36 - Kai

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Weil ich völlig ausgelöst war und Kai offenbar spürte, dass ich mich in seinem Haus nicht wohl fühlte, hatte er mich kurzerhand auf seine Hüften gehoben und hinaus in sein Auto getragen. Dabei klammerte ich mich an meinen Gefährten, als wäre ich ein Ertrinkender und versuchte so viel von seiner Wärme und seinem Körperduft in mich aufzunehmen, wie möglich. Bei Kai zu sein, in seinen Armen, beruhigte mich schon so weit, dass zumindest meine Tränen stoppten.
Kaum hatten wir das schaurige Haus verlassen, fühlte ich mich deutlich wohler, wobei ich mich deswegen nicht von Kai löste, sondern mich noch enger an ihn drückte, aus Angst, dass er mich absetzen und alleine lassen würde.

Doch mein Gefährte konnte mit mir auf seinen Armen, der sich an ihn klammerte wie ein Äffchen, mit Leichtigkeit die Beifahrertür öffnen und ließ sich hineinfallen, sodass ich auf seinem Schoß saß. Er zog die Tür zu und betätigte die Zentralverriegelung, ehe er begann mir beruhigend über den Rücken zu streichen.

Ich barg mein Gesicht in seiner Halsbeuge, genoss die Nähe zu ihm und die Wärme, die von ihm abging. Außerhalb dieses Hauses, eingesperrt mit Kai in seinem Auto, abgeschottet von der Außenwelt, da fühlte ich mich sicher. Bei Kai fühlte ich mich sicher.

"Du willst wirklich Jäger werden?", fragte ich irgendwann leise, ohne von ihm abzurücken. Er hatte nicht versucht mich zum sprechen zu bekommen, er hatte mich still und mit seiner bloßen Anwesenheit beruhigt. Ich nestelte mein Gesicht weiterhin in seine Halsbeuge und inhalierte seinen Eigengeruch, der direkt an seiner Haut am stärksten war.

Ein zustimmendes Brummen kam von dem Blondschopf. "Förster um genau zu sein, aber mit der Zusatzausbildung selber jagen zu dürfen, damit ich meinen Wald selber bewirtschaften kann", erklärte er mir leise und strich weiterhin über meinen Rücken. Dass seine zweite Hand gefährlich knapp über meinem Hintern lag und er sie nur ein kleinen Stück von meinem Rücken nach unten schieben musste, um mich dort zu berühren, bemerkte ich ganz plötzlich und kam von diesem Gedanken dann gar nicht mehr ab.
Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er seine große Hand auf meinen Hintern legen würde?

"Stopfst du die toten Tiere dann auch aus?", murmelte ich zurückhaltend und setzte mich etwas auf, damit ich in sein schönes Gesicht sehen konnte. Seine Haarspitzen fielen ihm leicht in die Stirn, seine rehbraunen Augen strahlten Ruhe aus und obwohl er gerade nicht lächelte, sondern die Lippen sogar etwas zusammenkniff, sah er einfach wunderschön aus.
Kai war einfach unglaublich hübsch.

"Nein. Das ist ein krankes Hobby von meinem Dad. Ich persönlich mag das überhaupt nicht und mag es auch nicht, dass er es direkt in unserem Haus macht oder dass ein paar davon auch in unserem Wohnzimmer hängen." Kai nahm die Hand, die so knapp an meinem Hintern gelegen hatte, und strich mit seinem Daumen sanft über meine Wange.
"Gefährten bleiben ihr gesamtes Leben zusammen. Das haben zumindest meine Eltern gesagt."

Überrascht von diesem Themenwechsel nickte ich zögerlich. Das lockte Kai ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen und sein Griff um mich wurde spürbar fester.
"Der Gedanke gefällt mir gut", lächelte er und strich weiterhin mit der Daumenkuppe über meine Wange. Seine braunen Augen strahlten dabei so glücklich, dass meine Glücksgefühle gleich wieder Achterbahn fuhren. Die Geschehnisse im Haus waren bereits wieder völlig vergessen und in diesem Moment gab es nur Kai und mich. "Du gehörst jetzt zu mir, Cosmo. Wenn du nicht möchtest, dass ich Jäger werde, dann werde ich das nicht."

"Ich darf das entscheiden?", fragte ich perplex und zog meine Augenbrauen nach oben. Irgendwie überraschte mich das.
Meine Reaktion brachte Kai zum grinsen. "Wir entscheiden das zusammen, aber du hast mich jetzt schon voll in der Hand, Cosmo", schmunzelte er und lehnte sich vorsichtig zu mir. "Missbrauch deine Machtstellung nicht", säuselte er. Seine Nase straff meine und sein Atem, der gegen meine Lippen prallte, ließ mich aufgeregt schlucken.
Wir hatten uns seit dem Abend in meinem Zimmer nicht mehr geküsst und alles in mir schrie danach, den knappen Abstand zu überwinden und meine Lippen auf seine zu drücken. Ihn so nah bei mir zu haben, war wie hungrig vor seinem Lieblingsgericht zu sitzen. In diesem Moment konnte ich mich gar nicht entscheiden, ob ich ihn lieber weiterhin ansehen oder doch lieber küssen wollte.
Kai merkte offenbar meine Entscheidungsschwierigkeiten, denn im nächsten Moment spürte ich seine weichen Lippen auf meinen. Ein hingebungsvolles Keuchen entfloh meiner Kehle, das Kribbeln, das von meinen Lippen ausging, erfüllte meinen gesamten Körper, sodass ich automatisch näher an Kai rutschte. Meine Hände krallten sich in seine Haare, während beide seiner Hände auf meinen Rücken wanderten und mich ebenfalls enger an sich drückten.

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