40 - Kais Mutter

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Wir waren uns einig, dass ein überstürzter Angriff nichts bringen würde, vor allem, weil wir nicht einmal wussten, wo wir angreifen sollten, weshalb wir nun gesammelt um den Küchentisch saßen und einen Plan ausarbeiteten. Aufgrund der wenigen Informationen, die wir hatten, und angesichts unserer verschwindend geringen Anzahl, durften wir wirklich nichts überstürzen.

Ich hatte auch Owen kontaktiert und der Katzenwandler war bereits auf dem Weg zu uns. Jede Person, die uns helfen konnte, war gerne gesehen und ich konnte Dad ansehen, dass er am liebsten sein komplettes altes Rudel herkommen lassen würde, um seine Tochter zu retten.

Doch je mehr Wandler wir in die Gegend holen würden, desto gefährlicher würde es für jeden Einzelnen werden und ich kannte Dad gut genug, dass er nicht ohne Weiteres Leben gefährdete. Auch, wenn es um seine eigene Tochter ging, war Dad noch rational genug, um sich wirklich Gedanken zu machen.

Eren dagegen hatte sich zwar noch immer nicht wirklich beruhigt, aber er wusste, dass gerade volle Konzentration gefordert war, wodurch er seinen Groll gegen Kai nach hinten schob und sich mit dem Ausklügeln von Plänen ablenkte und dabei dauerhaft in Konfrontation mit Dad war, weil Eren am liebsten alles komplett anders machen würde. Da Hudson jedoch aufs Dads Seite war und Eren gegen seinen Alpha nicht ankam, musste er sich wohl aber übel beugen.

Ian war bei Papa im Schlafzimmer, da es ihm nicht sehr gut ging, und auch Ian sehr mit der Situation zu kämpfen hatte. Anne bereitete gerade Tee für die beiden zu und hielt sich wie ich größten Teils aus den Gesprächen heraus, während die sonst noch anwesenden Männer laut diskutierten.

Ich saß auf Kais Schoss hielt beide seiner Hände fest in meinen und drückte meinen Rücken gegen seine Brust. Ich spürte sein Herz kräftig schlagen und war froh, dass er sich mittlerweile auch ein wenig beruhigt hatte und vor allem bei mir geblieben war. Ich spürte dennoch seine anhaltende Unruhe und in Anbetracht der Dinge war das gar nicht verwerflich.

„Nein!", knurrte Dad, nachdem Eren abermals einfach auf Losstürmen plädiert hatte, und schlug kräftig auf den Holztisch. „Eren verdammt nochmal. Wir wollen sie retten, nicht noch mehr in Gefahr bringen", zischte der ehemalige Alpha und strich sich angestrengt durchs Gesicht. „Glaube mir, mir liegt genauso viel daran sie sicher daraus zu holen wie dir, also vertrau mir doch ein wenig", fügte Dad beinahe erschöpft hinzu und setzte sich neben Hudson auf einen Stuhl.

Eren erwiderte daraufhin nichts, schoss jedoch auch nicht weiterhin gegen Dad.

Kurz kam eine unangenehme Stille auf, in der jeder fieberhaft versuchte irgendwie eine Lösung für diese ausweglose Situation zu finden, als es an der Tür klingelte. Ich sprang sofort auf und riss die Tür auf, um Owen hereinzulassen, stockte jedoch in der Bewegung als ich nicht meinen besten Freund vor der Tür vorfand, sondern Kais Mutter.

Ihre dunklen Haare waren in einem strengen Pferdeschwanz zusammengefasst und der Bleistiftrock mit der weißen Bluse passte überhaupt nicht zu ihrem verheulten Gesicht. Dicke Tränen rannten über ihre roten Wangen und verwischten ihren Mascara, der bereits schwarze Schlieren gezogen hatte.

„Hallo Cosmo, ist Kai hier?", fragt sie noch bevor ich irgendetwas sagen konnte und strich sich mit zitternden Händen die ohnehin glatte Bluse glatt. Eher ein Akt der Nervosität als wirklich aus einem Handlungsgrund heraus.

„Mum?" Kai trat hinter mir an die Tür heran, ihm war natürlich nicht entgangen, dass sie hier war, dabei legte er einen Arm schützend um eine Taille und schob mich vorsichtig hinter seinen Rücken.

Obwohl Kai vorhin noch für seinen Vater eingestanden war und ihn vor meiner Familie verteidigt hatte, misstraute er seiner Mutter anscheinend so sehr, dass er sogar mich vor ihr beschützen wollte und sich vor mir aufbaute, damit ich hinter seinem Rücken versteckt war.

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