4 - Frühstück

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Das schlechte Gewissen, dass ich Hudson etwas vormachte zerfraß mich. Ich konnte die Nacht kaum ein Auge zu machen und fühlte mich unglaublich schlecht mit ihm in einem Bett zu liegen. Am liebsten wäre ich einfach in mein Bett gegangen, aber das hätte nur weitere Frage aufgeworfen, die ich ihm nicht hätte beantworten können.

Es nagte an mir, dass ich meinem älteren Bruder wirklich zutraute, dass er mich von meinem Gefährten fern halten und mir nicht bei der Suche helfen würde.
Unter normalen Umständen hätte ich mich fest darauf verlassen, dass Hudson mir half und mich unterstützte, aber hierbei war ich mir einfach unsicher.
Das was auf dem Spiel stand war einfach zu viel.

So kam es, dass ich mich an diesem Samstag früher als gewohnt aus Hudsons Armen schlängelte, der noch leise schnarchte, und meine Morgenroutine alleine vollzog. Ich war der erste, der die Treppe hinunter kam und wurde in der Küche bereits von Papa begrüßt, der mir breit entgegen lächelte.

"Guten Morgen, Cosmo. Gut geschlafen?" Papas Haare standen wild vom seinem Kopf und er wirkte generell nicht so als wäre er schon richtig wach. Er trug nur ein T-Shirt von Dad, dass über seine Boxershorts hing, sodass diese nicht sichtbar war.
Ich hoffte zumindest innig, dass er eine trug und unter dem schwarzen Shirt nicht nackt war.
Er hatte eine Wasserflasche in der Hand und wirkte bei dem Versuch sie zu halten tapfer. Das Surren der Kaffeemaschine im Hintergrund bedeutete, dass Dad auch bald aufstehen würde. Papa trank keinen Kaffee, sondern bereitete morgens nur einen für Dad vor, während dieser noch im Bad war. 

"Morgen.", antwortete ich und verkniff mir ein Gähnen. Die Nacht war doch kürzer als gedacht. "Ja, war ganz angenehm.", beantwortete ich seine Frage eher unehrlich und holte eine Schüssel heraus um Müsli zu frühstücken. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, mein ratterndes Gedankenkarussell ließ meinen Magen eher rebellieren, aber ich musste etwas essen. Spätestens wenn Hudson herunterkam und ich nichts aß, würde gleich wieder Panik in dem Älteren ausbrechen. 

"Wollen wir zusammen frühstücken?" Papa stellte die Wasserflasche auf der Kücheninsel ab und lächelte zu mir hinauf. Er war gut eineinhalb Köpfe kleiner als ich und regte sich darüber oft genug auf. Er schwelgte immer wieder in Erinnerungen an früher, was für ein großer, stämmiger Beta er doch gewesen war. 
Würde es keine Bilder geben, würde ich es ihm wahrscheinlich nicht glauben. Heute erinnert er nicht einmal ansatzweise an einen Beta. Geschweige denn an groß und stämmig. Papa war im wahrsten Sinne des Wortes ein Omega. Ein Vorzeige Omega, wenn man so wollte. 

Ich nickte nur.

"Geht es dir gut, Liebling?" Völlig unvorhergesehen legte Papa seine Hand an meine Wange und musterte mich ernst. Seine Augenbrauen hatte er dabei leicht zusammengezogen und seine Lippen waren zu einem Strich gepresst. Der Schlaf war noch deutlich in seinen Augen zu sehen und es bereitete mir beinahe ein schlechtes Gewissen, dass ich die Sorgenfalte auf seiner Stirn zu so früher Stunde auslöste. 

Sollte... ich ihm davon erzählen? Er würde mich und meine Geschwister immer unterstützen, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Andererseits... er könnte mit Hudson sprechen und sobald Hudson etwas erfuhr... nein, daran wollte ich nicht denken. 
Das Risiko war zu hoch.
"Ja, alles gut.", antwortete ich deshalb und quälte mir ein seichtes Lächeln ab. Es war noch viel zu früh um Gefühle zu faken. 

Papa musterte mich noch einen Augenblick intensiv und nickte dann langsam, ich konnte ihm ansehen, dass er mich nicht ganz glaubte und war ihm wirklich dankbar, dass er nicht nachbohrte, ehe er sich daran machte den Küchentisch zu decken. Er rechnete offenbar nicht damit, dass meine Geschwister oder Eren bald aufstehen würden, denn er deckte nur für drei. 

Einen Augenblick später trat Dad mit einem breiten Grinsen in die Küche und zog seinen Gefährten gleich fest an seinen Körper. Papa keuchte dabei überrascht auf, versuchte sich kurz zu wehren, ehe er aufgab und sich stattdessen an Dads Brust kuschelte, der das mit einem zufriedenen Brummen kommentierte. 
"Guten Morgen, mein Ehemann.", schnurrte Dad mit kratziger Morgenstimme und schmiegte seine Nase gegen Paps Wange. Finn genoss das sichtlich. 

Jägersmann ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt