6 - Owen

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Der Rotschopf wand sich von mir ab und folgte schnellen Schrittes seinen Freunden, Bekannten oder in welchem Verhältnis sie auch standen. Ich sah ihm einfach nur irritiert hinterher, ehe ich mich auf dem leeren Vorplatz umsah. 

Das Kino war noch immer geschlossen, dementsprechend leer war es hier auch. 
Um genau zu sein, war ich der einzige, der hier weit und breit zu sehen war. Angestrengt versuchte ich einen Geruch zu erhaschen und nachvollziehen zu können, warum die anderen so plötzlich verschwunden waren, aber da außer dem Duft der Jugendlichen nichts in der Luft hin, zuckte ich nur mit den Schultern. 

Vielleicht haben sie sich einfach nur gegenseitig nervös gemacht und waren deswegen so plötzlich verschwunden. Immerhin hatte ich keine Ahnung über die direkten Verhaltensweisen von Katzenwandlern.

Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick über den leeren Platz schweifen, ehe ich mich auf den Weg zurück zum Auto machen wollte, als ich plötzlich ein seltsames Geräusch wahrnehmen konnte. Neugierig blieb sich stehen und lauschte den mir unbekannten Ton. 

Es war unglaublich hoch, ein Piepsen, aber nicht natürlichen Ursprungs.
War jemandem seine CD hängen geblieben oder war die Verbindung des Radios abgebrochen? Was war dieses Geräusch? 

Es wurde sekündlich lauter und hallte bald unangenehm in meinen empfindlichen Wolfsohren wider, sodass ich mir Schutz suchend die Hände über die Ohren schlug. 
Kann nicht jemand, dieses Geräusch ausschalten? Was war das? 

Meine Hände dämpften den hohen Ton jedoch leider nicht genügend ab, wodurch ich es langsam mit der Angst zu tun bekam. Mit vorsichtigen Schritten, das Geräusch drang derart in meinen Kopf, dass ich das Gefühl hatte, mein Hirn würde gleich zu Brei zerlaufen, versuchte ich in Richtung des Parkhaues zu gehen, in dem mein Wagen stand. 
Mein Instinkt sagte mir, dass ich hier schnellstmöglich weg musste. Hier war ich nicht sicher. 

Nach wenigen Schritten gaben jedoch meine Knie unter mir nach, wodurch ich mit einem erstickten Laut zusammensackte. 

Das Geräusch wurde immer unerträglicher. Ich presste meine Hände immer fester auf meine Ohren, betete, dass es schnell aufhören würde und versuchte dabei zumindest meine Atmen konstant zu halten. 
Kieselsteine auf dem gepflasterten Platz drückten unangenehm in meine Stirn und auch meine Knie schmerzten auf dem harten Untergrund. 

Ich wollte mich wieder aufsetzten, so versuchen wieder aufstehen zu können. Ich wollte mich hochhieven und weitergehen.

Plötzlich drang ein lieblicher Geruch in meine Nase.
Nicht der meines Gefährten, aber einer der dem meines Gefährten beinahe zum Verwechseln ähnlich war. Interessiert schnupperte ich weiter, versuchte den Unterschiede zu dem meines Gefährten herauszufiltern und gleichzeitig mein Herz vom schneller schlagen abzuhalten. Die Ähnlichkeit des Duftes brachte meine Wolf ebenfalls in Aufruhr, aber da der anhaltende Ton nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Wolf schwächte, konnte er sich nicht so sehr darüber freuen als in jeder anderen Position. 

Die Person musste beinahe eine Verbindung zu meinem Gefährten haben, andernfalls wäre der Geruch nicht so ähnlich.

Ich wollte aufsehen, wollte meinen Kopf vom Asphalt wegheben, aber meine Muskeln zuckten unter dem unerträglichen Geräusch und gehorchten mir nicht mehr. Ich konnte lediglich meine Hände auf meine Ohren pressen und weiter atmen. 

Der Duft wurde immer intensiver, aber außer meinem Geruchssinn waren alle anderen Sinne durch dieses Geräusch eingeschränkt, wodurch ich die sich mir nähernde Person nicht anderweitig wahrnehmen konnte.
Die stärker werdenden Duftnote trieb die ohnehin vorhandene Panik weiter durch meine Adern. Irgendjemand bewegte sich auf mich zu und ich konnte mich nicht bewegen. Ich könnte mich nicht wehren. 

Jägersmann ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt