Jägersmann ✓

31 - Abendessen

Nervös saß ich ungeduldig am Küchentisch und wartete darauf, dass Kai jeden Moment hier auftauchen würde. Sekündlich warf ich einen Blick auf die Uhr an unserer Küchenwand und seufzte mit den Nerven am Ende auf, als ich realisierte, dass es noch mindestens zehn Minuten dauern würde, bis er da sein würde.

Papa stand unterdessen in der Küche und bereitete das Abendessen vor, während Dad am Sofa saß und genauso gespannt wartete wie ich, nur eben aufs Essen und nicht auf Kai. Nachdem Dad Papa das bereits geschnittene Gemüse andauernd geklaut und gegessen hatte, wurde er aus der Küche verbannt, bis das Essen fertig war. Seit dem saß er beinahe schmollend auf dem Sofa und trippelte mit den Füßen nervös und wahrscheinlich hungrig auf den Teppich.

Papas gute Laune hielt auch den gesamten gestrigen Abend über an und auch der Tag heute war außerordentlich positiv umgegangen. Papa hatte vermehrt den Körperkontakt zu Dad gesucht, der darüber mehr als glücklich war und es sich nicht nehmen lassen konnte, seinen Gefährten mehrmals innige Küsse zu klauen. Keinen davon hatte Papa abgeblockt, stattdessen hatte er sich jedesmal nur enger an seinen Gefährten gedrückt.
Irgendetwas sagte mir, dass Dad heute endlich wieder im Schlafzimmer schlafen durfte.

Es schien als wäre alles wieder beim alten. Fast so als wäre Papas Trotzphase oder was auch immer das war nie da gewesen. Die positive Stimmung im Haus und der Fakt, dass ich meinen Gefährten endlich gefunden hatte, ließen mich auf Wolke sieben schweben.

Lediglich Hudson musste ich von Kai noch berichten, da dieser jedoch zurzeit nur selten zuhause war und ich es ihm persönlich sagen wollte, musste das warten.
Hudson hatte durch meine Krankheit die Schule ziemlich links liegen lassen, wodurch seine Noten deutlich gelitten hatten und Papa ihm verärgert die Leviten gelesen hatte, sodass Hudson nun mehrere Stunden täglich Nachhilfestunden hatte, damit er die anstehenden Tests nicht versemmelte. Die vergangene Nacht hatte er dann bei unseren Großeltern verbracht, denn kein anderer als Rolf war sein Nachhilfelehrer.

Morgen kam mein älterer Bruder dann endlich wieder nach Hause und dann wäre ich der erste, der ihn an der Haustür abfing und von den grandiosen Neuigkeiten erzählte.

Owen hingegen hatte ich nur eine kurze Nachricht geschickt, die er mit einem Daumen nach oben gewürdigt hatte. Kurz darauf hatte er mir noch geantwortet, dass er ihn kennenlernen wollte.

Und hier saß ich jetzt. Wartete nervös auf Kai.

"Papa, wo ist denn mein blaues Kleid? Das Sommerkleidchen? Das mit den Spagettiträger?" Josie kam mit einem breiten Lächeln auf den Lippen die Treppe hinunter und stibitzte sich wie Dad vorhin ein Stück Paprika vom Schneidebrett. Papa kommentierte das jedoch nicht, sondern trocknete sich nachdenklich die Hände ab.

"Das ist noch in der Wäsche." Papa nickte um seine Worte zu verdeutlichen, was Josie nur genervt stöhnen ließ.

"Aber Papa!", rief Josie empört aus und stemmte die Hände in die Seiten. "Eren und ich fahren morgen weg. Das wollte ich unbedingt mitnehmen. Es gefällt ihm so gut", jammerte mein Schwester und schob ihre Unterlippe theatralisch vor.

"Kein Problem, Spätzchen. Ich mache heute sowieso noch die Wäsche, dann ist es morgen trocken. Ihr fahrt doch eh erst abends", beschwichtigte Papa seine Tochter und strich liebevoll eine ihrer langen, schwarzen Strähnen hinter ihr Ohr.

Josie begann daraufhin sofort wieder breit zu strahlen und hüpfte fröhlich die Treppen hinauf um wohl noch weiter zu packen.

"Ich bin immer noch nicht einverstanden damit", murrte Dad und kam zu uns in die Küche. Trost suchend schlang er seine Arme fest um Papa und barg sein Gesicht in dessen Haaren. Papa grinste nur frech.
"Du hast dein Ok schon gegeben. Jetzt kannst dus nicht mehr zurücknehmen", schmunzelte Papa und stellte sich auf die Zehenspitzen um Dad einen sanften Kuss zu geben.