wende ich mich Louis zu. „Und mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen. Was fällt dir ein? Was fällt dir ein einfach mit Pippa abzuhauen? Ich hatte immer gedacht, dass du vernünftig bist, aber anscheinend habe ich mich getäuscht.", zische ich und mache einen Schritt auf Louis zu. Pippa schiebt sich zwischen ihn und mich und funkelt mich böse an.

„Mom! Hör auf damit!", brüllt sie.

Ich merke den sanften Zug von Patricks Hand an meinem Ärmel und mache einen Schritt zurück. „Ellie, lass uns reingehen, wir müssen das nicht hier draußen besprechen und den Nachbarn eine Show liefern." Kaum dass wir im Haus sind, drückt er mich Richtung Couch. „Ihr setzt euch und ich mache uns jetzt einen Kaffee, ich denke, den können wir alle gut gebrauchen und dann reden wir, ganz in Ruhe und ohne Vorwürfe."

Ich schnaube und sehe Pippa an, die Patrick hilfesuchend hinterhersieht, seit wann sind die beiden so dicke miteinander?

„Also?" Fragend sehe ich meine Tochter und Louis an, beide sitzen eng aneinandergeschmiegt auf dem Sofa, Pippa sieht aus, als wenn sie die ganze Nacht durchgeweint hätte.

„Jasmin... Ellie... Also...", setzt Max an, doch Jasmin schüttelt unwirsch den Kopf.

„Nein, ich denke, wer alt genug ist, um abzuhauen ist auch alt genug, um zu sagen, was los ist. Also, warum seid ihr abgehauen?"

Ich zucke leicht zusammen, als Patrick hinter mich tritt und seine Hände auf meine Schultern legt, die ganze Atmosphäre ist angespannt.

„Wir bekommen ein Kind."

Einige Sekunden herrscht Totenstille, dann fällt Jasmin der Becher aus der Hand und schlägt mit einem Knall auf dem Boden auf. Nur langsam dringen die Worte zu mir durch, irritiert schüttele ich den Kopf, sehe erst Jasmin an, die weiß wie ein Bettlaken ist, dann Max, der betreten zu Boden sieht und schlussendlich fällt mein Blick auf Pippa, die nervös auf ihrer Unterlippe kaut. Abrupt stehe ich auf und gehe auf die Terrasse, mit allem habe ich gerechnet, aber nicht damit. Meine 15-jährige Tochter ist schwanger, was das bedeutet kann ich mir nur zu gut vorstellen. Ein weiteres Baby in diesem Haus, um das ich mich kümmern werden muss, damit Pippa irgendwie die Schule beendet.

„Hey Ellie..." Ich zucke leicht zusammen, als ich Patricks Stimme hinter mir höre. „Du wusstest es." Keine Frage, sondern eine Feststellung, von drinnen erklingen die hektischen Stimmen von Max und Jasmin, auch die beiden werden nicht begeistert sein, Großeltern zu werden.

„Ja, Pippa und Louis haben uns gestern reinen Wein eingeschenkt, ich habe letzte Nacht noch lange mit Pippa gesprochen, sie hat Angst... Sie hat Angst, dass du willst, dass sie abtreibt."

Music my saviourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt