Die Trauer über Annes Tod zog auch Tage später die Freude über die neugeborenen Kinder runter. Die Nachricht hatte das gesamte Rudel erschüttert, da sie sich durch ihre freundliche und hilfsbereite Art schnell Freunde gemacht hatte und von jedem sehr gemocht wurde. Sie boten alle gleich ihre Hilfe an, damit Nathan und Bernard sich ganz auf ihrer neuen Aufgabe als frisch gebackene Eltern konzentrieren konnten.
Kai und ich kümmerten uns um ihre Beerdigung und leiteten alles in die Wege, damit an diesem Tag alles reibungslos ablief. Es war ein trauriger Tag, an dem niemand auch nur einmal lächeln konnte. Ein dunkler Schatten hatte sich über uns alle gelegt und es fiel uns schwer darüber hinweg zu kommen.
Nathan und Kai hatten direkt am nächsten Tag einen DNA Test gemacht, aber das Resultat war noch nicht da. Während Nathan sich nicht weniger darum scheren konnte, fieberte Kai dem Ergebnis sehr entgegen.
Nathan wollte uns auch nicht weiter klären, wie Anne auf diese Vermutung kam, wahrscheinlich weil er Kai keine falschen Hoffnungen machen wollte. Denn mein Gefährte versuchte es zwar nach Außen hin zu verstecken, aber er hoffte innig, dass Nathan sein Bruder war. Er wollte unbedingt wissen, wo er herkam und so kurz vor richtigen Antworten zu stehen und trotzdem noch abwarten zu müssen, musste für Kai der Horror sein.„Schau dir meinen Bauch an", lächelte Ian und strich über seinen dicken Bauch. Austin daneben schüttelte nur den Kopf. In den letzten wenigen Tagen hatten die beiden wieder ziemlich an Bauchumpfang gewonnen. Und während Ian sich darüber ungemein freute, versuchte Austin mit übergroßen Oberteilen seinen Bauch zu verdecken.
„Gut siehst du aus, Ian", lächelte mein Gefährte und streichelte mit Ians Erlaubnis vorsichtig über den prallen Bauch. Mittlerweile wussten Ian und Eren auch, dass sie drei Kinder bekamen. Deswegen hatte Ians Bauch auch schon eine gewisse Größe, mit der Austin nur mithalten konnte, weil seine Kinder einfach schon etwas älter und daher etwas größer als Ians waren.
„Du siehst auch gut aus", grinste ich Austin zu und wuschelte durch seine Haare, was ihn genervt schnauben ließ.
„Darf ich deinen Bauch sehen?", fragte Phili mit großen Augen und lehnte sich vorsichtig in Austins Richtung. Er zögerte sichtbar. Das Geschwisterband zwischen den beiden hatte sich in der Zeit hier deutlich gefestigt und Austin war zum perfekten großen Bruder mutiert. Deswegen wunderte es mich auch nicht, als er schlussendlich nickte.
Er setzte sich etwas weiter auf und zog mit einem angesäuerten Gesichtsausdruck den Stoff seines Oberteils nach oben, bis man seinen Bauch gut sehen konnte. Philis Augen wurden gleich groß und er kicherte leise, ehe er seine kleine Hand nach der Kugel ausstreckte.
„Er ist zwar dein Bruder, aber du musst ihn trotzdem erst fragen", ging Owen dazwischen, bevor Austin seinen Bruder anmotzen konnte. Austin hatte dafür sogar schon einen Mund geöffnet.
Phili sah erst überrascht zu seinem Gefährten. „Darf ich?", fragte er dann mit piepsiger Stimme und kicherte erneut, als Austin seufzend nickte.
„Du hast keine Dehnungsstreifen. Das ist echt unfair", meckerte Ian und zog sein Oberteil wieder über seinen Bauch.
„Tja", kam es trocken von Austin, der seinem Bruder dabei zusah, wie er mit kreisenden Bewegungen über die gespannte Haut streichelte. Phili war der einzige, dem er ab und an erlaubte seinen Bauch zu berühren. Alle anderen durften nicht einmal in seine Nähe kommen.
Ich wusste, dass Austin unglücklich war, auch wenn er angestrengt versuchte es vor uns allen zu verstecken. Es fiel ihm schwer etwas mit uns zu unternehmen und war lieber für sich. Wahrscheinlich weil er nicht sehen wollte, dass wir alle eine Beziehung führten, während er ganz alleine war.
Auch wenn er nicht alleine war. Wir waren für ihn da. Wir alle.
Wir konnten zwar keinen Partner und erst recht nicht Hudson ersetzen, aber wir brachten ihn ab und an zum Lächeln und das war für uns schon genug.
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Jägersmann ✓
WerewolfFortsetzung zu Degradierung - vom Beta zum Omega.❗️ Die Jagdtrophäen, die in ekelhaft großer Anzahl an den Wänden hingen, und dem Raum eine schaurige Atmosphäre verpassten, lösten einen gewissen Ekel in mir aus. "Mein Vater ist Jäger in fünfter Gene...